Nachhaltigkeit muss transparent sein

28.04.2011 Meldung Deal Talk

Wirtschaftsgespräch Deal Talk

Der Markt für nachhaltige Geldanlagen braucht keine Überregulierung, aber Transparenz, klare Regeln und verantwortliches Handeln jedes Einzelnen – so lautet der Grundtenor des Wirtschaftsgesprächs Deal Talk, das am 30. März 2011 in Köln stattfand und von rund 100 Gästen besucht wurde. Die vier Experten auf dem Podium diskutierten dieses Mal die Frage: „Investments 2011: Wie profitabel ist Nachhaltigkeit?“.

Der Markt für nachhaltige Kapitalanlagen ist gestärkt aus der Finanzkrise hervorgegangen und wuchs seit 2008 allein in Deutschland um 68 Prozent, berichtet Volker Weber, Vorsitzender des Forums Nachhaltige Geldanlagen e.V. (FNG). Um im wachsenden Markt die Investitionsentscheidungen für Anleger zu erleichtern, setzt das FNG unter anderem auf ein Transparenzlogo für Publikumsfonds, das gemeinsam mit dem europäischen Dachverband Eurosif entwickelt wurde. Weber prognostiziert, dass sich das Volumen für nachhaltige Anlagen zukünftig jedes Jahr nahezu verdoppeln wird.

„Nachhaltigkeit ist keine Modeerscheinung, sondern ein unumkehrbarer Wachstumstrend“, betont Stephan Isenberg, Mitglied des Vorstandes der Delbrück Bethmann Maffei AG und Senior Vice President der ABN AMRO Group, Frankfurt. Die klassischen Anlageziele des „Magischen Dreiecks“ – Rendite, Sicherheit und Liquidität – würden heute durch „Nachhaltigkeit“ zu einem „Magischen Viereck“ ergänzt. Geringere Renditen seien bei nachhaltigen Anlagen längst nicht mehr gegeben, so Isenberg. Wichtig sei, die Messbarkeit und Vergleichbarkeit nachhaltiger Investments weiter zu erhöhen.

Auch in der Immobilienbranche gewinnen Nachhaltigkeitsstrategien an Relevanz, denn der Gebäudesektor ist für rund 40 Prozent des gesamten Energieverbrauchs verantwortlich, erläutert Ferdinand von Sydow, Geschäftsführer der IVG Institutional Funds GmbH, Frankfurt. Die IVG hat kürzlich den ersten Immobilien-Spezialfonds für nachhaltige Gebäude aufgelegt. Zentraler Standard des Fonds ist das Label LEED, ein internationales Gütesiegel für Green Buildings. Die Mehrkosten für nachhaltige Bauten lägen bei rund fünf Prozent, so von Sydow. Demgegenüber würden Green Buildings messbare Wettbewerbsvorteile bei der Vermietung und bei der Wertentwicklung erzielen.

Der FDP-Bundestagsabgeordnete Marco Buschmann vertrat die Ansicht, dass politische Entscheidungsträger nur dann nachhaltig handeln, wenn sie auch Verantwortung für kommende Generationen tragen. So gehe es beispielsweise bei der aktuellen Verschärfung des EU-Stabilitätspaktes um die Eingrenzung von Risiken, den Schutz geschaffener Werte und somit um „finanzielle Nachhaltigkeit“. Grundsätzlich fordert die FDP die Einführung von „Generationenbilanzen“, um die Auswirkungen neuer Gesetze auf künftige Generationen transparent und messbar zu machen. Dieses Ziel sei im Koalitionsvertrag der Bundesregierung verankert und soll in der laufenden Legislaturperiode umgesetzt werden, so Buschmann.

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