Prävention und Frühförderprogramm von Kleinstkindern

31.07.2007 Anfragen FDP-Fraktion im Rat der Stadt Köln

Die FDP-Fraktion im Rat der Stadt Köln hat folgende Anfrage auf die Kommende Sitzung des Jugendilfeausschusses setzen lassen. Bereits im Jahr 2006 hat der Jugendhilfeausschuss die Verwaltung in einem Beschluss beauftragt, ein Konzept zur frühzeitigen Prävention und Frühförderung von Kleinstkindern (sog. Frühwarnsystem) zu entwickeln und dem JHA vorzulegen. Ausgangspunkte sind dabei nicht nur die durch die Presse veröffentlichten schrecklichen Fälle von Kindesmissbrauch. Grundsätzlich stehen Familien heute einer Vielzahl neuer Herausforderungen und gravierender gesellschaftlicher Veränderungen gegenüber, die zu neuen Überlegungen einer sowohl bürgerschaftlich wie auch gemeinschaftlich getragenen Hilfe führen sollten. Das Familienleben – insbesondere in einer Großstadt wie Köln – hat sich im Vergleich zu früheren Jahren massiv verändert. Familien leben in der Regel nur noch mit einem oder höchstens zwei Kindern und nur noch sehr selten leben Kinder, Eltern und Großeltern unter einem Dach. Nicht selten wachsen Kinder alleinerziehend auf oder leben mit Kindern aus anderen Beziehungen ihrer Eltern zusammen. Nur allzu häufig bestehen nur brüchige oder keine familiären oder nachbarschaftlichen Netzwerke. Die Frauenerwerbsquote ist glücklicherweise gestiegen, gleichzeitig sind viele Familien von Arbeitslosigkeit betroffen. Diese Ausdifferenzierung der Familiensituationen ist einerseits Ausdruck neuer Freiheiten und andererseits Ursache für einen zunehmenden Druck, Familien-, Alltags- und Berufsleben bewältigen zu können. Im Zentrum aller Bemühungen steht das Kindeswohl. Ziel sind optimale, also beste Entwicklungschancen für Kinder. Hierbei richtet sich der Focus vor allem auf die geistige, soziale und motorische Entwicklung von Kindern sowie eine optimale Entwicklung in Fragen der Gesundheit und Ernährung. Die Aufgabe einer verantwortungsvollen Politik für Kinder besteht darin, Kinder stark zu machen, eine umfassende Gewalt- und Suchtprävention zu implementieren und einen möglichst großen Schutz vor Kindesmisshandlungen zu bieten. Sowohl die innere wie auch die äußere Familienumwelt tragen maßgeblich dazu bei, die Entwicklungschancen von Kindern zu erhöhen oder zu schmälern. Die oben beschriebenen gesellschaftlichen und familiären Veränderungsprozesse zwingen uns also dazu, immer wieder zu überprüfen, ob vorhandene Hilfsangebote zur Erziehung und Förderung von Kindern im Hinblick auf das Erreichen der oben genannten Ziele noch ausreichend und angemessen sind. Unbestritten ist, dass Gesellschaft und Staat auf die Veränderungsprozesse und die zunehmenden familiären Herausforderungen zu reagieren haben. So besteht ein politischer Konsens darin, dass Eltern bei der Erziehung ihrer Kinder Unterstützung und Hilfe angeboten bekommen sollten und dass die fakultativen Angebote im Bildungs- und Erziehungsbereich in Qualität und Quantität ausgebaut werden sollten. Hierzu wurden gerade in den letzen Jahren große politische und finanzielle Anstrengungen unternommen, vor allem von Seiten des Landes (die Bereiche Sprachförderung, schulische Förderung (u.a. Abbau von Unterrichtsausfall), Offene Ganztagsschule, Familienzentren) und der Stadt Köln (Gesundheitsprävention, Sucht- und Gewaltprävention sowie Familienbildung). Dieses Engagement gilt es nun in zweierlei Hinsicht zu verstärken. Einerseits, um zu vermeiden, dass die Vielzahl und Unübersichtlichkeit der bereits vorhanden Angebote nicht im notwendigen Umfang bekannt sind und/oder genutzt werden (siehe hohe Ausfallquoten bei den Früherkennungsuntersuchungen). Andererseits um dem massiven Nachholbedarf für sehr frühe Hilfen, für Eltern mit neugeborenen Kindern, zu entsprechen. Je früher Eltern bei der Erziehung ihrer Kinder beraten, unterstützt oder nur mit Hilfsangeboten vernetzt werden, desto nachhaltiger wird diese Prävention und Frühförderung wirken können. Ein sehr früher Zugang zu Eltern kann außerdem entstehende Risiken erkennen und frühzeitig aufgreifen (sog. Frühwarnsystem). Die FDP-Fraktion im Rat der Stadt Köln befürwortet deshalb das bereits andiskutierte Modell einer aufsuchenden Beratung und Hilfe für Eltern neugeborener Kinder. Kinderschutzbund und der Verein Katholischer Familienbildung haben bereits umfassende Konzeptionen hierzu entwickelt. Kernpunkte dieser Modelle sind: •Aufsuchen von Familien mit neugeborenen Kindern (in Köln jährlich etwa 10.000 Kinder) durch professionell geschulte, aber ehrenamtliche Familienpatinnen. •Übermittlung von grundlegenden Informationen und Angeboten einer Beratung und Vermittlung an verschieden bestehende Hilfsangebote (Netzwerk). •Vermittlung von Erziehungs- und Familienkompetenz. •Überreichung eines Baby-Willkommenspaketes mit einem Familienbegleitbuch. Ein sozialräumlich angelegtes und von freien Trägern umgesetztes Modell sollte es ermöglichen, Eltern von neugeborenen Kindern vor allem zu vermitteln, dass sie bei der Erziehung ihrer Kinder verlässliche Partner haben, deren Hilfe sie bei Bedarf in Anspruch nehmen können. In der Mitteilung der Verwaltung vom 9. Januar 2007 wurde dem JHA berichtet, dass die Verwaltung mit verschiedenen Trägern Konzepte erarbeitet und diese dem Jugendhilfeausschuss vorstellt. Die FDP möchte mit dieser Anfrage die Verwaltung bitten, über den Sachstand zu berichten, damit eine Entscheidung und die notwendige Finanzierung der Maßnahmen rechtzeitig für das Haushaltsjahr 2008 vorbereitet werden kann. Diesbezüglich bitten wir die Verwaltung um Beantwortung folgender Fragen: 1. Wann ist mit einer Vorlage des Konzeptes und der Umsetzung des Programms in Köln zu rechnen und inwieweit plant die Verwaltung das Programm mit verschiedenen Trägern umzusetzen, bzw. inwieweit wurden bereits konkrete Absprachen mit Trägern getroffen? 2. Mit welchen Kosten rechnet die Verwaltung, wenn alle Neugeborenen bzw. deren Eltern aufgesucht werden? 3. Welche weiteren Maßnahmen plant die Verwaltung, mit denen die Prävention und die Frühförderung in Köln verbessert werden sollen und welche Evaluierungsmechanismen werden implementiert?

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