"Das ewige Licht"

„…oder so“ – Die Kolumne von Maren Friedlaender

20.08.2016 Meldung FDP-Kreisverband Köln

Neulich abends fuhr ich ganz alleine durch die Stadt. Das Geld war weg, die Taschen leer (frei nach Jürgen Zeltinger), ich dachte „lieber Gott“: Die in jedem Sommerloch auftauchenden UFOs aus Ostbelgien - jetzt auch in Köln? Wie sonst sollte ich mir das große Leuchten an der Bonner Straße erklären. Etwas völlig Neues, nie Dagewesenes, etwas Überirdisches, ja vielleicht sogar Göttliches strahlte mir entgegen. Big Blue. Wow! Oder lag es am Erfrischungsgetränk? Never. Nur zwei Kölsch. Hatte ich den Startschuss für die Kölner Lichter verpasst? 

Ich konnte meinen Blick nicht abwenden und schrammte deshalb haarscharf an einer Dönerbude vorbei. Die Hitze der drehenden Fleischspieße holte mich zurück in die Gegenwart. Auch andere Verkehrsteilnehmer schlingerten auf das blaue Etwas zu, das sich aus der Nähe als geerdete und verankerte Megalight-Leuchtsäule materialisierte. Oh, dachte ich mit kindlicher Naivität: kostenloses Feuerwerk. Haben die Anwohner nun täglich nach Einbruch der Dunkelheit. 

Ein Fall für den Nachtbürgermeister, Abteilung „Dimmen, Birnen wechseln und Verteilen von schwarzen Schlafmasken“. Nach mehr Toleranz für Freizeitlärm, nun also mehr Toleranz für Lichtverschmutzung. Manno – Köln, jederzeit an der Spitze der Bewegung. Selbst aus der Raumstation wird die Licht-Metropole nun noch besser identifiziert. Bravo, Du Perle am Rhein! Du leuchtest immer. Und die kleinen Kollateralschäden nehmen wir dann locker in Kauf. Die KVB fährt ja auf Schienen. Betrifft höchstens irritierte Fußgänger, so mäandernde Radler wie mich und die paar Autofahrer, die während der Fahrt nicht aufs Handy starren. 

Zur Einführung dieser neuen Stroer‘schen Werbeidee war der Leiter des Verkehrsamtes Klaus Harzendorf noch gelassen. Das Unternehmen musste lediglich kurze Testberichte vorlegen. Die Stadt schaue sich das dann mal an, meinte Harzendorf voll entspannt: „Gesetzliche Vorgaben gibt es so gut wie keine.“ Merkwürdig, wo wir uns doch ohne staatliche Verordnung nicht mal auf die Toilette wagen dürfen. Allein für die Musterverordnung zur Kastration freilaufender Katzen produzierte das nordrhein-westfälische Umweltministerium kürzlich eine 18-seitige Vorlage mit so erleuchtenden Sätzen wie: "Im Sinn der Verordnung ist eine gehaltene Katze eine Katze, die von einem Menschen gehalten wird."

Aber keine Regelung für das große Leuchten. Wegen der Einwendungen der Lichtempfindlichen soll es jetzt immerhin ein Gutachten geben: „Wir wollen neben den gefühlten Werten auch etwas Greifbares haben“, meint Stadtsprecher Jürgen Müllenberg. Wie dieser Satz, der Heidegger zur Ehre gereichen würde, gemeint ist - keine Ahnung. Ist wohl die Aufgabe eines Stadtsprechers, so kryptisch zu parlieren. Ich zieh mir jetzt einfach auch nachts die Sonnenbrille an, da kann ich viel besser mit dem ewigen Licht umgehen oder so…

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Maren Friedlaender

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