"Bildung in Ruinen"

„…oder so“ – die Kolumne von Maren Friedlaender

25.06.2016 Meldung FDP-Kreisverband Köln

Im Wettbewerb um die am häufigsten verwendete Schlagzeile macht derzeit das Rennen: „Europa am Scheideweg“. Meine ganz persönliche Statistik. Vor ein paar Wochen habe ich mit meiner Charmeoffensive „Kiss a Brit“ nochmal alles gegeben; vorsichtshalber aber schon mal zwei Paletten Earl Grey Tea und royale Orangen-Marmelade auf Vorrat bestellt. Fish and Chips mochte ich eh nie. Auf das englische Essen können wir wohl am ehesten verzichten. Ach, ob die Briten jetzt den Kanaltunnel zuschütten? 

Das Hemd ist mir sowieso näher als die Hose. Deshalb schweift der Blick weg vom Grenzzaun hin to my own backyard, wo der Engländer bekanntlich nichts Unerfreuliches vorzufinden wünscht.

1000 Grundschulleiter fehlen, vor allem in Berlin und NRW. Merkt auch die ZEIT in dieser Woche. Ach, sie fehlen? Haben Journalisten keine Kinder? Schon mal in einer Schulkonferenz gesessen? Über Diebstahl, Sauberkeit, ADHS, Zwangsteilnahme am Kinderkarnevalszug bei minus 10 Grad geschwiegen? Über Bockwurst aus Putenfleisch und stinkende Klos? Vergammelte Turnhallen und kaputte Schreibpulte? Und jetzt der Artikel – glatt zehn Jahre zu spät.

Bildung in Ruinen! Aber auch das muss gesagt werden: Da sind noch einige beseelte Lehrer. Auch sie getrieben von doppelnamigen Parteibuchministerialen in Bezirksregierung und Schulministerium. Schulreformen, Projektemacherei und Inklusion: Zauberworte in bunten Broschüren. Der Alltag sieht anders aus. EU-Obst bis um Vitaminschock, aber aufgewärmtes Schrott-Essen: billig, fett, lieblos. Wunderbare deutsche Bildungsrepublik – die gab’s doch mal. Frau Löhrmann und Frau Kraft posaunen: Kein Kind zurücklassen! Wie bitte? Dumpfbackiges Geschwafel kommt getarnt im Kulturrucksack daher. 

Nicht nur Europa, auch Bildungspolitik am Scheideweg. Saniert die Schulen, macht die Besten zu Lehrern, bezahlt sie anständig. Schluss mit der Ausbeutung. Macht ein Ende mit rot-grünen Experimenten an den Kindern. Schule, insbesondere Grundschule, braucht Ruhe – mindestens zehn Jahre.

Was sagte einst der irische Schriftsteller Oscar Wilde: „Schulen sollten der schönste Platz in jeder Stadt sein, so schön, dass die größte Strafe für ungezogene Kinder der Ausschluss vom Schulunterricht des nächsten Tages wäre.“ In einer Brexit-Befragung meinte eine Engländerin vor ein paar Tagen: "Europe needs a kick up the arse": Europa braucht einen Tritt in den Hintern. Die deutschen Schulpolitiker auch. Da gibt es nichts hinzuzufügen.
 

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Maren Friedlaender

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