Im Gespräch mit Volker Görzel
Görzel: Ich weiß, wie man organisiert, führt und wirtschaftlich denkt
01.06.2025 Meldung KölnLiberal

SW: Sie haben Ende vergangenen Jahres den Fraktionsvorsitz von Ralph Sterck übernommen. Machen sich die neuen Machtverhältnisse in Berlin bei der Ratsarbeit in Köln bemerkbar?
VG: Nein. Der Regierungswechsel in Berlin hat kaum Einfluss auf die kommunale Politik. Wir arbeiten im Kölner Stadtrat sehr sachorientiert und lassen uns nicht von parteipolitischen Entwicklungen auf Bundesebene leiten. Die Herausforderungen und Lösungen hier vor Ort haben ihre eigene Dynamik – und daran richten wir unser Handeln aus.
SW: Sind gehen im September auch als OB-Kandidat der Kölner Liberalen ins Rennen. Sind Sie schon im Wahlkampfmodus?
VG: Ja, absolut. Ich habe derzeit täglich zwei bis drei wahlkampfbezogene Termine – das Interesse in der Stadtgesellschaft ist spürbar groß. Es gibt bereits jetzt eine Vielzahl von Podiumsdiskussionen und Veranstaltungen, bei denen ich mit den Menschen ins Gespräch komme. Parallel läuft die inhaltliche und organisatorische Vorbereitung für die heiße Phase der Kampagne im Sommer. Es ist viel Arbeit, aber auch eine spannende und motivierende Zeit.
SW: In Köln gibt es ja eine ganze Menge zu tun. Wo sehen Sie die aktuellen Brennpunkte in der Stadt?
VG: Mir geht es um eine saubere und sichere Stadt – denn das betrifft jeden Einzelnen im Alltag. Müll, Schmuddelecken und ein Gefühl der Verwahrlosung darf es in einer Stadt wie Köln nicht geben. Der öffentliche Raum muss wieder ein Ort sein, an dem man sich wohl und sicher fühlt. Zweitens: Der Verkehr in Köln muss neu gedacht werden. Besonders wichtig ist mir dabei der unterirdische Ausbau der Ost-West-Achse – damit wir die Innenstadt entlasten und Mobilität endlich flüssiger und zuverlässiger machen. Drittens: Köln braucht wieder mehr wirtschaftliche Dynamik. Wir müssen Gründerinnen und Gründer, Handwerksbetriebe und Unternehmen stärker unterstützen – denn eine starke Wirtschaft sichert Arbeitsplätze und finanziert das Gemeinwohl. Und nicht zuletzt: Die Verwaltung muss bürgerfreundlicher werden. Wer ein Anliegen hat, soll es schnell, digital und unkompliziert erledigen können – ohne Frust, Warteschleifen oder Papierkrieg.
SW: Wenn Sie zum Oberbürgermeister gewählt werden: Was würden Sie zur Chefsache machen?
VG: Ganz klar: Ich würde die Themen Sauberkeit, Sicherheit, Verkehr und eine funktionierende Verwaltung zur Chefsache machen. Denn das sind die Dinge, die den Menschen im Alltag wirklich begegnen – auf dem Weg zur Arbeit, beim Gang zum Amt oder beim Spaziergang durch die Stadt. Ich will, dass Köln wieder zuverlässig funktioniert. Dafür braucht es klare Prioritäten, schnellere Entscheidungen und eine Stadtspitze, die hinschaut, anpackt und Verantwortung übernimmt. Ich will Köln nicht nur verwalten – ich will es gestalten.
SW: Sie sind hauptberuflich als Rechtsanwalt tätig. Wie bekommen Sie Arbeit und Politik unter einen Hut?
VG: Das gelingt mir durch Disziplin, Struktur – und ein starkes Team. Drei Mal pro Woche starte ich morgens im Fitnessstudio, danach folgen berufliche Termine bis in den Nachmittag und anschließend politische Verpflichtungen. Dazwischen viele Telefonate, Besprechungen und Videokonferenzen. Ich führe eine Kanzlei mit rund 30 Mitarbeitenden – das heißt: Ich bin nicht nur Rechtsanwalt, sondern auch Unternehmer. Aus dieser Doppelrolle ziehe ich wertvolle Erfahrungen und kenne die Herausforderungen, vor denen Unternehmen, Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer täglich stehen. Als Fachanwalt für Arbeitsrecht blicke ich zudem tief in die Strukturen von Betrieben – ich kenne Unternehmen auch von innen. Und das Besondere ist: Wir beraten in meiner Kanzlei überparteilich und lagerübergreifend – Arbeitgeber, Arbeitnehmer und Betriebsräte. Dieser Erfahrungsschatz aus ganz unterschiedlichen Perspektiven ist unbezahlbar – und ich bringe ihn jeden Tag aktiv ein. Das unterscheidet mich klar von meinen Mitbewerbern um das Amt des Oberbürgermeisters: Ich bin der Einzige, der in der freien Wirtschaft arbeitet, der Verantwortung für ein eigenes Unternehmen trägt – und nicht vom Staat lebt. Ich weiß, wie man organisiert, führt und wirtschaftlich denkt. Genau das braucht Köln jetzt.
SW: Wie entspannt sich Volker Görzel nach so einem Arbeitstag?
VG: Ich habe ein heiliges Ritual mit meiner Frau – jeden Abend setzen wir uns mit einem Glas Wein auf die Terrasse und lassen den Tag Revue passieren. Wir sprechen über das Tagesgeschehen, aber auch über Familie und private Themen. Das ist für mich nicht nur Entspannung, sondern auch ein wichtiger Ausgleich und eine schöne Konstante im Alltag.
SW: Haben Sie einen Lieblingsplatz in Köln?
VG: Köln hat so viele wunderbare Orte – und da ich viel mit dem Fahrrad unterwegs bin, komme ich oft an inspirierenden Ecken vorbei. Natürlich sind der Dom und die großen Sehenswürdigkeiten Highlights, die ich immer wieder schätze. Mein ganz persönlicher Lieblingsplatz ist aber der Fähranleger in Langel, ganz im Norden der Stadt. Der Ort hat etwas fast schon Touristisches – man schaut auf den Rhein, spürt die Ruhe, und das Ganze ist ein toller Ausgleich zur oft hektischen und dynamischen Innenstadt. Dort kann ich durchatmen und neue Energie tanken.
SW: Herzlichen Dank für das Gespräch
(Das Gespräch führte Stephan Wieneritsch)
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