Nach Jahren der Diskussion beschließt Rat Tunnel für Ost-West-Achse
Die neue KölnLiberal ist da!
13.05.2025 Meldung KölnLiberal

Der Stadtrat hat in der April-Sitzung endlich den Bau einer U-Bahn auf der Ost-West-Achse beschlossen. Doch wie war die Vorgeschichte? Was wurde genau beschlossen? Und welchen Anteil hatten die Liberalen daran?
Planungen seit 1911
Überlegungen für eine Untergrundbahn unter der Schildergasse gab es schon 1911. Die Gründe, warum es nicht dazu kam, nennt Tobias Christ in „111 Mal Köln früher und heute“: „Verkehrswissenschaftler Gustav Kemmann, der mit seinen Gutachten entscheidend zum Bau der Berliner U-Bahn beigetragen hatte, riet den Kölner Stadtverordneten und der Stadtspitze zu einer U-Bahn mit einem Grundgerüst von zwei sich kreuzenden Linien. Eine Ost-West-Linie, die den Rhein im Bereich der heutigen Deutzer Brücke unterqueren sollte, solle mit einer Nord-Süd-Linie am Heumarkt zusammentreffen. (…)
Ein Grund, dass diese Pläne in der Schublade landeten, sei eine militärische Überlegung gewesen, so Historiker Alexander Hess, stellvertretender Vorsitzender des Vereins Fortis Colonia. So hätte die West-Ost-Linie in Müngersdorf den Bereich des Äußeren Festungsgürtels berührt. Es hätte die Gefahr bestanden, dass im Kriegsfall der Feind, also die Franzosen, in diesen Tunnel eindringen und in die Innenstadt kommen könnte. Um das zu verhindern, hätte die Stadt im Ernstfall das Tunnelsystem schützen müssen, etwa indem es unter Wasser gesetzt wird. Dafür hätte man aber wieder riesige Wasserwerke bauen müssen.“
So wurde die Umsetzung erst durch die deutsch-französische Freundschaft möglich. Im Gesamtverkehrskonzept von 1956 wurde auch die Strecke zwischen Aachener Weiher und Hohe Straße unterirdisch geplant. Als es in den 80ern um die Frage ging, ob die Ring- oder die Ost-West-U-Bahn gebaut werden soll, hat gerade die FDP sich für die Ringe stark gemacht. Der damalige FDP-Kreisvorsitzende Karl-Heinz Dresselhaus zu den Gründen befragt sagte mal: „Die Ost-West-Achse sollte direkt danach kommen.“
Unrühmliches Vorspiel
2004 stellen die Liberalen im Rat einen Antrag, der bereits während der schwarz-gelben Koalition vereinbart wurde, zu dem es aber wegen deren Bruchs nicht mehr kam: „Die Verwaltung wird mit der konkreten Planung der Ost-West-U-Bahn zwischen Heumarkt und Friedhof Melaten bzw. Universität und der Sicherung der Finanzierung beauftragt.“ CDU, gerade frisch liiert mit den Grünen, und SPD fanden 1000 Gründe, warum man dies gerade jetzt nicht beschließen könne…
Fünf Jahre später brachte die FDP erstmals den Einsatz von Dreifachzügen zur Kapazitätserweiterung in einer Anfrage zur Sprache. Stadt und KVB griffen das Thema erst 2016 auf und initiierten eine Bürgerbeteiligung über die Frage, ob die Ost-West-Achse ober- oder unterirdisch geführt werden solle. Bei der dort beteiligten Bürgerschaft ging die Frage aber ergebnislos aus.
Nach zwei Jahren sollte das Verfahren in einen Ratsbeschluss münden. CDU, SPD und FDP als U-Bahn-Befürworter waren bezügliche einer gemeinsamen Initiative einig als die Sozialdemokraten aus machtpolitischen Gründen den grünen Sirenengesängen, man wolle doch auch einen Tunnel, nur später und anders, zu erliegen drohten. Die Union reagierte schnell und fasste mit dem grünen Bündnispartner den Beschluss, ober- und unterirdisch parallel zu planen und später zu entscheiden, was realisiert wird.
Zauberwort Metrolinien
Das Ergebnis dieses Auftrages legte die Verwaltung 2024 vor. Die Liberalen brachten die Tunnelbefürworter wieder an einen Tisch und konnte erfolgreich an die damaligen Verhandlungen anknüpfen. Geholfen hat dabei, den Blick über die aktuelle Frage räumlich und zeitlich auszuweiten, wie sich das KVB-Schienennetz in den nächsten 25 bis 30 Jahren entwickeln soll. Angesichts der mehr als 300.000 Einpendlerinnen und Einpendlern täglich muss der ÖPNV attraktiver werden. Das Zauberwort heißt Metrolinien, mit denen das Umland schneller und zuverlässiger an Köln angebunden werden soll.
Mit dem Gesamtverkehrskonzept 1956 wurden Unterpflasterbahnen eingeführt, die nur in einzelnen Streckenabschnitten unter die Straßenoberfläche gelegt werden sollten. Aber der Beschluss enthielt eine „Upgrade-Option“: „Um aber für die spätere Zukunft die nötige Vorsorge zu treffen, können die baulichen Anlagen einer Unterpflaster-Straßenbahn bereits heute so bemessen werden, dass eine spätere Umstellung auf U-Bahnbetrieb möglich bleibt.“
Diese Möglichkeit soll nun nach 70 Jahren umgesetzt werden, indem laut Ratsbeschluss Metrolinien auf durchgängig unabhängigen Gleiskörpern geführt werden. Die erste könnte schon mit der Gesamtinbetriebnahme der Nord-Süd-Stadtbahn von Thielenbruch nach Bonn-Bad Godesberg fahren. Und durch die Ost-West-U-Bahn würde eine Linie von Bensberg bis nach Frechen oder sogar verlängert bis Kerpen verkehren.
Rat fasst dreistufige Beschlüsse
Im Februar hat das Landesverkehrsministerium auf das Auslaufen des 2006er ÖPNV-Bedarfsplans hingewiesen. Dringende Maßnahmen, für die ein auskömmliches Nutzen-Kosten-Verhältnis festgestellt wurde, können bis Ende Juli eingereicht werden. Daher hat das U-Bahn-Bündnis im Rat beschlossen, der unterirdischen Variante der Verwaltung zu folgen und im Anschluss mit Land und Bund über Änderungen wie dem Verzicht auf den Tunnel unter dem Mauritiusviertel und weniger tiefe Haltestellen am Neumarkt und Rudolfplatz zu verhandeln.
Zur Schaffung zusätzlicher Beförderungskapazitäten wird in einem weiteren Beschluss der Bau einer U-Bahn zwischen Melaten und unter dem Rhein bis Deutz und unter der Dürener Straße bis zum Militärring angestoßen. Die Äste nach Sülz, Porz und Flittard bleiben oberirdisch und werden über die Deutzer Brücke geführt.
Obwohl viele Grüne einzelne Maßnahmen unterstützen, konnte sich die Fraktion leider nicht zu einem positiven Votum durchringen. Es wird aktuell sogar gedroht, den Ratsbeschluss mit einem Bürgerentscheid aushebeln zu wollen. Und auch das grün dominierte Verkehrsdezernat und das ebenso grün geführte Landesverkehrsministerium können im weiteren Verfahren so manches Beinchen stellen. Dabei muss allen klar sein, dass ein Aufheben des U-Bahn-Beschlusses weitreichende verkehrliche und finanzielle Folgen haben wird. Daher müssen zur KölnWahl und danach die gefassten Beschlüsse verteidigt und in unserem Sinne umgesetzt werden.
Ralph Sterck
Stadtentwicklungspolitischer Sprecher der FDP-Ratsfraktion