"Viel Lärm um Spaß"

„…oder so“ – Die Kolumne von Maren Friedlaender

23.07.2016 Meldung FDP-Kreisverband Köln

Gestern war wieder Tag der Heckenschere. Als der eine Nachbar fertig war, fing der andere an. Heckenscheren produzieren ein unangenehmes Geräusch, wie ein Zahnbohrer – nur viel lauter. Aber nichts gegen den Höllenapparat, genannt Laubbläser.

Ich wohne eigentlich in einem ruhigen Kölner Viertel. Trotzdem kommt da einiges an Lärm zusammen. Irgendein Anwohner baut immer sein Haus um oder, nach den Presslufthammergeräuschen zu urteilen, reißt es ab. Seit mindestens drei Jahren saniert die Stadt die Abwasserrohre bei mir in Bayenthal. Die Kakophonie der Bagger und Bohrer ist seither der tägliche urbane Sound.

Nachts fliegen über den Süden der Stadt die Flugzeuge so tief, dass ich die Ansagen der Stewardessen verstehen kann. Die Nachbarskinder sind in der Pubertät und hören ihre Techno-Musik auf Maximallautstärke – ganztägig, ganzjährig. Da meckere ich nicht. Ich habe auch mal pubertiert. Ab und zu wird zwei Ecken weiter der Glascontainer geleert. Das klingt dann irgendwie besorgniserregend. Ach, fast hätte ich vergessen: Die Flugzeuge fliegen natürlich auch tagsüber. Da fällt es nur nicht so auf – Sie wissen schon, wegen der Heckenscheren. 

Wie gesagt – eigentlich lebe ich in einem sehr beschaulichen Viertel. Trotzdem herrscht kein Mangel an Lärmbelästigung. Ich erkläre das so ausführlich, weil ich mich wundere. Über die SPD in NRW. Sie entdeckt ihr Herz für Nachtschwärmer, die mal so richtig auf die Pauke hauen wollen – auch mitten in Wohnvierteln. Die Sozialdemokraten treiben eine Initiative auf Bundesebene voran, damit Kommunen Ausgeh-Quartiere mit gesonderten Lärmschutzvorschriften benennen können. In solchen Vierteln sei eine Nachtruhe ab 22 Uhr fern der Lebensrealität, so SPD-Fraktionsvize Jochen Ott. Er beklagt: „Das Ruhebedürfnis Einzelner wird über die Freizeitaktivität vieler gestellt.“ Ja, da hat die gute alte SPD ein echtes Problem erkannt. Sonst haben wir ja zurzeit auch keine.

War die SPD nicht einst die Partei der Arbeitnehmer, Leistungsträger, Wenig-Netto-vom-Brutto-Verdiener? So Menschen, die morgens tatsächlich noch früh aufstehen und zur Arbeit gehen. Und nun: Sozis für unendlichen Spaß - dafür spricht Herr Ott. Weg mit der verdammten Nachtruhe. Kriegen die Kinder eben ein Zäpfchen. Dann schlafen sie durch. Hauptsache rund um die Uhr Halligalli, trinken, grölen. Die feierwütigen Ausnahmen werden zur Regel erhoben. Mit der Spaßgeneration endlich raus aus dem Umfragetief! Schließlich war Sigmar Gabriel ja mal Pop-Beauftragter der SPD.

Und der von den Genossen geforderte Nachtbürgermeister muss sich beim Kontrollgang anpöbeln lassen und tröstet die übermüdeten Krankenschwestern der Frühschicht, die Busfahrer der ersten Fuhre, die Zeitungsboten und Bäcker. Viel Spaß auch für Polizei und Ordnungsamt am Brüsseler Platz! Düsseldorf, wir haben ein Analyseproblem. Das Land schmiert ab: ökonomisch, verkehrs- und bildungspolitisch und bei der inneren Sicherheit. Aber die SPD fordert: „Mehr Toleranz für Freizeitlärm“. Übrigens, hallooo, liebe Genossen: Lärm über 85 Dezibel führt zu Hörverlust. Vielleicht versteht Ihr deshalb Eure angestammten Wähler nicht mehr - oder sie Euch…

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Maren Friedlaender

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