Strukturen in der Umweltbildung

24.11.2010 Anträge FDP-Fraktion im Rat der Stadt Köln

Die FDP-Fraktion hat folgenden Antrag auf die Tagesordnung der Sitzung des Ausschusses für Umwelt und Grün am 9. Dezember 2010 setzen lassen.

Der Ausschuss möge beschließen:

Die Verwaltung wird aufgefordert, ein mit allen entsprechenden kommunalen und privaten Akteuren abgestimmtes integriertes Konzept zur Umweltbildung vorzulegen, das besser als heute Qualität und Quantität der Nachfrage gerecht wird.

Dabei ist der Wandel des Bedarfes darzustellen, der sich aus dem Wandel der kulturellen Diversität der Kinder und Jugend in Köln, aus dem Wandel der breiten Themenvielfalt (zwischen Naturerlebnis und Weltklima) und dem Wandel der Schulen und pädagogischen Methoden ergibt. Auf Basis dieses Konzeptes wird die Verwaltung aufgefordert, mit dem Land (Bezirksregierung) und anderen Trägern über Ressourcen und deren Verteilung in Verhandlungen einzutreten, denn dem Wandel bei Nachfrage und „Produkt“ muss vermutlich ein struktureller Wandel der Angebote folgen. Die Suche nach Synergien und Vorschläge zu Fokussierungen sollten Teil des integralen Konzeptes sein, um noch mehr Zeit für Kinder zu ermöglichen. Es ist zu prüfen, wie innovative Ansätze in einem solchen Konzept zu externer Förderung durch die EU, Stiftungen etc. führen könnten.

Begründung:

In ihrer Antwort auf eine Anfrage der FDP-Fraktion vom 19.9.2000 hat die Verwaltung die Strukturen der Kölner Umweltbildung dargestellt. Die Herausforderungen sind offensichtlich. Einerseits haben sich in den letzten Jahren neue Formen der Umweltpädagogik entwickelt und auf dieser Basis neue Akteure ergeben: Experimente im Kindergarten von ehrenamtlichen Externen, Waldkindergarten, Aktivitäten von Vereinen wie Querwaldein, Natur&Kultur und anderen, die Idee eines Schulbauernhofes, die beiden BayLabs in/an der Grenze zu Köln, das neue, im Rahmen der Regionale 2010 entwickelte Labor, der DLR in Porz und die Zusammenarbeit mit Nachbarn (z. B. Ophoven, s. AN/0916/2009) sind hierbei ein Teile des Bildes. 

Etablierte Akteure des Netzwerkes befinden sich im Umbruch. Weit bekannt sind:

• Die Waldschule ist regelmäßig bezüglich ihrer Finanzierung in der Diskussion (z. B. 297/2009) und wird sich mit neuem Pädagogen und mit dem Umbau von Gut Leidenhausen verändern.

• Finkens Garten befindet sich auf der Suche nach einem neuen Konzept, das sich vielleicht leichter finden lässt, wenn es eingebettet wird in eine stadtweite Strategie.

• Es ist zu klären, ob bei der unvermeidbaren Sanierung des großen Gewächshauses der Flora auch die Konzeption des botanischen Gartens innerhalb der Flora und der grünen Schule überarbeitet werden sollte und wer hierbei helfen könnte.

• Es ist nicht auszuschließen, dass neue Räume und neue Geschäftsführung der Villa Öki und des sie tragende Abwasserforum zu einem Wandel führen.

Nicht zuletzt verändert sich auch der Kreis der Adressaten von Umweltbildung und der Anspruch an Vermittlung. Wie gelingt eine moderne Umweltbildung von Kindern und Jugendlichen? In Zeiten sich wandelnder Sozialstrukturen und angesichts einer veränderten Mediennutzung diskutierten Fachleute auf der 14. Sommerakademie der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) diese Frage. Der Anteil von Kindern mit Migrationshintergrund nimmt zu und damit auch die kulturelle Diversität. Es wäre überraschend, wenn dies keinen Einfluss auf das Verhältnis zu Umweltthemen und damit die pädagogischen Anforderungen hätte.

Frühere Einschulung, Ganztag und G8 führen zu Veränderungen. Die Bereich „Schule“ und „Freizeit“ vermischen sich. Während der Begriff „Edutainment“ weitgehend im IT-Bereich für neue pädagogische Konzepte genutzt wird, wäre er auch treffend im Bereich der Kölner Umweltbildung.

Es wäre überraschend, wenn der optimale Weg zur Anpassung an diese Veränderungen wäre, dass jede Einrichtung alleine einen Weg sucht - und damit viele Überlegungen und Planungen doppelt erarbeitet würden. Schon heute scheinen das Umweltamt (mit Kultur&Natur) und auch das Schulverwaltungsamt (mit der AWB GmbH&Co. KG und einem Porzer Gymnasium) parallel an Umweltbildungskonzepten zu arbeiten. Für Doppelarbeit hat Köln keine Ressourcen, wenn die Zeit der Pädagogen für die Kinder da sein sollte.

Der „Runde Tisch Umweltbildung“ ist ein erster wichtiger Schritt zu mehr Effizienz. Er kann aber von seinem Mandat her weder Strategieentwicklung noch Strukturwandel bewirken.

Der KlimaKreis Köln beabsichtigt, ein Projekt zur Klimabildung zu fördern. Dieses Geld mindert die Gewinnabführung der RheinEnergie AG an den städtischen Haushalt. Damit wird eine Priorisierung eines Themas außerhalb einer von Verwaltung und Rat abgestimmten Gesamtstrategie der Umweltbildung vorgenommen: Auch andere Akteure signalisieren steigende Nachfrage und Bedarf an finanziellen Mitteln. Dies ist eine nicht-ganzheitliche Fokussierung auf ein aktuelles Thema, das der Breite der Umweltbildung in Köln heute und in Zukunft nicht gerecht wird. Vor einer Fokussierung der notwendig knappen Ressourcen muss eine Analyse von Anbietern, Zielgruppen und Priorisierung der relevanten Themen stehen.

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