10. Kompassnadel für Ministerin Leutheusser-Schnarrenberger und Ralf König
01.07.2010 Meldung Schwules Netzwerk NRW
Die 10. Kompassnadel des Schwulen Netzwerks NRW erhalten am 3. Juli in Köln die Bundesministerin der Justiz Sabine Leutheusser-Schnarrenberger und der Comiczeichner Ralf König Zur zehnten Verleihung der Kompassnadel des Schwulen Netzwerks NRW im Rahmen des gemeinsamen CSD-Empfangs des Schwulen Netzwerks und der AIDS-Hilfe NRW erwarten die Veranstalter am Samstag, dem 3. Juli 2010 von 12 bis 15 Uhr im Gürzenich zu Köln etwa 800 geladene Gäste aus unseren Mitgliedsorganisationen, aus kooperierenden Verbänden, aus Politik, Wirtschaft und Kultur. Mit der Kompassnadel zeichnet das Schwule Netzwerk NRW e.V. in zwei Kategorien [ehrenamtliches Engagement | Person des öffentlichen Lebens] Persönlichkeiten aus, die sich besonders um die Förderung der gesellschaftlichen Akzeptanz der schwulen Minderheit verdient gemacht haben. Sabine Leutheusser-Schnarrenberger und Ralf König - Die Kompassnadel-Preisträger 2010 Sabine Leutheusser-Schnarrenberger Für ihr besonderes prominentes Engagement im Bereich Politik, Wirtschaft bzw. Kultur bei der Förderung der gesellschaftlichen Akzeptanz der schwulen und lesbischen Minderheit zeichnen wir Sabine Leutheusser-Schnarrenberger aus. Sie wird den Preis des Schwulen Netzwerks NRW persönlich im Rahmen des CSD-Empfangs am 3. Juli 2010 entgegennehmen. Die Laudatio auf sie hält Manfred Bruns, Bundesanwalt beim Bundesgerichtshof a.D.. In ihre erste Amtszeit als Bundesjustizministerin fiel 1994 die endgültige Abschaffung des § 175, der homosexuelle Handlungen unter bestimmten Voraussetzungen unter Strafe setzte. Als Bürgerrechtspolitikerin sucht Sabine Leutheusser-Schnarrenberger seither stets den Dialog mit der Lesben- und Schwulenbewegung und zeigt Gesicht bei vielen CSDs in Deutschland. Auch international setzt sie sich für die Menschrechte von Schwulen und Lesben ein – unter anderem bei Kontakten mit Menschenrechtsorganisationen in Russland wie auch im Rahmen der Parlamentarischen Versammlung des Europarates. Als Landesvorsitzende der FDP in Bayern hat sie deutliche Fortschritte bei der Gleichstellung von Lesben und Schwulen durchgesetzt. So dürfen sich lesbische und schwule Paare seit dem 1. September 2009 auch in Bayern auf dem Standsamt verpartnern. Außerdem hat sie dazu beigetragen, dass landesrechtliche Regelungen in Bayern an das Bundesrecht anzugleichen sind und dass die bayerische Staatsregierung die Klage gegen die Stiefkindadoption vor dem Bundesverfassungsgericht wegen Aussichtslosigkeit zurückgenommen hat. Unter ihrer wesentlichen Mitwirkung wurden im Koalitionsvertrag der Bundesregierung wichtige Verbesserungen auf dem Gebiet der Gleichstellung vereinbart, nämlich dass gleichheitswidrige Benachteiligungen im Steuerrecht abgebaut werden, dass die Rechte und Pflichten von eingetragenen Lebenspartnerschaften auch im Bundesrecht in ein ausgewogenes Verhältnis gebracht und die familien- und ehebezogenen Regelungen über Besoldung, Versorgung und Beihilfe auf Lebenspartnerschaften übertragen werden. Außerdem soll der Beschluss des Deutschen Bundestags aus dem Jahr 2000 umgesetzt und im Sinne eines kollektiven Ausgleichs für homosexuelle NS-Opfer eine Magnus-Hirschfeld-Stiftung errichtet werden, die durch interdisziplinäre Forschung und Bildung der Diskriminierung homosexueller Männer und Frauen entgegenwirken soll. Die Gleichstellung von Lesben und Schwulen – so macht die in Minden/Westfalen geborene Humanistin stets deutlich – gehört zum Kern liberaler Gesellschaftspolitik und ist für sie ein zentrales Thema im Bereich der Bürgerrechte. Insbesondere die Gleichstellung von eingetragenen Partnerschaften zählt sie zu einem Schwerpunkt der neuen Bundesregierung. Ralf König Für sein besonderes ehrenamtliches Engagement als Künstler zeichnet der Vorstand des Schwulen Netzwerks NRW e.V. den bekannten Comic-Zeichner Ralf König mit der Kompassndel 2010 aus. Auch er nimmt den Preis persönlich entgegen. Die Laudatio auf ihn hält der Reporter und Entertainer Theo West. Der im westfälischen Westönne geborene Tischler veröffentlichte bereits 1979 während seines Coming-Outs und noch vor seinem Studium an der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf erste kurze – vor dem Hintergrund der politischen Schwulenbewegung teilweise sehr engagierte – Comic-Storys im Münchener Underground-Magazin „Zomix“ sowie in der Schwulenzeitschrift „Rosa Flieder“. In pointierten Geschichten portraitiert Ralf König seither selbstironisch und mit satirischem Augenzwinkern den Alltag schwuler Subkulturen. Er wurde wie kein anderer in seinem Fach zu einem Chronisten der Schwulenbewegung. Mit seinen witzigen, oft aber auch hintersinnigen und bewegenden Geschichten hat sich Ralf König stets gegen die Vorurteile gegenüber Schwulen und Lesben engagiert. Ralf König war darüber hinaus Mitglied in regionalen Schwulengruppen – zum Beispiel im KCR Dortmund –, er ist Mitglied des Fördervereins Homosexuelle Selbsthilfe e.V. und des Lesben- und Schwulenverbandes Deutschland. Außerdem unterstützt er mit seiner Arbeit immer wieder die Schwulenemanzipation und die Präventionsarbeit der AIDS-Hilfen. Er ist zudem Förderer der Akademie Waldschlösschen, auf die er in verschiedenen Comics Bezug nimmt. Und dies alles ehrenamtlich. Mit Ralf König würdigen wir beispielhaft einen Künstler, der sich im Rahmen von Benefiz-Aktivitäten für die Belange von Lesben und Schwulen einsetzt. Dem Schwulen Netzwerk NRW hat er unter anderem die Bild-Gestaltung der Kampagne „Lesbische und Schwule Familien“ Ende der 1990er Jahre geschenkt. Dies ist nur ein Beispiel für viele Motive zu Postern, Postkarten und Eintrittskarten, die Ralf König unkompliziert schwulen Gruppen und Organisationen zur Verfügung gestellt hat. Seit September 2007 ist Ralf König Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats der Giordano Bruno Stiftung. Anlässlich der Bekanntgabe seiner Mitgliedschaft im Stiftungsbeirat wurde der religionskritische König-Comic „Der neue Bund“ veröffentlicht. Der zweiseitige Comic-Strip verbindet Königs altes politisches Thema, den Kampf gegen Homophobie, mit seinem neuen Schwerpunktthema „Religionskritik“. Zu seinen vielen Auszeichnungen zählt vor diesem Hintergrund auch der ihm 2009 verliehene Gache Wurzn-Preis für Zivilcourage des Bundes für Geistesfreiheit, der sich für Toleranz und eine Trennung von Kirche und Staat einsetzt („Gache Wurzn“ frei übersetzt „steiler Zahn“). Informationen zum CSD-Empfang finden sich unter www.csd-empfang-nrw.de. Das 1991 gegründete Schwule Netzwerk NRW e.V. ist der Landesverband schwuler und schwul-lesbisch integrierter Organisationen, Vereine und Initiativen in Nordrhein-Westfalen. Unser gemeinnütziger und nach KJHG anerkannter Träger der freien Jugendhilfe anerkannter Verein zählt mehr als 40 Mitgliedsorganisationen. Weitere mehr als 100 Initiativen im schwul-lesbischen Kontext zählen zu unseren NetzwerkpartnerInnen. Gemeinsam treten wir für eine aktive Minderheitenpolitik für Lesben und Schwule ein. Wir vernetzen die geleistete Arbeit, die Erfahrung und as Wissen sowie die Menschen, die sich – zum größten Teil ehrenamtlich – für die Belange von homosexuellen Bürgerinnen und Bürgern in NRW einsetzen.