Marie-Agnes Strack-Zimmermann im Gespräch

Interview mit der stellvertretenden Bundesvorsitzenden der FDP

10.09.2017 Meldung KölnLiberal - Zeitschrift für Freie Demokraten in Köln

Marie-Agnes Strack-Zimmermann

Marie-Agnes Strack-Zimmermann, geboren 1958 in Düsseldorf, ist stellvertretende Bundesvorsitzende der FDP und Fraktionsvorsitzende im Rat der Stadt Düsseldorf. Sie ist verheiratet und hat drei erwachsene Kinder. Sie studierte Publizistik, Politikwissenschaft und Germanistik an der Ludwig-Maximilians-Universität München und promovierte dort 1986. Im Anschluss daran war sie bis 2008 für den Jugendbuchverlag Tessloff tätig, für den sie als Verlagsrepräsentantin Buchhandlungen in NRW und Rheinland-Pfalz betreute.

Von 1999 bis 2004 war sie Mitglied in der Bezirksvertretung des Stadtbezirks 7 in Düsseldorf. Seit 2004 ist sie Mitglied im Rat der Stadt Düsseldorf. Von 2005 bis 2009 war sie Vorsitzende der Ratsfraktion, von 2009 bis 2014 stellvertretende Fraktionsvorsitzende. Von 2008 bis 2014 war sie Erste Bürgermeisterin und Stellvertreterin des Oberbürgermeisters der Landeshauptstadt. Seit Mai 2014 ist sie wieder Vorsitzende der FDP-Ratsfraktion. Ebenso war sie von 2009 bis 2014 stellvertretende Vorsitzende der Landschaftsversammlung Rheinland. Seit 2014 ist sie dort stellvertretende Vorsitzende der FDP-Fraktion.

Ende 2013 wurde sie auf dem außerordentlichen Bundesparteitag zur stellvertretenden Vorsitzenden der Bundespartei gewählt, wo sie für die Themen Kommunales, Soziales und Gesundheit verantwortlich ist. Im März 2014 wurde sie auf dem FDP-Kreisparteitag in Düsseldorf zur Kreisvorsitzenden der FDP-Düsseldorf gewählt. 2015 und 2017 wurde sie als stellvertretende Bundesvorsitzende im Amt bestätigt. Zur Bundestagswahl tritt sie jetzt als Direktkandidatin in Düsseldorf und auf Platz 2 der Landesliste an.


Frau Strack-Zimmermann, als Eisbrecherfrage ein Thema, bei dem ich den Tipp bekommen habe, es könnte hilfreich sein: Was schmeckt Ihnen besser, Alt oder Kölsch?

Kölsch, aber verraten Sie mich nicht. In 20 Jahren stehe ich dann auf Kölnisch Wasser.

Wie sehen Sie als Außenstehende die Stadt Köln?

Bunt und tolerant (mit Ausnahme den Düsseldorfern gegenüber), Chaos und Lebensfreude rund um den Dom.

Als Kölner tue ich es nicht gerne, muss aber zugeben, dass in Düsseldorf Vieles deutlich besser läuft als in Köln. Warum ist das so?

Seit 1999 sind die innovativen und durchsetzungsstarken Freien Demokraten ohne Unterbrechung Teil der Mehrheit im Rat der Stadt. Beantwortet das Ihre Frage? Wir haben sehr früh angefangen, die Stadt zu entschulden, indem wir die RWE-Aktien zu einem sehr guten Wert verkauft haben. Zudem haben wir uns von einem Großteil der Düsseldorfer Stadtwerke getrennt. Wir hatten dadurch zudem Mittel zur Verfügung, die wir in die Stadt investiert haben. Dieser mutige Weg gab uns Recht. Viele Unternehmen haben sich in Düsseldorf angesiedelt und sind Teil des Erfolgs der Stadt.

Düsseldorf hat im Moment einen regelrechten Aderlass an führenden Verwaltungsmitarbeitern Richtung Köln. Stadtdirektor Keller und Verkehrsdezernentin Blome sind nur die prominentesten Beispiele. Wie beurteilen Sie diese Entwicklung?

Reisende soll man nicht aufhalten und wir freuen uns, dass die „geballte Düsseldorfer Kompetenz“ den Freunden in Köln zugutekommt. Der Verlust war schmerzlich aber verkraftbar.

Wo sehen Sie Potentiale für eine enge Zusammenarbeit zwischen den rheinischen Schwesterstädten Düsseldorf und Köln?

Karneval, Karneval, Karneval! Aber im Ernst, es stünde beiden Städten gut zu Gesicht, gemeinsam der Motor für ein modernes und innovatives Rheinland zu sein. Die Zusammenarbeit der Häfen ist ein Beispiel dafür, dass man auch ohne großes Gedöns, geräuschlos sehr erfolgreich zusammenarbeiten kann.

Sie kandidieren für den Deutschen Bundestag. Was reizt die frühere Düsseldorfer Bürgermeisterin an dieser Aufgabe?

Eine neue Aufgabe ist für mich zeitlebens immer reizvoll. Nach dem Motto: „Denken wir neu“!

Was möchten Sie in Berlin politisch umsetzen? Wo setzen Sie Ihre persönlichen Schwerpunkte?

Ich möchte daran erinnern, dass jeder Abgeordnete einen Wahlkreis vertritt und damit für sein kommunales Umfeld mitverantwortlich ist. Alles, was in Berlin beschlossen wird, sollte auch unter dem Gesichtspunkt betrachtet und überprüft werden, was hat das für Auswirkungen auf unsere Städte und Gemeinden bzw. können die Kommunen diese Aufgaben überhaupt stemmen und sind diese Herausforderungen auch gegenfinanziert?

Die Freien Demokraten haben in NRW ein sehr gutes Ergebnis bei der Landtagswahl hingelegt. Wie beurteilen Sie unsere Chancen im September?

Hoffnungsvoll gut!

Sie haben als stellvertretende Vorsitzende auch wesentlich am neuen Programm der FDP mitgewirkt. Welche Punkte konnten Sie dort als Kommunalpolitikerin durchsetzen? 

Dass „Politik vor Ort“ der nötige Nachdruck verliehen wird. Geht es den Städten und den Gemeinden gut, ist dies auch Garant für eine stabile, funktionierende, demokratische Gesellschaft. Frust und Unzufriedenheit über politische Entscheidungen frisst sich oft von unten nach oben durch und entlädt sich nicht selten in extremen politischen Meinungen und entsprechendem Wahlverhalten.

Wie man hört, sind Sie begeisterte Motorradfahrerin. Ist das auch eine Möglichkeit, dem Verkehrschaos in NRW entgegen zu wirken?

Mit dem Motorrad unterwegs zu sein, ist für mich in der Tat seit meinem 18. Geburtstag eine große Freude. Vor allem Europa auf diese Weise kennen zu lernen, einfach nur wunderbar. Bedauerlicherweise hängt man auch mit dem Motorrad im Stau fest. Aber was in NRW noch viel schlimmer ist, ist die miserable Qualität des Straßenbelags in weiten Teilen des Landes. Vorsintflutlich und gefährlich.

Zum Schluss eine einmalige Gelegenheit: Was wollten Sie den Kölnerinnen und Kölnern schon immer mal ins Stammbuch schreiben, haben sich bisher nur nie getraut?

[lacht] Baut mal gescheite Rosenmontags-Motto-Wagen und fragt nicht vorher die Obrigkeit, ob es genehm ist.

Frau Strack-Zimmermann, herzlichen Dank für das Gespräch.

[Das Gespräch führte Stephan Wieneritsch.]

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