"Glaubensfragen"

„…oder so“ – Die Kolumne von Maren Friedlaender

12.11.2016 Meldung FDP-Kreisverband Köln

Die deutschen Besserwisser haben Auslauf. Talkshows auf allen Kanälen. Denen gehen langsam die Gäste aus. Oder warum sonst macht man Wolfgang Niedecken, Oskar Lafontaine und Steuerbetrügerin Alice Schwarzer zu Amerika-Spezialisten? Der weiße Mann ist schuld, er hat Trump gewählt, weiß die Feministin. Derweil hinterlässt Vize-Kanzler Gabriel verbrannte Erde und sollte, bevor er weitere Schäden anrichtet, einen Diplomatie-Kurs an der Volkshochschule belegen, zusammen mit seinem Parteifreund Steinmeier. 

Ich kehr derweil mal vor der eigenen Tür. Während ich mir das „Vater unser“ nur mühsam aus der Erinnerung zusammenklaube, kann ich die fünf Säulen des Islam mittlerweile auswendig herunterbeten, weiß welche Würstchen „halal“ sind und wieso Allah Frauen irgendwie schlechter als Männer findet oder war es umgekehrt? Warum eigentlich muss ich mich täglich mit einem Glauben auseinandersetzen, der gar nicht der Meine ist? Ich bin mit den zehn Geboten aufgewachsen. Die meisten finde ich okay. Manche weniger: Dass Gott sich für unsere Sexualität interessiert, bezweifle ich. Auf die Beichte habe ich schon als Zehnjährige verzichtet, weil der Pfarrer sich nur für meine unkeuschen Gedanken interessierte. Viele waren es nicht und die wenigen wollte ich nicht mit ihm teilen. 

Anlässlich eines prunkvollen Papstbesuches trat ich aus der Kirche aus – das ist 40 Jahre her. Ich habe kein Bedürfnis, mich mit Menschen zur Anbetung eines mir unbekannten Gottes zusammenzufinden. Religion sollte Privatsache sein. Gott scheint über meine Ansichten großzügig hinwegzusehen. Vielleicht ahnt er, dass die friedlichste Bevölkerungsgruppe die der Nonkonformisten ist. Übrigens in Deutschland auch die größte: 34 Prozent gehören ihr an, je 30 Prozent sind katholisch oder evangelisch.

Zum Islam bekennen sich ca. 5 Prozent. Tatsächlich? Gefühlt sind es mehr, dank der Medien. Keine Talkshow ohne einen muslimischen Vertreter. Bei Anne Will nun auch noch die Frau mit Burka oder Niqab – muss ich den Unterschied wissen? In unserer Kultur möchten wir im Gespräch das Gesicht eines Menschen schauen. Frau Will sieht das anders. Gäste findet sie immer, denen egal ist, mit welchen Idioten sie diskutieren. Hauptsache die Einschaltquote stimmt. Kolumnist Henryk M. Broder kündigte an, die GEZ-Gebühren nicht mehr zu zahlen. Wie geht das Herr Broder? – Ich mach mit.

Und nun noch das: Die höchsten Vertreter der christlichen Kirchen in Deutschland legen bei einem Besuch des Felsendoms in Jerusalem ihr Kreuz ab. Die muslimischen Autoritäten hatten die Bischöfe darum gebeten. "Wir haben aus Respekt vor den Gastgebern gehandelt“, sagte der EKD-Ratsvorsitzende, Heinrich Bedford-Strohm. Und wo bleibt der Respekt vor dem Gast? Was passierte wohl, wenn wir von einem Würdenträger des Islams beim Besuch des Kölner Doms verlangten, die Symbole seines Glaubens abzulegen? Das Theater möchte ich nicht erleben. 

In vorauseilendem Gehorsam machen wir aus St. Martin – wenn‘s nach den Linken geht – ein Sonne-Mond-und-Sterne-Fest, verbannen Schweineschnitzel aus den Schulkantinen und wie ich den Laden hier kenne, bekomme ich am nächsten 11.11. nirgends mehr ein Kölsch. Selbstverleugnung, solange, bis wir nicht mehr wissen, wer wir sind. Und dann? „Submission“ – „Unterwerfung“ hieß der Titel eines Romans von Michel Houellebecq. Veröffentlicht 2015. Bitte lesen - ziemlich visionär oder so...

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Maren Friedlaender

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