Der Jugend eine Stimme geben - Für eine ganzheitliche Jugendpartizipation in Köln
Gastbeitrag von Chantal Schalla
20.12.2021 Meldung FDP-Kreisverband Köln
Warum ich so für Jugendpartizipation brenne?
Ein sehr persönliches Thema für mich. Denn ich selbst bin in einer Kommune aufgewachsen, in der es ein Jugendparlament gab. Die Möglichkeit, über Jahre in diesem Gremium lokal mitzuarbeiten und später als Sprecherin des Jugendrates NRW regelmäßig in Anhörungen im Landtag in Düsseldorf als „Expertin“ für meine Generation zu sprechen, hat mich geprägt wie kaum eine andere Phase in meinem Leben und entfachte letztendlich meine Leidenschaft für politische Prozesse.
Was macht ein Jugendparlament?
Ein Jugendgremium wird direkt aus der Mitte junger Menschen gewählt. Wahlort können hier z. B. Kölner Schulen sein. So wird auch gesichert, dass möglichst unterschiedliche Menschen zusammenarbeiten. In dem Gremium werden dann kommunalpolitische Themen, vom jugendgerechten ÖPNV, über Sauberkeit und Sicherheit in der Stadt bis zum neuen Jugendtreff im eigenen Viertel, diskutiert und Anträge hierzu beschlossen. Diese werden dann an Verwaltung und Politik weitergegeben. Optimalerweise sitzen Vertreter*innen des Jugendgremiums als beratende Mitglieder in den Ausschüssen des Rates und der Draht zum (Ober)bürgermeisteramt ist kurz.
Warum braucht es Jugendbeteiligung?
Mein Jugendgremium hatte als außerschulischer Bildungsort einen großen Einfluss auf mich. Doch auch ansonsten bin ich von der Idee Jugendpartizipation überzeugt. Neben der oben schon beschriebenen Demokratiebildung und der wichtigen Erfahrung der Selbstwirksamkeit, ist es auch eine Gerechtigkeitsfrage, ob wir jungen Menschen politische Partizipation ermöglichen. Junge Menschen sind immer die, die von unseren politischen Entscheidungen am stärksten betroffen sind, denn sie müssen am längsten mit den Konsequenzen leben. Da sie noch nicht wählen dürfen, ist es nur richtig, ihnen zumindest eine Möglichkeit der Beteiligung zu geben. Das junge Menschen politisches Interesse haben, zeigen die Ereignisse der letzten Jahre doch recht eindeutig. Knapp 90 Kommunen haben daher eine Art von fester Jugendbeteiligung etabliert. Darunter auch Düsseldorf. Frau Strack-Zimmermann hat sich ganz entscheidend für den Jugendrat vor Ort stark gemacht. Umso mehr schmerzt es mich, dass es in Köln derzeit keine ähnliche Möglichkeit gibt.
Eine kleine Anekdote an dieser Stelle: Vor sechs Jahren habe ich eine Gruppe an jungen Menschen aus dem rechtsrheinischen Köln beraten, die ein Jugendparlament gründen wollten. Von dem damaligen Oberbürgermeister haben sie keine Unterstützung erhalten. Doch die Zeiten haben sich geändert. Die Landesregierung hat sich in ihrem Koalitionsvertrag zu dem Thema bekannt, der LVR fördert Kommunen mit Geld und einer eigens hierfür geschaffenen Beratungsstelle. Zeit, auch hier in Köln voranzukommen.
Im Sommer habe ich mit der FDP-Fraktion unsere Initiative gestartet. Unter dem Titel „Der Jugend eine starke Stimme geben“ sind wir derzeit mit den anderen Fraktionen und einigen Verbänden im Austausch. Ziel ist ein interfraktioneller Antrag, da es überzeugte Politiker*innen braucht, damit ein späteres Jugendparlament ernst genommen wird. Ein langer Weg, der sich aber lohnt. Klappt das Vorhaben, so können wir bundesweit Vorbild für alle Millionenstädte sein, ebenfalls einen Schritt Richtung generationengerechter Politik zu machen.