Unterbringung des Historischen Archivs am Gereonshof

21.04.2008 Anträge FDP-Fraktion im Rat der Stadt Köln

Die FDP-Fraktion hat folgenden Dringlichkeitsantrag auf die Tagesordnung der Sitzung des Rates am 24. April 2008 setzen lassen.

Der Rat der Stadt Köln möge beschließen:

Das historische Archiv der Stadt Köln soll im Rahmen der Entwicklung des ehemaligen Gerling-Komplexes an seinen historischen Platz am Gereonshof zurückkehren. 
Die Verwaltung wird beauftragt, kurzfristig das vorliegende Angebot des Projektentwicklers, der Frankonia Eurobau AG, anzunehmen und einen entsprechenden Vertrag abzuschließen. Zuvor ist die noch offene Frage, ob eine Realisierung durch die „Frankonia“ oder durch die Stadt selbst als für die Stadt günstiger zu bewerten und zu realisieren ist.
Die Verwaltung wird beauftragt, die nötigen Mittel zur Umsetzung dieses Beschlusses für die kommenden Haushaltjahre zu berücksichtigen.
Über den jeweils aktuellen Sachstand der Vertragsverhandlungen und der Realisierung des Projektes ist in jeder Sitzung der Ausschüsse für Kunst und Kultur/Museumsneubauten sowie für Stadtentwicklung unaufgefordert zu berichten.

Begründung:
Durch die aktuelle Entwicklung des Gerling-Viertels durch die Frankonia bietet sich die Chance, das historische Archiv der Stadt Köln an seinen historischen Platz am Gereonshof zurückkehren zu lassen. Eine Neuunterbringung des Archivs ist absolut notwendig, da die Aufnahmekapazitäten mit dem Ende dieses Jahres erschöpft sein werden. 
Es ist deshalb als ein besonderer Glücksfall zu bewerten, dass sich in dieser drängenden Entscheidungssituation diese einmalige Chance bietet. Sowohl im Ausschuss für Kunst und Kultur / Museumsneubauten als auch im Stadtentwicklungsausschuss, haben alle demokratischen Parteien ihre Präferenz für diese Lösung zum Ausdruck gebracht.

Wesentliche Parameter sprechen für diesen Standort:

Die Lage: Neben der historischen Tradition spricht auch der Charakter der Institution Historisches Archiv für eine zentrale Unterbringung. Für die zukünftige Ausrichtung als Bürgerarchiv ist dieser Vorteil des Gereonshofs nicht zu überschätzen, zumal sich in unmittelbarer Nähe weiter wichtige, für die Bürgerinnen und Bürger zugängliche Archive finden (Diözesanarchiv, Rheinisch-Westfälisches Wirtschaftsarchiv). 
Unter dem Arbeitstitel „Archivmeile“ gibt es vielversprechende Pläne der genannten Institutionen, die der Stadt Köln zu einem größeren historischen Bewusstsein für die großartige Stadtgeschichte im Sinne einer direkteren Erlebbarkeit verhelfen können. Außerdem stellen die ruhige und geschützte Lage (Immissionsschutz) einen wesentlichen Standortvorteil für ein Archiv dar. 
Keiner der im Raum stehenden Alternativstandorte (z.B. Eifelwall, Messe-City) kann inhaltlich mit diesen Vorteilen konkurrieren. Vielmehr gibt es für diese Flächen andere stadtplanerische Prioritäten. Insbesondere der Eifelwall sollte sinnvoller Weise für dringend benötigte Erweiterungsbauten der Universität zu Köln sowie für Wohnraum vorbehalten werden, wie es auch der Beschlusslage des Stadtentwicklungsausschusses entspricht.

Wirtschaftlichkeit: Die Gebäudewirtschaft der Stadt Köln hat eine Standortuntersuchung vorgenommen. Obwohl das Papier seit einiger Zeit fertig gestellt ist und die terminliche Problematik für die Entwicklung des Gerling-Viertels bekannt ist, hat die Verwaltung bislang darauf verzichtet, die Ergebnisse in die parlamentarischen Gremien für eine schnelle Entscheidungsfindung zu geben – obwohl dies mehrfach eingefordert wurde (zuletzt Ausschuss Kunst und Kultur am 8.4.08, vgl. der entsprechende Auszug im STEA vom 10.4.08). 
Die Standortanalyse der Gebäudewirtschaft kommt zwar zur Präferenz des Standortes Eifelwall, allerdings beruht dieses Ergebnis auf zweifelhaften Vorgaben. Dies betrifft insbesondere die Kriteriengewichtung. Für die hier zu treffende Entscheidung ist die Lage des jeweiligen Standortes ebenso wichtig wie die bloße Wirtschaftlichkeit und nicht deutlich unterzugewichten, wie in der Untersuchung geschehen. 
Dies gilt insbesondere, wenn der wirtschaftliche Vorteil nicht so eindeutig ausfällt. Als Nominalwerte werden für die Herstellungskosten eine Differenz von 3 Mio. angesetzt, mit Nebenkosten eine Differenz von 6-8 Mio. (die absoluten Zahlen: Eifelwall 35,2 Mio., Gereonshof 41,7 Mio. bzw. 43,7 Mio.). Hierbei sind wesentliche Aspekte unberücksichtigt (s. folgender Punkt).

Zeitraum / Interimslösung: Eng mit der Wirtschaftlichkeitsanalyse hängt die Betrachtung der zeitlichen Perspektive zusammen. Das Gebäude am Gereonshof stünde nach den Planungen der Frankonia schon im Jahre 2011 zur Verfügung. Das Gelände am Eifelwall kann frühestens im Jahr 2011 überhaupt freigestellt werden. Mit einem Bezug wäre dort frühestens 2014/15 zu rechnen. 
Da das heutige Archiv an der Severinstrasse ab 2009 nicht mehr aufnahmefähig ist, muss für eine Zwischenlösung gesorgt werden. Für den überschaubaren Zeitraum von zwei Jahren gibt es die Möglichkeit, freie Kapazitäten des Diözesanarchivs zu nutzen, für einen längeren Zeitraum steht dort aber keine Fläche zur Verfügung. 
D.h., dass für die zeitlich deutlich entferntere Lösung am Eifelwall zunächst völlig neue Flächen für eine Zwischenlagerung angemietet werden müssten, die dann auch für die hohen Ansprüche eines Archivs (Brand- und Wasserschutz, Klimatisierung) hergerichtet werden müssten. Dies würde erhebliche Kosten verursachen, die in der Wirtschaftlichkeitsberechnung der Gebäudewirtschaft noch gar keine Berücksichtigung gefunden haben. 

Begründung der Dringlichkeit:
Für die Planungen werden durch die Frankonia in diesen Tagen die grundsätzlichen Festlegungen getroffen. Es bedarf deshalb einer sofortigen Erklärung durch die Stadt, das Historische Archiv wieder an diesem Ort ansiedeln zu wollen, damit dies planerisch berücksichtigt werden kann.

In diesem Sinne bitten wir, unserem Antrag zuzustimmen.

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