"Harry, Sally und Sigmar"

„…oder so“ – Die Kolumne von Maren Friedlaender

10.09.2016 Meldung FDP-Kreisverband Köln

Zu den berühmten Szenen der Filmgeschichte gehört die aus „Harry und Sally“. Sie erinnern sich? Harry und Sally im Restaurant. Er behauptet, ihm könne keine Frau einen Orgasmus vorspielen. Sally macht’s ihm vor - gleich beim Essen. Währenddessen fragt der Kellner eine ältere Dame am Nebentisch, was sie wünsche. Mit Blick auf Sally, die lustvoll stöhnend in ihr Pastrami-Sandwich beißt, antwortet die Lady: „I’ll have what she is having.“ Auf Deutsch: „Genau das, was sie hatte.“ 

„I’ll have what he is having“, dachte ich, als Sigmar Gabriel nach der Wahl in Meckpomm den Bildschirm ausfüllte. Bester Laune und voll im Siegesrausch. Auch Erwin Sellering, der Ministerpräsident des Landes – Hochstimmung. Was haben die denn eingeworfen, fragte sich der Fernsehzuschauer. Pastrami-Sandwich? Irgendwie hatte die SPD doch gerade einen herben Verlust eingefahren. Eines lernte ich am Wochenende: Wie man aus einer Wahlschlappe einen Sieg bastelt. Ganz einfach. Vor der Wahl schraubt man die Erwartungen tief hinunter. Hinterher ist man dann total begeistert, dass das Ergebnis über den Erwartungen liegt. Muss man erst drauf kommen.

Für die CDU-Wahlschlappe übernahm unsere Kanzlerin die Verantwortung. Aber Merkel wäre nicht Merkel, wenn sie nicht doch einen anderen Schuldigen fände. Klar, den Wähler! Die Menschen hätten nicht das nötige Vertrauen gehabt, sagte die Kanzlerin. So eine tolle Politik, nur keiner merkt es. An Kurskorrektur denkt sie natürlich nicht. Warum auch? Wir schaffen das. 

Klafft da in der Wahrnehmung eine Lücke zwischen Wählern und Gewählten? Erlebt der Bürger unser Land vielleicht anders als die muntere Kanzlerin? Möglich wär’s. Wenn man am Kanzleramt in eine gepanzerte Limousine steigt und beschützt von Bodyguards mit Blaulicht zum Flughafen prescht, sieht man vielleicht nicht, was normale Menschen sehen: nicht den Stau auf der Strecke, nicht die Verspätung der Bahn, die vergammelten Schulen unserer Kinder; ja, und auch die Dinge nicht, die sich durch hohe Flüchtlingszahlen in unserem Land verändern. 

Und was denkt sich der Wähler wohl, wenn die Grünen kurz vor der Wahl fordern: Kinder sollen bis zu vier Eltern haben können. Ein echtes Knüllerthema, fand Volker Beck. Haben die in Meckpomm wohl nicht verstanden. Die Grünen sind raus. Bleibt noch das FDP-Ergebnis: Drei Prozent. „Wir haben eine Wahl verloren, aber nicht unsere Haltung“, tröstete Christian Lindner. Und der Letzte macht das Licht aus. 

Nach einem langen Wahlabend mit Politikern jeglicher Couleur in meiner guten Stube wundert’s mich nicht wirklich, dass die Wähler den etablierten Parteien den Rücken kehren. Meine Top-Politikerfloskel des Abends lautet übrigens: „Die Menschen draußen“, „die Menschen draußen verstehen das nicht.“ Schön entlarvend – oder? Ich gründe jetzt die DMD-Partei, die Partei für „Die Menschen draußen“. Krieg ich vielleicht auch 20 Prozent aus dem Stand heraus oder so... 

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Maren Friedlaender

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