Mehr Wohnungen: Niedrigere Mieten!
Kölns Wachstum aktiv gestalten
30.06.2016 Pressemeldung Immobilien Marktbericht Köln 2016
Die Stadt Köln will in den kommenden Jahren Flächen für insgesamt rund 49.000 neue Wohnungen mobilisieren. Das ist die Bilanz einer intensiven Recherche, bei der die Verwaltung das Stadtgebiet nach Wohnbaureserven, insbesondere für den Geschosswohnungsbau, gescannt hat. Eine entsprechende Vorlage hat der Stadtentwicklungsausschuss im März zur Beratung in die Bezirksvertretungen und die übrigen betroffenen Fachausschüsse verwiesen.
„Mehr Wohnungen: Niedrigere Mieten!“ Diese einfache Formel stand auf einem Plakat der FDP zur KölnWahl 2014. Die Schaffung von neuem Wohnraum ist aus Sicht der Freien Demokraten die wirksamste Form, Wohnungsmangel und die damit verbundenen Mietsteigerungen in Köln zu bekämpfen. Immerhin müssen zu den jetzigen Kölnerinnen und Kölnern bis zum Jahr 2040 bis zu 150.000 Neubürgerinnen und -bürger untergebracht werden.
Immer neue Reglementierungen und bürokratische Hürden für Investoren und Vermieter lähmen Wohnungsbau und -markt nur. Milieuschutzsatzungen, Kooperatives Baulandmodell und städtisches Grundstücksvorkaufsrecht sind Gift für den Standort Köln. Andere Kommunen im Umland, Städte an der Rheinschiene oder europäische Metropolen haben auch schöne Baugrundstücke und legen gern den roten Teppich aus, wenn man sein Geld dort investieren will.
Angesichts des Drucks auf dem Wohnungsmarkt muss endlich ein Umdenken stattfinden. Potentielle Wohnbauflächen müssen aktiviert werden. Wir freuen uns über den Erkenntnisgewinn bei Verwaltung und Politik, dass die Stadt nun mit der Entwicklung neuer Flächen beginnt. Wir haben in den letzten Jahren zahlreiche Vorschläge in dieser Richtung gemacht, die leider erst jetzt mehrheitsfähig zu sein scheinen. Wichtige Zeit wurde verloren.
Dies gilt auch für das größte Projekt des städtischen Wohnungsbauprogramms, den auf Eis gelegten neuen Stadtteil Kreuzfeld im Kölner Norden, dessen Planung wir Liberalen bereits vor drei Jahren reaktivieren wollten, jedoch an der damaligen Ratsmehrheit scheiterten. Andere Städte machen uns vor, wie man mit modernem Städtebau aus den Fehlern der Vergangenheit lernt und urbanen Wohnraum schafft. Köln muss zeigen, dass es das auch kann.
Dabei muss zunächst geklärt werden, wie die optimale Größe für diesen 87. Kölner Stadtteil ist. Für die damals geplanten 5.000 Einwohnerinnen und Einwohnern kann die notwendige Versorgung und soziale Infrastruktur kaum geschafft werden. Vielleicht lässt sich mit dem östlich gelegenen älteren „Bruder“ Blumenberg eine Win-Win-Situation durch ein gemeinsames Zentrum über der bestehenden S-Bahn-Station schaffen.
Um den Bedarf zu decken, sieht die Stadt weitere Potenziale zum Beispiel in Baulücken sowie in einer maßvollen Nachverdichtung im Bestand. Auch dies haben wir seit Jahren gefordert, sind jedoch von der ehemaligen rot-grünen Mehrheit immer wieder abgewiesen worden. So scheiterten die Liberalen mit ihren Initiativen zum Baulückenprogramm, zur Erweiterung des Mediaparks und zur Bebauung des Bauwagenplatzes an der Krefelder Straße.
Doch geradezu reflexartig regt sich Widerstand aus der Bevölkerung gegen die städtische Liste. Die Bauwagenkolonie kampiert auf dem Rathausplatz, die Kleingärtner aus der „Nippeser Schweiz“ sammeln Unterschriften, die Bürgerinitiative gegen die Randbebauung der Niehler Straße in Höhe der Rennbahn wird wiederbelebt und selbst gegen die Bebauung der Bahnbrache hinter dem MediaPark habe ich schon eine Mail bekommen.
Im Stadtentwicklungsausschuss wurde einhellig die Losung an die Bezirke ausgegeben, Wohnbauflächen nur mit entsprechenden „Deckungsvorschlägen“ streichen zu dürfen. Das heißt, dass alternative oder besser noch zusätzliche Flächen ins Gespräch gebracht werden müssen. Die Bezirksvertretung Lindenthal zeigte sich dabei bereits besonders kreativ und schlug eine Bebauung nördlich der Aachener Straße entlang der Bonnstraße vor.
Doch mit Bauland alleine ist es nicht getan. Eine wachsende Stadt muss auch bei der sozialen und verkehrlichen Infrastruktur wachsen. Da müssen auch neue Gymnasien und nicht nur Gesamtschulen gebaut werden dürfen. Da muss die Hauptschlagader der KVB, die Ost-West-Achse zwischen Heumarkt und Aachener Weiher durch eine U-Bahn unterirdisch leistungsfähiger und oberirdisch lebenswerter werden.
Und das Auto wird ebenso in Zukunft eine zentrale Rolle bei der Mobilität der Kölnerinnen und Kölner spielen, auch wenn das einige politische Tagträumer nicht wahrhaben wollen. So darf es nicht sein, dass wichtige Verkehrsprojekte wie die Vollendung des Gürtels zwischen Mülheimer Brücke und Ehrenfeld oder der Ausbau der Rheinuferstraße zwischen Gürtel und Militärring an ideologischen Vorbehalten scheitern.
Mit der Vorlage zu den Wohnbauflächen ist ein wichtiger, erster Schritt getan. Ich hoffe, dass noch vor der Sommerpause der entsprechende Beschluss gefasst wird, um in den kommenden Jahren einen Entlastungseffekt zu erzielen. Damit fängt die Arbeit für die Stadt auf der einen und die Investoren und die Bauindustrie auf der anderen Seite aber erst an. Doch es ist eine lohnenswerte Herausforderung, das Wachstum dieser großartigen Stadt aktiv zu gestalten.
Ralph Sterck
Ralph Sterck wurde 1965 in Köln-Mülheim auf der Schäl Sick geboren. Seit seiner Schulzeit engagierte er sich für die Jugendpresse und eigentlich wollte er mal Journalist werden. 1982 wurde seine Schülerzeitung als beste Deutschlands ausgezeichnet.
Nach dem Abitur arbeitete Sterck fünf Jahre als persönlicher Referent für einen Abgeordneten im Landtag. Mit einer Ausbildung zum Speditionskaufmann stieg er ins mittelständische Transportunternehmen seiner Eltern ein. Von 2000 bis 2002 übernahm er dort mit seinem Bruder die Geschäftsführung. 2001 schloss er ein nebenberufliches Studium zum Diplom-Kaufmann (FH) ab. Seit 2003 ist er Hauptgeschäftsführer der FDP-NRW.
Schon früh schloss Ralph Sterck sich den Jungen Liberalen an, die er mit aufbaute und deren Kölner Vorsitzender er von 1988 bis 1991 war. Heute ist er Ehrenmitglied. Fünf Jahre war er FDP-Bezirksvertreter in Kalk und 1997 bis 2000 Vorsitzender der Kölner FDP, die ihn 1999 zu ihrem Spitzenkandidaten zur Kommunalwahl wählte. Seither ist er Vorsitzender der FDP-Fraktion im Rat der Stadt Köln, Mitglied des Stadtentwicklungsausschusses und des Gestaltungsbeirates sowie Juror in zahlreichen städtebaulichen und Architekturwettbewerben.