"Arschgeweih wird nicht versichert"

„…oder so“ – Die Kolumne von Maren Friedlaender

01.10.2016 Meldung FDP-Kreisverband Köln

Köln soll ja die viertjüngste Stadt Deutschlands sein, las ich gerade. Über 200.000 Einwohner unter 21 Jahren. Komisch – kommt mir persönlich anders vor. Vielleicht, weil große Teile meiner Zukunft hinter mir liegen? Die Leute, die ich treffe, sind auch nicht mehr die Jüngsten. Übrigens kommen sie immer gerade vom Arzt oder sie sind auf dem Weg zum Arzt oder waren gestern dort oder wollen morgen dorthin. Natürlich erwarten sie deshalb mein volles Mitleid. Ich liefere, aber zunehmend zähneknirschend. Immer mehr ältere Leute mit neuen Hüften, Stents und Physiotherapie, Langzeit-EKGs, Husten, Schnupfen, Heiserkeit und „ich hab‘ Rücken“. Grüße von der Basis der Alterspyramide.

Wie lange noch werden junge Leute sich das gefallen lassen? Irgendwie läuft die derzeitige Politik gegen sie. Keine Investitionen in die Zukunft. Beispiel Bildung: Allein mit 34 Milliarden Euro hinken wir bei der Sanierung von Schulgebäuden hinterher. Infrastruktur – da geht’s schon in die Hunderte Milliarden. Dafür nun Steuersenkungen und Rentenerhöhungen für die Alten. Noch halten die Youngsters still. Oh Gott - vielleicht planen die insgeheim bereits die Revolution gegen uns Oldies?

Es grummelt schon. In Deutschland braut sich ein Frustpotenzial unter den Jüngeren zusammen. Bei der letzten Shell-Jugendstudie gaben 69 Prozent der befragten 15- bis 25-Jährigen an, sie hätten das Gefühl, Politiker kümmerten sich nicht darum, was Leute wie sie dächten. Eine "ausgeprägte Politikverdrossenheit" mache sich breit, konstatierten die Autoren der Studie. Upps, muss ich mir schon Sorgen machen, wenn drei Halbstarke auf mich zukommen? Übrigens: Auch junge Menschen sind Wähler – und deren Benachteiligung ein offenes Scheunentor für Parteien. Könnte die FDP ruhig durchmarschieren.

Ich beginne mal mit der Sanierung des Gesundheitssystems. Da kann die Jugend sogar mithelfen. Beim Aldi lugte vor ein paar Tagen das Arschgeweih aus der knapp sitzenden Hose einer Verkäuferin. Das gab mir sozusagen den Geistesblitz: ab sofort keine Kostenübernahme durch die Krankenkasse für Entzündungen durch Tattoos und Schwermetall an der Unterlippe. Ich habe keine Lust mehr, für den Irrsinn der anderen zu bezahlen. Damen wie Herren dürfen für unangenehme Folgen ihrer Schönheits-OPs selbst blechen, genauso für Gehirnschäden nach Botox-Behandlungen – ist immerhin ein Nervengift. Für Brustvergrößerungen ist die Allgemeinheit nicht zuständig.

Auch nicht für Erkrankungen durch dieses Zeug, das Bodybuilder futtern, um bei Mister Universum zu kandidieren. Vitamin-D-Mangel bei Burka-Trägerinnen, Brüche nach Bungee-Jumping, Verrenkungen nach Extremstellungen aus dem Kamasutra – ab sofort nicht mein Problem. Keine Zahlung mehr bei Hörschäden und Nervenzuckungen der Techno-Freunde. Burn-out bei Game-Freaks? Da können gern die Eltern löhnen, die ihren Kids Spielkonsolen schon in die Babywiege schieben. Für Friedhelm Adolfs Raucherwahnsinn mag ich nicht gerade stehen und für Folgen von Übergewicht durch fette Hamburger soll bitte schön mal McDonalds aufkommen. Ab sofort mehr Eigenverantwortung. Ist doch voll sozial und liberal. So, jetzt muss ich zum Zahnarzt, oben links der Backenzahn wackelt oder so…

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Maren Friedlaender

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