Wie unsere Schulen sicherer werden sollen

Gastbeitrag von Schulministerin Gebauer im Kölner Stadt-Anzeiger

18.10.2018 Pressemeldung Kölner Stadt-Anzeiger

Yvonne Gebauer, NRW-Schulministerin

"Bisweilen entsteht der Eindruck, dass Gewalttaten an unseren Schulen zum Alltag gehören. Dem möchte ich deutlich widersprechen: Die langfristige Entwicklung zeigt, dass die Zahlen kontinuierlich nach unten gehen. Gleichwohl gibt es immer wieder gravierende Einzelfälle, die mich mit Sorge erfüllen. Insgesamt ist in der Gesellschaft eine Entwicklung zu beobachten, die auch vor dem Schultor nicht haltmacht. Politische Debatten werden schärfer, Konflikte werden kontroverser ausgetragen, und zunehmend mangelt es an gegenseitigem Respekt. Schule ist ein Spiegelbild unserer Gesellschaft, sodass der Eindruck entstehen kann, dass sämtliche Formen von Konflikten auch im Mikrokosmos Schule ausgetragen werden – zulasten von bester Bildung. Die mediale Berichterstattung verstärkt diesen Eindruck.

Schule soll und darf nicht der Reparaturbetrieb der Gesellschaft sein. Nach wie vor gilt, Erziehung ist in erster Linie eine Aufgabe der Eltern. Respekt, Verantwortung und ein friedliches Miteinander lernen Kinder zuerst im Elternhaus.

Natürlich hat auch die Schule einen Erziehungsauftrag, den sie sehr ernst nimmt und im besten Falle im Konsens mit den Eltern erfüllt. Deshalb haben Werteerziehung und soziales Lernen seit jeher ihren festen Platz im Schulalltag. Die eigenverantwortlichen Schulen setzen diesen Auftrag engagiert um. Es gibt zahllose Projekte zur Gewaltprävention. 

Angetreten, um Probleme zu lösen

Es gibt Programme gegen Rechtsextremismus, Linksextremismus, Islamismus, Salafismus, Antisemitismus, gegen sexuelle Gewalt, Cybermobbing oder auch zur Drogenprävention. Die Liste ließe sich fortsetzen. Viele Schulen beteiligen sich an landesweiten Programmen wie „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“. Mehr als 700 Schulen sind dabei. Und schließlich ist jede einzelne Lehrkraft Vorbild für ein respektvolles und wertschätzendes Miteinander.

Bei ihrer Aufgabe können die Schulen in NRW auf ein breites Unterstützungssystem zurückgreifen. Die Schulpsychologie, die Schulsozialarbeit oder auch die Polizei stehen den Schulen mit Rat und Tat zur Seite. Die Mehrzahl der Schulen verfügt über Beratungslehrer und ein von Schulpsychologen ausgebildetes Team für Beratung, Gewaltprävention und Krisenintervention. Trotzdem müssen alle unsere Programme und Maßnahmen zur Prävention immer wieder überprüft werden: Sind Sie zum einen passgenau und zum anderen ausreichend? Sicher ist die Situation von Schule zu Schule unterschiedlich. Aber wenn sich Lehrerinnen und Lehrer nicht angemessen unterstützt fühlen, nimmt die Landesregierung das sehr ernst.

Als Schulministerin bin ich angetreten, Probleme zu lösen. Und jede Schule kann von diesem Problem zu jeder Zeit betroffen sein. Aber wir sind nicht gänzlich hilflos, sondern durch kluge Gewaltprävention können wir die Wahrscheinlichkeit reduzieren. Das Thema Gewaltprävention gehört oben auf die Tagesordnung. Für Gewalt darf an den Schulen kein Platz sein. Im Schulministerium findet an diesem Donnerstag eine Expertentagung statt.

Was läuft gut? Was nicht?

Vertreter aus Schule, Schulaufsicht und Wissenschaft werden eine Bestandsaufnahme der schulischen Gewaltprävention vornehmen. Die vorhandenen Ansätze sollen auf Herz und Nieren geprüft werden. Was läuft gut? Was muss besser werden? Die Tagung bildet den Auftakt zu einem Prozess, an dessen Ende eine gezielte Überprüfung der schulischen Gewaltprävention und in der Konsequenz gegebenenfalls sogar eine Neuausrichtung der Unterstützung für die Schulen stehen sollen.

Dabei sind meiner Meinung nach für die Zukunft folgende Gedanken leitend:

1. In Schulen müssen alle gemeinsam an einem Klima des friedlichen Miteinanders und respektvollen, gewaltfreien Umgangs arbeiten. Dazu gehört auch, dass jede Form von Gewalt gesehen und durch konsequentes Handeln unterbunden wird.

2. Das Rad muss nicht an jeder Schule neu erfunden werden. Schulen sollen voneinander lernen und sich vernetzen. Von guten Ansätzen sollen möglichst viele Schulen profitieren. Es geht um Synergieeffekte, um den Aufwand für die einzelne Schule zu verringern.

3. Nicht für jedes Thema muss ein eigenes Präventionskonzept erarbeitet werden. Gewalt hat viele Erscheinungsformen. Aber die Ursachen sind vielfach dieselben. Die Frage lautet also: Wie können die Konzepte zu verschiedenen Themen zusammengeführt werden, damit sich ihre Wirksamkeit erhöht?

4. Wichtig ist auch, dass wir aussagekräftigere Zahlen über die Situation an unseren Schulen erhalten. Deshalb begrüße ich ausdrücklich, dass die polizeiliche Kriminalstatistik zukünftig auch bestimmte Formen von Gewalttaten an Schulen ausweisen wird, zum Beispiel solche, die mit Messern begangen werden.

Die Landesregierung wird die Schulen intensiv begleiten und unterstützen. Anfang 2019 soll das neue Konzept vorliegen und den Schulen vorgestellt werden. Klar ist, dass die Verstärkung der Gewaltprävention zusätzliche Ressourcen erfordert. Das können die Schulen nicht ohne zusätzliche Unterstützung bewältigen. Der Entwurf des Haushaltsplans für das Jahr 2019 sieht daher erstmals vorsorglich 54 neue zusätzliche Stellen für die Extremismus- und Gewaltprävention vor. Diese Stellen sollen den Schulen direkt zugutekommen und sie dabei unterstützen, ihre Präventionsarbeit weiter zu verbessern und wirkungsvoller zu gestalten.

Das hat es noch nicht gegeben und unterstreicht den hohen Stellenwert, den das Thema für die Landesregierung hat. Denn wir alle wissen: Ein friedliches, respektvolles Miteinander in unseren Schulen muss täglich aufs Neue erarbeitet werden. Jede Gewalttat ist eine zu viel.

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Yvonne Gebauer, MdL

Yvonne Gebauer, MdL

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