Ralph Sterck: Der Bart ist ab

03.01.2002 Meldung FDP-Fraktion im Rat der Stadt Köln

FDP-Fraktionschef Ralph Sterck über seine nicht mehr vorhandene Gesichtsbehaarung Der Bart ist ab. Da gibt es nichts zu beschönigen. Aber was Willy Millowitsch damit zu tun hat und warum das Ende meines Bartes mit dem Presseball eingeläutet wurde, lohnt schon eine genauere Betrachtung. Ich hatte mich seit frühen Jahren immer sehr rasierfaul gezeigt. Selbst als man noch nicht von einem richtigen Bartwuchs sprechen konnte, kultivierte ich meinen Gesichtspullover. Sehr zum Leidwesen meiner Mutter, die mich immer wieder bat, mich doch mal wieder zu rasieren. Und dass, obwohl bei uns das Rasieren quasi in der Familie liegt. Mein Urgroßvater hatte nämlich mehrere Friseurgeschäfte in Köln. So schrieb schon Willi Millowitsch in seinen Memoiren, dass er morgens „zum Sterck“ ging, um sich seinen Schnäuzer stutzen zu lassen. In jedem Fall begab es sich beim Presseball im November, dass ich im Foyer des Kristallsaales der Messe stand und auf meine Begleitung wartete, die sich gerade mal „die Nase puderte“. Ich war gerade bei der Ausgabe der Tombolapreise stolzer Beisitzer zweier identischer Bücher, deren Namen ich Gott-sei-Dank schon wieder vergessen habe, und eines Maus-Plüschtieres - von der Sendung mit der gleichnamigen - geworden, als mich eine Dame ansprach: „Würde es Ihnen was ausmachen, die Maus gegen dieses Rasierset zu tauschen. Ich sammle doch Mäuse.“ „Sie meinen wohl, ich hätte es nötig,“ konnte ich noch sagen. Da war ich auch schon stolzer Besitzer zweier identischer Bücher - den Namen weiß ich immer noch nicht - und eines Gillette Mach3 Nassrasiersets mit Rasiergel. Die nächste Stufe der Rakete wurde dann bei einer Weihnachtsfeier im Herbrands gezündet. Jemand sprach mich an: „Wie alt bist du eigentlich?“ „Rat doch mal.“ „41!“ - Peng, das hatte gesessen. Sicher gibt es auch ein Leben jenseits der 40. Auch wenn ich mir das heute noch nicht vorstellen möchte. Aber das wollte ich mir vor dem Überspringen der 20 bzw. 30 auch jeweils nicht. Und nachher ist es besser als je zuvor geworden. Aber für jemanden, der gerade den Höhepunkt der 30er überschritten hat, kann 41 wehtun. Da half es auch nichts, dass der betreffende aufgrund meiner säuerlichen Reaktion ein Das-liegt-wohl-an-deinem-Bart hinterher schob. Es kam der erste Weihnachtstag, an dem sich meine Eltern und Brüder zum Brunch angesagt hatten. Gillette Mach3, 41, Mutter zum Brunch... So überkam es mich, mich erstmals seit langer, langer Zeit wieder zu rasieren. Erst mit dem Langhaarschneider, dann kamen das Rasiergel und der Mach3 zum Einsatz. Der Bart war ab. Mit dem Erfolg, dass meine Mutter mich freudig begrüße, links und rechts auf die Wange küsste, ohne überhaupt etwas zu bemerken. Erst meinem Bruder entfuhr es: „Du hast dich ja rasiert!“ Da stand nun die ganze Familie um mich rum und begutachtete das Ergebnis. Mutter war glücklich. Seither teilt sich die Menschheit in diejenigen, die das Ohne-Bart gut finden, und jemanden aus meiner Firma, der es schrecklich findet. „Du siehst aus wie ein Milchgesicht.“ Aber auf Einzelschicksale kann keine Rücksicht genommen werden. Da also bisher keine Unterschriften für das Bart-Dran-Bürgerbegehren zusammengekommen sind, wird er jetzt erst mal ab bleiben. Immerhin sind sich alle einig, dass ich jünger aussehe. Vielleicht ist der von der Weihnachtsfeier ja auch dieser Meinung. Aber den habe ich seither noch nicht wieder gesehen... Ralph Sterck

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