"Die Menschen draußen"

„…oder so“ – Die Kolumne von Maren Friedlaender

29.04.2017 Meldung FDP-Kreisverband Köln

2017 - das Superwahljahr. Da erinnert sich der Politiker, dass es tatsächlich so etwas wie das Wahlvolk gibt. Ja, das muss man manchen Politikern erklären. Regieren geht nur, wenn gewählt wird, also Wahlen gewonnen werden. In Wahlzeiten geht der Politiker auf die Jagd nach dem Bürger da draußen, lockt ihn mit so verheißungsvollen Sprüchen wie „NRWIR“ oder treibt ihn mit Bildungsversprechen vor seine Flinte. Aber wo scheucht man das scheue Wähler-Reh auf? Draußen natürlich. Wähler sind die „Menschen draußen“. Die Formel hat gerade wieder Hochkonjunktur. 

Wer sind die denn, diese Menschen draußen? Die Menschen draußen riechen nach billigem oder teurem Parfum. Die Menschen draußen sind gesund oder krank, haben Probleme, gehen zur Arbeit. Sie trinken - manchmal einen zu viel, wollen Spaß und nachts gut schlafen. Die Menschen draußen haben nur ein Leben, hatten eine gute Kindheit, eine schlechte Kindheit, besuchten tolle Schulen, miese Schulen, hatten Superlehrer oder Vollpfosten. Die Menschen draußen sind ganz verschieden. Sie hatten Pech und Glück, reiche Eltern und arme Eltern, fleißige, faule, trinkende, schlagende Eltern. Neben der Arbeit züchten sie Tauben, füttern Kaninchen, trainieren im Boxverein, spielen Fußball und Skat, schunkeln im Karneval, schrauben an Motorrädern, stehen im Stau auf der A4, zahlen Steuern, Abfallgebühren, Parktickets und Energie-Cents. Die Menschen draußen sind - wir, wir alle, bis auf die da drinnen. Denn, logisch, wo es ein Draußen gibt, da ist auch ein Drinnen. 

Vielleicht ist das so: Die Politiker-Floskel über die „Menschen draußen“ verrät eigentlich mehr über das Denken der Menschen drinnen, über die, die glauben, sie seien drinnen, weil sie Politik betreiben. Und wer ist denn nun drinnen? Die Dauergäste bei Maischberger, Illner, Plasberg und Co.? Oder muss man die Türen der Hinterzimmer von „Päffgen“, „Früh am Dom“ und beim „Einstein“ „Unter den Linden“ aufreißen, um die drinnen zu erwischen? Man kann es auch mal in den Parlamenten versuchen. Ziemlich laut dort. Zuhören haben manche drum verlernt, auch weil sie ja verantwortlich sind für das ganz Große und große Ganze. Aber in Wahlzeiten buhlen sie twitternd um Aufmerksamkeit, röhren wie der Hirsch in der Brunftzeit. Der Wähler reibt sich die Augen: unsortiert, manchmal zornig und gewiss irritiert von denen, die immer wieder von „den Menschen draußen“ reden. Sprache ist verräterisch. Hören Sie gut hin, wer sie als nächstes benutzt, diese Floskel. Und auf gute Kölner Art rufen wir mit Blick auf die da drinnen dann: Wolle mer se rauslasse oder so...

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Maren Friedlaender

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