Pinkwart: Deutschland hat Scheel viel zu verdanken

20.10.2006 Reden FDP-Landesverband NRW

Ehrung anlässlich der 60-jährigen Mitgliedschaft von Walter Scheel in der FDP Begrüßung durch den FDP-Landesvorsitzenden und Innovationsminister des Landes NRW Prof. Dr. Andreas Pinkwart anlässlich der Ehrung des Bundespräsidenten a.D. und FDP-Ehrenvorsitzenden Walter Scheel zur 60-jährigen Mitgliedschaft in der FDP am 20. Oktober 2006 im Wallraf-Richartz-Museum, Köln Lieber Herr Scheel, sehr verehrte Frau Scheel, sehr geehrte Damen und Herren, es ist mir eine besondere Freude und Ehre Sie, lieber Herr Scheel, gemeinsam mit Ihrer Gattin, herzlich hier in Köln begrüßen zu dürfen. Der FDP-Bundesverband, der nordrhein-westfälische Landesverband und der Kreisverband Köln möchten Sie heute ehren und Ihnen Dank sagen für Ihren sechs Jahrzehnte währenden Einsatz in der Freien Demokratischen Partei. Im diesem Jahr feiern viele Orts-, Kreis- und Bezirksverbände der FDP, ebenso wie das Land NRW, ihr 60-jähriges Bestehen. Die Entstehung der liberalen Partei und ihre Erfolge in Nordrhein-Westfalen und Deutschland sind untrennbar mit dem Namen des späteren Bundespräsidenten und heutigen Ehrenvorsitzenden der FDP, mit Ihrem Namen, lieber Herr Scheel, verbunden. Schon als 29-Jähriger bekleideten Sie Ihr erstes politisches Mandat in Ihrer Heimatstadt Solingen. Bei der Kommunalwahl 1948 zogen Sie als Stadtverordneter in den Rat der Stadt Solingen ein, 1950 folgte die Mitgliedschaft im Landtag von NRW. Daran schließen sich viele bedeutende öffentliche Ämter und Mandate an: Sie vertraten die nordrhein-westfälischen Liberalen im Deutschen Bundestag und auch in den Gründungsstunden des Europäischen Parlaments. Nach der Bundestagswahl 1961 traten Sie in das Kabinett von Bundeskanzler Konrad Adenauer als Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit ein. Von 1969 bis 1974 gestalteten Sie die Außenpolitik der Bundesrepublik Deutschland und waren Stellvertreter des Bundeskanzlers Willy Brandt. 1974 wurden Sie - nach Theodor Heuss - zum zweiten liberalen Bundespräsidenten der Bundesrepublik Deutschland gewählt. Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich möchte das für die Freien Demokraten ausdrücklich sagen: Wir sind stolz auf diese einzigartige politische Laufbahn unseres Parteifreundes Walter Scheel. Ich meine aber mit Recht ergänzen zu dürfen: Deutschland hat diesem Bundespräsidenten viel zu verdanken. Wir alle können stolz sein auf diesen Mann, der mit seinem jahrzehntelangen politischen Einsatz die Politik in Deutschland und die Politik Deutschlands in der Welt maßgeblich geprägt hat. In den Jahren seines politischen Wirkens als Außenminister und Bundespräsident hat sich unsere Gesellschaft tief greifend gewandelt. Weit über Partei und nationale Grenzen hinaus gilt Walter Scheel als Symbolfigur des demokratischen Aufbruchs, des Fortschritts und der dazu gehörigen liberalen Lebens- und Verhaltensformen. Sie vereinen liberale Geisteshaltung und liberales Lebensgefühl in formvollendeter Weise – und dies mit Heiterkeit und Härte. Mit Walter Scheel verbinden wir einen entschlossenen, unermüdlichen und kämpferischen Einsatz für eine neue Deutschlandpolitik. Auch gegen den massiven Widerstand aus den eigenen Reihen und vor allem aus der damaligen Opposition setzte er Ende der 60er und Anfang der 70er Jahre gemeinsam mit Bundeskanzler Willy Brandt die neue Ostpolitik durch und schuf damit die Grundlage für die spätere, lang ersehnte Deutsche Einheit und den europäischen Einigungsprozess. Als erster deutscher Außenminister reisten Sie zu einem offiziellen Besuch nach Israel. Ihre Außenpolitik machte es möglich, die offiziellen diplomatischen Beziehungen zur damaligen DDR, zur UdSSR, zu Polen, zur Tschecheslowakei und zu China aufzunehmen. In Ihrer Amtszeit als Außenminister wird Deutschland Mitglied der Vereinten Nationen. Vor allem ist es Ihnen gelungen, die deutsche Neuorientierung zu den östlichen Nachbarn eben nicht in Abgrenzung zu unseren atlantischen Bündnispartnern zu vollziehen. Sie haben sich vielmehr erfolgreich darum bemüht, das gewachsene Bündnis mit dem Westen und die neue Ostpolitik in Einklang zu bringen. Walter Scheel entzieht sich den landläufigen Beurteilungs- und Bewertungskriterien. Er ist für uns Synonym für das Außergewöhnliche, für das noch nicht da gewesene in einer Disziplin der Staatskunst, die viele für die höchste erachten, die Außenpolitik. Es ist für uns eine besondere Ehre und Freude, dass wir diese Feier anlässlich der 60-jährigen Mitgliedschaft von Walter Scheel in der Freien Demokratischen Partei mit solch hochrangigen Gästen begehen können. Vier der bisherigen neun Bundespräsidenten waren Politiker aus unserem Bundesland. Walter Scheel hat sich trotz seiner herausragenden und verantwortungsvollen Aufgaben auch immer als lebendiger Rheinländer, als bekennender Nordrhein-Westfale gezeigt. Wir freuen uns deshalb besonders, den Ministerpräsidenten des Landes Nordrhein-Westfalen, Dr. Jürgen Rüttgers, begrüßen zu dürfen. Auch zu uns sprechen wird der ehemalige Bundesminister und langjährige Weggefährte von Walter Scheel. Wir freuen uns sehr, Herrn Prof. Egon Bahr heute begrüßen zu dürfen. Die Freien Demokaten sind stolz auf alle drei Ehrenvorsitzenden. Und wir freuen uns besonders, dass wir mit ihnen gleich drei herausragende Persönlichkeiten zu uns zählen dürfen, deren unschätzbarer Erfahrungsschatz auch heute noch gebraucht wird, deren Wort für uns großes Gewicht und Bedeutung hat. Begrüßen Sie mit mir die Ehrenvorsitzenden der FDP Hans-Dietrich Genscher und Dr. Otto Graf Lambsdorff. Meine sehr geehrten Damen und Herren, als Walter Scheel im Jahr 1968 zum Vorsitzenden der Freien Demokratischen Partei gewählt wurde, regierte in Deutschland die Große Koalition. Auch heute ist der Oppositionsführer ein Liberaler: Ich begrüße den Partei- und Fraktionsvorsitzenden der FDP, Dr. Guido Westerwelle. Begrüßen Sie außerdem mit mir die beiden früheren Vorsitzenden der FDP Dr. Klaus Kinkel. Was schenkt man einem solch erfolgreichen Staatsmann und Politiker aus Anlass eines so schönen Ereignisses? In der Ihnen eignen Bescheidenheit und dem Ihnen eigenen Selbstbewusstsein haben Sie Ihren Wunsch an Ihre Partei, lieber Herr Scheel, uns heute bereits per Interview in dicken Lettern übermittelt: Sie möchten die FDP auch im Bund wieder in der Regierung sehen. Und Sie haben die Hoffnung geäußert, dass Sie darauf nicht bis zum 100sten Parteijubiläum warten müssten. Lieber Herr Scheel, Ihr Wunsch ist uns Befehl.

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