34.965 Stimmen für die FDP
09.09.2009 Meldung FDP-Kreisverband Köln
Analyse der Stadt Köln
Die Stadt Köln hat nach der KölnWahl eine Kurzanalyse der Wahlergebnisse vorgelegt. Wir geben hier die für die FDP relevanten Stellen wieder. Die komplette Analyse mit allen Tabellen und Grafiken finden Sie hinter diesem Link.
1. Das Ergebnis der Ratswahl im Einzelnen
Die FDP kann ihr zweistelliges Ergebnis aus der Europawahl im Juni (14,4%) nicht halten. Mit 9,4 Prozent (34.965 Stimmen) gewinnt sie allerdings gegenüber der Kommunalwahl 2004 (7,4% und 26.018 Stimmen) noch einmal 2,0 Prozentpunkte bzw. 8.889 Stimmen hinzu und hat nunmehr 9 Mandate (+2).
Das bürgerliche Lager von CDU und FDP verfügt zusammengerechnet über 34 von 90 Sitzen.
Die FDP erhielt ihre Ratsmandate ausschließlich über die Reserveliste zugeteilt. Sie konnte keinen Kommunalwahlbezirk direkt gewinnen.
2. Briefwählereinfluss auf das Wahlergebnis
Insgesamt haben knapp 104.100 Wählerinnen und Wähler ihre Stimme per Briefwahl abgegeben. Damit hat die Zahl der Briefwähler — dem Trend der letzten Jahre folgend — weiter zugenommen (1999: 84.000, 2004: 89.000).
Die Briefwähleranteile der verschiedenen Parteien folgen den bekannten Mustern der Vorwahl. Der Anteil der FDP-Briefwähler liegt mit einem Anteil von 30,9 Prozent deutlich über dem gesamten Briefwähleranteil dieser Wahl.
Die FDP erhielt mit knapp 10.800 Briefwahlstimmen etwa 3.900 Stimmen mehr, als sie bei der Kommunalwahl 2004 erreicht hatte (6.900).
Die FDP profitiert nur geringfügig vom zunehmenden Briefwahlaufkommen: Waren 2004 Urnen- und Briefwahlergebnis für die FDP annähernd identisch (7,3 bzw. 7,8 %), stieg die Differenz bei der aktuellen Wahl geringfügig auf 1,4 Punkte an (Urne: 9,0 %, Brief: 10,4 %).
3. Wählerwanderung und Wählergruppen
3.1 Wählerwanderungsbilanz zwischen den Kommunalwahlen 2004 und 2009
Das Ergebnis der Kommunalwahl gründet sich einerseits auf das Ausmaß der abermaligen Anhängermobilisierung (Bindung) und anderseits auf den Zugewinn und den Verlust an Wählerstimmen der gegenüber den anderen Parteien und den Nicht- und Neuwählern stattgefunden hat (Umorientierung).
Im Rahmen der Wählerwanderungsanalyse werden in der Wahlnacht entsprechende Wählerströme im Vergleich zur Kommunalwahl des Jahres 2004 berechnet und eine Wählerwanderungsbilanz für die Parteien - wie folgt - gezogen. Damit wird auch erkennbar, in welchem Umfang die einzelnen Parteien Mobilisierungserfolge bzw. -misserfolge gehabt hatten.
In dem Modell der Wählerwanderungsbilanz ergeben sich die saldierten Zugewinne der FDP wie folgt:
Insgesamt gewinnt die FDP zwar am stärksten von der CDU (+ 3.100 Stimmen) aber auch 2.800 Stimmen erhielt sie im Saldo von der SPD. Auch Neuwähler konnte die FDP an sich binden (1.100 Stimmen). Verlustströme zu Lasten der FDP sind hingegen nicht zu erkennen (Ausnahme: - 100 an die GRÜNEN). Die eigenständige OB-Kandidatur von Ralph Sterck hat somit der FDP - als Partei und im Zusammenhang mit dem Ratsergebnis - offensichtlich nicht geschadet.
3.2 Soziodemografische Struktur wichtiger Wählergruppen
Welche Wählergruppen die Parteien gewählt haben, lässt sich nur über indirekte Schlüsse in Annäherung beschreiben. Hierzu werden die Parteienergebnisse in Stimmbezirken ausgewertet, in denen bestimmte soziale bzw. Einwohnerstrukturen deutlich über- oder unterdurchschnittlich vertreten sind. Wenn ein Parteienergebnis in Stimmbezirken, in denen ein Merkmal eindeutig über- bzw. unterdurchschnittlich vertreten ist, überdurchschnittlich hoch ausfällt, so wird von einer hohen Schnittmenge zwischen Parteiergebnis und Wählerstruktur ausgegangen.
Stimmbezirke mit weit unterdurchschnittlichem SGB II Anteil, hohem Einkommen und überdurchschnittlich vielen Einwohnern mit Universitätsabschluss sind die Gebiete, in denen die FDP besonders gut abschneidet.
Wahlverhalten der FDP-Wählerinnen und Wähler nach ausgewählten Strukturmerkmalen (Anteile in %)
- überdurchschnittlicher Anteil junger 1 Personenhaushalte (19 %): 9
- unterdurchschnittlicher Anteil junger 1 Personenhaushalte (4 %): 9
- überdurchschnittlicher Anteil Deutsche SGB 2 Empfänger (18 %): 6
- unterdurchschnittlicher Anteil Deutsche SGB 2 Empfänger (3 %): 15
- überdurchschnittlicher Anteil Einkommen über 4.500 Euro (24 %): 13
- unterdurchschnittlicher Anteil Einkommen über 4.500 Euro (2 %): 7
- überdurchschnittlicher Anteil Einwohner mit Migrationshintergrund (47 %): 6
- unterdurchschnittlicher Anteil Einwohner mit Migrationshintergrund (16 %): 10
- überdurchschnittlicher Anteil Familien (29 %): 8
- unterdurchschnittlicher Anteil Familien (16 %): 9
- überdurchschnittlicher Anteil Senioren (26 %): 9
- unterdurchschnittlicher Anteil Senioren (12 %): 8
- überdurchschnittlicher Anteil Hochschulabsolventen (57 %): 11
- unterdurchschnittlicher Anteil Hochschulabsolventen (19 %): 7
4. Wahl der Bezirksvertretungen
Die FDP ist nach 2004 auch bei der Bezirksvertretungswahl in alle Bezirksparlamente gewählt worden. Dabei konnte sie in drei Bezirksvertretungen je einen Sitz hinzugewinnen (Innenstadt, Porz und Mülheim). In der Innenstadt, Rodenkirchen, Lindenthal, Porz und Mülheim ist sie nun mit je zwei Sitzen vertreten.
FDP-Stimmen (2004): Innenstadt 9,4 % (7,0 %), Rodenkirchen 12,6 % (10,0 %), Lindenthal 12,8 % (10,2 %), Ehrenfeld 6,7 % (5,9 %), Nippes 7,0 % (6,2 %), Chorweiler 7,5 % (7,3 %), Porz 8,2 % (7,0 %), Kalk 7,6 % (6,4 %) und Mülheim 8,0 % (7,1 %)
5. Wahl des Oberbürgermeisters
5.1 Kandidaten und Stimmenverhältnisse
Der FDP-Kandidat Ralph Sterck erhielt 5,6 Prozent der Stimmen (ca. 20.600).
Betrachtet man die doch deutlich abweichenden Stimmenanteile der FDP bei Rats- und OB-Wahl, ist zu vermuten, dass Peter Kurth zusätzlich Stimmen von FDP-Anhängern für sich gewinnen konnte und damit von dem überproportionalen Stimmen-Splitting der FDP-Wähler profitiert hat.
Der Liberale Ralph Sterck kann mit erreichten 5,6 Prozent der Wählerstimmen sein Ergebnis bei den OB-Wahlen von 1999 (2,6 %) und 2000 (2,0 %) zwar verbessern, wobei er vermutlich auch vom allgemeinen Aufwärtstrend seiner Partei profitiert.
Wie jedoch schon bei der Kommunalwahl 1999 betrieben die FDP-Anhänger auch 2009 wieder stärkeres Stimmen-Splitting: Deutlich mehr als ein Drittel (ca. 41 %, 14.300 Stimmen) der knapp 35.000 Wählerinnen und Wähler, die die FDP in den Rat wählten, gaben ihre Stimme einem anderen Kandidaten.
Dieses überdurchschnittliche Stimmen-Splitting der FDP-Anhängerinnen und –Anhänger geht dabei hautsächlich zu Gunsten von Peter Kurth, dem anderen Kandidaten des bürgerlichen Lagers. Der Wegfall der Stichwahl mag bei der Wahlentscheidung insofern eine Rolle gespielt haben, dass manch ein/e FDP-Anhänger/in den nominell stärkeren CDU-Kandidaten gewählt hat, um mit Peter Kurth einem Vertreter des bürgerlichen Lagers eine reelle Chance gegen den Rot/Grün-Kandidaten zu verschaffen: Die Stimme sollte quasi „nicht verloren“ gehen.
Mitte August sprachen sich laut einer Umfrage im Auftrag des Kölner Stadt-Anzeigers 58,6 Prozent der Befragten für Jürgen Roters als neuem Oberbürgermeister aus, 30,3 Prozent für Peter Kurth und weitere 6,3 Prozent für Ralph Sterck. Zwei Wochen vor der Wahl waren etwa 16 Prozent der Befragten unentschieden, für welchen Kandidaten sie ihre Stimme abgeben werden (KSTA vom 15./16.08.2009). So kurz vor der Wahl deutete dies darauf hin, dass mindestens ein Fünftel der Wähler ihre Wahlentscheidung erst in der Wahlkabine treffen würde.
Diese Befragungsergebnisse zwei Wochen vor der Wahl spiegeln sich im Briefwahlverhalten weitestgehend wider: Während der Briefwahlstimmenanteil für Jürgen Roters bei knapp 26 Prozent (51.600) liegt (hier haben sich die Wählerinnen und Wähler offensichtlich erst bei ihrem Wahlgang am Sonntag endgültig für ihn entschieden), entfallen mehr (frühzeitige) Briefwahlstimmen auf Peter Kurth (31,0 %, ca. 38.200). Der Anteil der Briefwahlstimmen für Ralph Sterck liegt mit 31 Prozent ebenfalls über dem der Urnenstimmen.
5.2 Mehrheitsverhältnisse in den Stadtteilen
Von besonderem Interesse — insbesondere für eine Betrachtung der Mobilisierungserfolge der Kandidaten — ist eine Analyse der Mehrheitsverhältnisse der Kandidaten in den Kölner Stadtteilen. Wer liegt wo vorn, wo befinden sich die Mehrheiten-Stadtteile der OB-Kandidaten? Für eine eingehendere Betrachtung werden in der folgenden Tabelle die Rangplatze ausgewiesen, die die Kandidaten — gemäß der auf sie entfallenden Stimmenanteile — in den 86 Kölner Stadtteilen belegen konnten.
Ralph Sterck liegt in 39 Stadtteilen auf Rang 3 — in 47 Stadtteilen musste der FDP-Kandidat den dritten Rang an Markus Kurt Beisicht abtreten.