"Das hat die Welt noch nicht gesehen"

„…oder so“ – Die Kolumne von Maren Friedlaender

14.01.2017 Meldung FDP-Kreisverband Köln

„Ein Ensemble, wie es die Welt bislang noch nicht gekannt hat.“ Die Elbphilharmonie, möchte man meinen. Ist aber nicht so. Mit diesem bescheidenen Lob feierte Susanne Laugwitz-Aulbach kürzlich den Entwurf für die „Historische Mitte“ am Kölner Dom. Drunter geht’s nicht? Oder ist unsere Kulturdezernentin plötzlich lustig geworden? Nein, sie meinte es ernst.

Genauso wie ihre Ankündigung im April 2015: "Merken Sie sich den Tag im November, wenn Schauspiel und Oper eröffnet werden. Ein Leuchtturm für Nordrhein-Westfalen." Der November 2015 kam, die Leuchttürme leuchten woanders. Blanker Neid auf Hamburg. 789 Millionen Euro – Schwamm drüber. Bauzeit um sechs Jahre überzogen – Schwamm drüber. In Hamburg steht ein Diamant, ein Wahrzeichen, eine Attraktion, ja, ein Leuchtturm. Das hat die Welt noch nicht gesehen – tatsächlich!

Und nun schauen wir mal am Kölner Offenbachplatz vorbei – da bröselt ein Gebäude vor sich hin. Ein Leuchtturm wird das nie. Warum? Die Hamburger hatten eine Vision. Köln nicht mal ein Visiönchen. Eine fette Rechnung kriegen wir Bürger trotzdem für das Klein-Klein an der Nord-Süd-Fahrt. Kosten noch unbekannt, aber viel, viel mehr als einst veranschlagt.

Dabei wurde, als man noch plante, wie es im schönsten Kämmerer-Deutsch heißt, gedeckelt. Ich weiß schon gar nicht mehr, wie viele Male. Irgendwie hat der Kostendruck den Deckel immer wieder weggesprengt. Musste halt ein neuer her. Merkt Euch das, Ihr Steuerzahler, falls Ihr mal wieder einem Kostendeckel begegnet.

Und jetzt gieße ich lustvoll ein wenig Wasser in den Hamburger Schaumwein. Klar, der böse Neid – vielleicht. Und ein bisschen aufmerksames Hinschauen. Bei der Eröffnung der Elphie sah ich zu viele muffige alte Männergesichter; auch Frauen mit sauertöpfischer Miene, vorneweg unsere NRW-Landesmutter Hannelore – die kommende Wahl liegt wohl im Magen; Minister aus Berlin, Minister aus den Ländern; Christian Wulff, Großburgwedel, unser Exi-Präsident, wiedervereint mit Ehefrau Bettina – da war doch mal was mit Rosenkrieg oder so, egal; Schauspieler, Wirtschaftsbosse, Sportler, Moderatoren und ein paar alberne Show-Sternchen und C-Promis, die auf jeder Sause in die Kameras kichern. Eine Eröffnung, die die Erwartungshaltung der Gala-Leser beim Waschen, Legen, Föhnen voll erfüllt.

Aber was bitte hatten all diese Herrschaften mit den gelangweilten Gesichtern da zu suchen? Ach ja, ein paar ausgeloste Otto-Normalbürger, Menschen wie Du und ich, wurden auch geladen. Alle anderen durften das Spektakel im Fernsehen verfolgen, moderiert von der Allzweckwaffe Barbara Schöneberger – musste das sein? Ich hätte es anders gemacht, ein richtiges Zeichen gesetzt. Ich hätte nach dem Kostendebakel nur einfache Steuerzahler eingeladen, die Sponsoren noch und sonst die schweigend duldenden Steuerzahler. Das wäre ein Signal gewesen. Köln, merk Dir das, falls bei uns je eröffnet wird. Da laden wir ausschließlich Steuerzahler ohne Promi-Status ein. DAS hat die Welt noch nicht gesehen oder so… 

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Maren Friedlaender

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