Breite: Der Barbier von Sevilla ist keine Blasphemie
08.04.2009 Meldung FDP-Fraktion im Rat der Stadt Köln
FDP zu Regelungen an stillen Feiertagen
Auch in diesem Jahr weist die Kölner Stadtverwaltung mit einer Presseerklärung auf die besonderen Regelungen des Sonn- und Feiertagsschutzgesetzes für die Karwoche hin. Dazu erklärt der FDP-Fraktionsgeschäftsführer Ulrich Breite:
„Für die Kölnerinnen und Kölner gilt ab Gründonnerstag wieder staatlich verordnetes Trübsalblasen. Vieles, was einem im grauen Alltag Freude bereitet, ist verboten. Sportveranstaltungen, Kabarett, Theateraufführungen, Tanzen oder Zirkus sind nicht erlaubt. Auch müssen am Karfreitag die Oper, das Schauspielhaus, der Musicaldome sowie die Puppenspiele geschlossen bleiben.
Selbst Kinder, die das gute Wetter zum Fußballspielen auf dem Bolzplatz oder zum Seilspringen nutzen wollen, werden unter diesem Gesetz zu Frevlern. Das fleißige Ordnungsamt wird an diesen Tagen, wie schon in der Vergangenheit schnell zur Spaßbremse für Hochzeits- und Geburtstagsfeiern.
Wir können jedenfalls keine mit Bußgeld zu ahndende Blasphemie darin
erkennen, mit seinen Kindern in den Zirkus zu gehen, auf der eigenen Hochzeit zu tanzen oder in der Oper dem „Barbier von Sevilla“ zu lauschen. Denn gerade solche Feiertage sind doch für gesellschaftliche und gemeinschaftliche Veranstaltungen prädestiniert.
Wenn schon so gerne über Werte in einer Gesellschaft gesprochen wird, ist doch die Frage erlaubt, ob die verbotenen Veranstaltungen nach staatlicher Meinung tatsächlich als weniger wertvoll einzustufen sind, als das deutsche Fernsehprogramm mit seinen angesetzten Gewaltfilmen an diesen „stillen Tagen“, wie Final Destination 3, der in einer Fernsehzeitschrift als Film mit „kreativen Tötungen“ und „bluttriefenden Exekutionen“ dargestellt wird.
Die Regelungen für stille Feiertage sind überholt und werden einer so weltoffenen und lebensfrohen Stadt wie Köln nicht gerecht. Sie sind kinder- und familienfeindlich und schädigen Kultureinrichtungen. Ebenso entbehren sie jeglicher Logik oder wie lässt sich erklären, dass Kunstausstellungen, Tierschauen oder Fitnesscenter nicht von den Regelungen betroffen sind? Wir sagen: Köln kann mehr!“