Gebauer: Moses Baby-Fenster bietet Rettung für Kinder

15.12.2010 Reden FDP-Fraktion im Rat der Stadt Köln

Yvonne Gebauer, MdR

Laudatio zur Verleihung des ersten Friedrich-Jacobs-Preises an das Moses Baby-Fenster durch die Stellvertretende Vorsitzende der FDP-Fraktion Yvonne Gebauer


Liebe Frau Kleine, 
liebe Frau Rossenbach,
liebe Gäste,

es ist mir eine große Ehre und Freude zugleich, die Laudatio auf den Preisträger des ersten Friedrich-Jacobs-Preises halten zu dürfen.

Preisträger dieses Friedrich-Jacobs-Preises ist das Moses Baby-Fenster am Haus Adelheid.

Das Haus Adelheid wird vom SKF, dem Sozialdienst Katholischer Frauen, betrieben und beschreibt sich selbst so:

Haus Adelheid, 
Raum zum Leben und Lernen 

Wenn Sie ein Kind erwarten oder allein großziehen, wenn Sie nicht wissen, wie Sie ohne Hilfe weiter kommen sollen, wenn Sie ein Zuhause brauchen, für sich und das Kind, einen Raum zum Leben, zur Orientierung, zum Start ins Leben mit dem Kind:

Dann finden sie diesen Raum in Haus Adelheid.

Eben angeschlossen an dieses Haus Adelheid, ein klein wenig versteckt und geschützt, befindet sich dort auch die Babyklappe, aus der namentlich das Moses Baby-Fenster wurde, der Preisträger des heutigen Abends.

Dort können verzweifelte, meist junge Mütter, die keinen anderen Ausweg mehr sehen, ihr Baby annonym und geschützt abgeben.

Nun wird sicher der ein oder andere der hier Anwesenden sich fragen, was hat die Kölner FDP für einen besonderen Bezug zu Haus Adelheid und seinem Moses-Baby-Fenster?

Diese Frage gilt es zu beantworten - doch dabei muss ich eine kleine Exkursion in das Jahr 2000 vornehmen.

Vor nunmehr genau 10 Jahren, im Mai 2000, hat die Kölner FDP-Ratsfraktion, damals bestehend noch aus drei Männern und einer Frau diesen Zustand haben wir zwischenzeitlich geändert - sowohl die Anzahl als auch das Verhältnis, mit einem Ratsantrag die Kölner Verwaltung beauftragt, gemeinsam mit dem SKF unter Einbeziehung der Erfahrung anderer Städte, eine Annahmestelle für Findelkinder einzurichten - die sog. Babyklappe.

Meine Fraktionskollegin Christtraut Kirchmeyer hat damals in ihrer Ratsrede erklärt: 
"... möge es nur ein Kind innerhalb von ein oder zwei Jahren sein, dessen Leben durch die neue Einrichtung gerettet werden kann: Wenn wir mit der Anlaufstelle für Findelkinder dieses eine Menschenleben retten können, hat sich das Engagement des SKF in vollen Zügen gelohnt!"

Dieser, unser FDP-Antrag wurde damals einstimmig angenommen - eine Begebenheit, die heute Seltenheitswert hat.

Am 24. November 2000 wurde dann das Kölner Kölner Moses Baby-Fenster feierlich eröffnet und seit diesem Tag sind 15 Kinder in Haus Adelheid abgegeben worden.

Das Kölner Moses Baby-Fenster garantiert eine ärtzliche Versorgung und Betreuung des abgegebenen Kindes, welches für eine Übergangszeit erst einmal von Pflegeeltern betreut wird.

In dieser Übergangszeit, ca. 8 Wochen, kann sich die leibliche Mutter noch entscheiden, ob sie ihr Kind nicht doch aufziehen möchte. Erst nach dieser Übergangszeit wird das Kind dann zur Adoption freigegeben.

Liebe Frau Kleine, 
liebe Frau Rossenbach, 
meine Damen und Herren,

im Zusammenhang mit der Babyklappe und somit auch dem Kölner Moses Baby-Fenster wird immer wieder die Bedeutung der Fragen
"Wer bin ich und woher komme ich?" 
diskutiert, auch vom Ethikrat.

Berechtigte Fragen, deren Antworten, wenn möglich, immer zur Hand sein sollten. Bei der anonymen Abgabe aber nicht möglich und von der Mutter vielleicht auch nicht gewollt.

An dieser Stelle sei mir aber auch gestattet zu sagen, dass sowohl die leibliche Familie allein als auch die Kenntnis darüber leider nicht immer den Schutz vor Gewalt, Missbrauch und seelischen Grausamkeiten, vorgenommen an unseren Kindern, bietet bzw. bieten kann.

Es liegt an uns, an der Politik, an unserer Gesellschaft, an dem Einsatz und Engagement ihrer Mitstreiter, liebe Frau Kleine, die Rahmenbedingungen für Kind und Eltern so zu gestalten, dass beide Teile ein lebenswertes und glückliches Miteinander führen können.

Auf dem schwierigen Weg dorthin bieten Babyklappe oder anonyme Geburt leider für die ein oder andere Frau bzw. das ein oder andere junge Mädchen den letzten Ausweg aus ihrer schwierigen Situation und die Rettung ihres Kindes.

Und für eine zukünftige Daseinsberechtigung der Babyklappe gilt sicher auch: Lieber ein Kind abgeben statt aussetzen - auch wenn eine Babyklappe dies nicht immer verhindert bzw. verhindern kann.

Auf dem sinnvollen und richtigen Weg von der Anonymen Geburt hin zur Vertraulichen Geburt, welcher von Ihnen, liebe Frau Kleine und den Mitgliedern des SKF gegangen wird, auf diesem Weg aber ist und bleibt das Kölner Moses Baby-Fenster zusammen mit Haus Adelheid, eine Einrichtung die Leben, junges Leben rettet!

Und für dieses, nicht immer leichte und leider auch nicht anfeindungsfreie Engagement - aber im wahrsten Sinne des Wortes lebenswichtige und lebensrettende Engagement - möchte die Kölner FDP heute dem Moses Baby-Fenster am Haus Adelheid und stellvertretend Ihnen, liebe Frau Kleine, als Geschäftsführererin des SKF, diesen ersten Friedrich-Jacobs-Preis verleihen. 

Möge er sie und ihre zahlreichen Mitarbeiter für Ihre vielfältigen Aufgaben und Ihren Einsatz zur Rettung und Gestaltung jungen Lebens belohnen und für Ihre weitere Arbeit motivieren.

Meinen herzlichen Glückwunsch.

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Yvonne Gebauer, MdL

Yvonne Gebauer, MdL

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