19,7% von männlichen Erstwählern
Stadtverwaltung legt Analyse zur Bundestagswahl vor
17.11.2017 Meldung Stadt Köln
Die Stadtverwaltung hat jetzt zur Bundestagswahl eine Wahlanalyse vorgelegt. Wir geben hier alle für die FDP relevanten Aussagen wieder.
„Die FDP hat 13,8 Prozent der Kölner Wählerinnen und Wähler für sich mobilisieren können (76.122). Mit einem prozentualen Stimmenzuwachs von 143,3 Prozent (+44.838) hat sie annähernd eineinhalbmal so viele Stimmen wie bei der Bundestagswahl 2013 erreichen können und damit den stärksten absoluten Stimmenzuwachs aller Parteien erreicht. Damit konnte die FDP ihre Verluste bei der Bundestagswahl 2013 wettmachen. Im Vergleich zu ihrem Bundesergebnis von 10,7 Prozent konnte die FDP bei der Kölner Wählerschaft einen stärkeren Stimmenanteil verzeichnen.
Die FDP erhielt 43.646 Erststimmen. Mit einem Plus von 31.040 Stimmen konnte sie ihre Erststimmenzahl von 2013 (12.606) mehr als verdreifachen (+246%). Damit erhielt sie rund 43 Prozent (32.500) weniger Erst-als Zweitstimmen. Die Kölner FDP schickt über ihre Landesliste Reinhard Houben in den neuen Bundestag.
Auch die Wählerschaft der FDP nutzte überdurchschnittlich stark Stimmensplitting (knapp 60%). Die CDU konnte dabei von den Erststimmen der FDP-Wählerschaft profitieren: 42,7 Prozent der FDP-Zweitstimmenwählerinnen und -wählern gaben ihre Erststimme an die CDU.
Die starken Stimmenzuwächse bei den sogenannten „kleineren“ Parteien DIE LINKE, FDP und AfD können – in Kombination mit den deutlichen Verlusten von CDU und SPD – als Signal für eine Abkehr der Kölner Wählerinnen und Wähler von der großen Koalition interpretiert werden. Dafür spricht ein Vergleich der Wechseldynamiken bei den letzten vier Wahlen. Zwischen den Wahlen gab es jeweils einen Stimmungswechsel von den großen Parteien CDU und SPD hin zu den „kleineren“ Parteien und umgekehrt: So haben bei der Wahl 2009 nur GRÜNE, DIE LINKE und FDP Stimmenanteile jeweils auf Kosten der CDU und vor allem der SPD Stimmenanteile gewonnen.
Die FDP wurde etwas mehr von Männern als von Frauen gewählt. Über die Altersgruppen hinweg gibt es bei der Wählerschaft der FDP weniger signifikante Unterschiede bei den Anteilswerten: Ein Indiz dafür, dass die FDP alle Gruppen in ungefähr gleichem Ausmaß mobilisieren konnte. Die Ausnahme bilden die männlichen Erstwähler: Von ihnen erhielt sie deutlich überdurchschnittliche 19,7 Prozent.
Die FDP gewann bei allen Altersgruppen hinzu – bei Männern wie bei Frauen. Und es sind die männlichen Erstwähler, die ihre Stimme stärker als noch 2013 für die FDP abgaben (plus 12,1 %-Punkte). Bei den 25- bis 34-jährigen Männern konnten die Liberalen ein ebenfalls überdurchschnittliches Plus von 8,4 Prozentpunkten verzeichnen.
Mit einem Plus von mehr als 44.000 Stimmen gewann die FDP ausnahmslos von Wählerinnen und Wählern aller Parteien Stimmen hinzu. Mehr als die Hälfte ihres Zugewinns kommt per Saldo von der CDU (25.900). Fast ein Fünftel erhält sie im Austausch mit der SPD. Von GRÜNEN, AfD und der Nichtwählerschaft erhält sie in jeweils gleichem Umfang Stimmen hinzu. Außerdem konnte auch die FDP (3.300) von der gestiegenen Wahlbeteiligung profitieren.
Stadtteile mit traditionell hoher Wahlbeteiligung und hohen CDU- und FDP-Anteilen weisen einen vergleichsweise geringen Anstieg der Wahlbeteiligung auf und gleichzeitig eine hohe Fluktuation von CDU hin zur FDP. CDU und FDP konkurrieren in viele Stadtteilen miteinander: Stadtteile, in denen beide Parteien hohe Wähleranteile verzeichnen konnten, sind zu großen Teilen deckungsgleich.
Die FDP hat ihre höchsten Stimmenanteile in den Stadtbezirken Rodenkirchen und Lindenthal. Ihr stärkster Stadtteil ist mit knapp 38 Prozent Hahnwald, danach folgen mit Stimmenanteilen von mehr als 20 Prozent Marienburg, Müngersdorf, Junkersdorf und Rodenkirchen.
Deutlich unterdurchschnittlich blieb ihr Stimmenanteil in Stadtteilen, in denen eine hohe Zustimmung für SPD, GRÜNE oder DIE LINKE zu verzeichnen war. Im Rechtsrheinischen sind dies die innenstadtnahen Stadtteile von Mülheim bis Gremberghoven, im Linksrheinischen vor allem die nördlichen, innenstadtnahen Stadtteile.
Hinzugewonnen hat die FDP in allen Stadtteilen: Ihre Stimmengewinne bewegen sich zwischen 4,0 und 14,4 Prozentpunkten. Die stärksten Zuwächse hat die FDP in den Gebieten, wo die CDU stark ist und gleichzeitig überdurchschnittliche viele Stimmenanteile verloren hat: In Hahnwald, Junkersdorf, Fühlingen, Müngersdorf, Widdersdorf und Rodenkirchen konnte sie mehr als elf Prozentpunkte hinzugewinnen. Überdurchschnittliche Zugewinne konnte die FDP auch in weiten Teilen des Stadtbezirks Porz erzielen. In Gremberghoven, Finkenberg, Buchforst, Nippes und Chorweiler blieb der Zuwachs der FDP unter fünf Prozentpunkte.
Unter den Wahlberechtigten in den FDP-Schwerpunktgebieten finden sich wenige Deutsche mit Migrationshintergrund, auch Alleinerziehende sind hier weitaus seltener vertreten, als im Kölner Durchschnitt. Die Wahlberechtigten in den FDP-Schwerpunktgebieten sind sozial besonders stark, was sich im hohen Bildungsniveau, der Art der beruflichen Tätigkeiten, der ökonomischen Situation sowie einer sehr niedrigen SGB II-Quote zeigt. Die Wahlbeteiligung ist mit knapp 84 Prozent extrem hoch. In den FDP-Schwerpunktgebieten ist ebenfalls die CDU stark – es gibt eine große Überschneidung der Schwerpunktgebiete beider Parteien.
Ähnlich wie bei der Partei DIE LINKE sind auch denjenigen, die der FDP nahestehen, mehr Männer als Frauen (60:40 Prozent). Auch wenn die FDP bei den jungen Erstwählenden stark zugenommen hat, hat sie ihre höchsten Sympathiewerte bei den Senioren. Vier von zehn derjenigen, die der FDP zugeneigt sind, sind 60 Jahre oder älter. Wie auch bei den GRÜNEN und der Partei DIE LINKE, ist der Anteil der Hochschulabsolventen überdurchschnittlich. Der hohe Anteil Selbstständiger sowie das höchste Pro-Kopf-Einkommen kennzeichnen auffällig die Gruppe der Befragten, die der FDP nahestehen.
Von allen wahlberechtigten Befragten, die einer Partei nahestehen, weisen diejenigen, die der FDP nahestehen, das höchste Interesse für Politik, die Entwicklung der Stadt und die Entscheidungen des Stadtrates auf. Mit Blick auf Umweltthemen zeigen sie sich vergleichsweise wenig besorgt, allerdings sind sie überdurchschnittlich besorgt über die Entwicklung der Kriminalität sowie die Zuwanderung nach Deutschland. Mit diesem Profil ähneln sie denjenigen Befragten, die der CDU zugeneigt sind.“