Namensgebung Archäologische Zone/Jüdisches Museum
12.08.2016 Initiativen FDP-Fraktion im Rat der Stadt Köln
Sehr geehrte Frau Oberbürgermeisterin,
die Bürgerinnen und Bürger sind zur Teilnahme an einen Namensfindungswettbewerb für die Archäologische Zone und das Jüdische Museum aufgerufen. Wir begrüßen diese Initiative, die die Ersetzung des bisherigen, eher sperrigen Arbeitstitels auf der Basis breiter Partizipation zum Ziel hat. Ein griffiger, international gut funktionierender Name für diese einmalige Museums- und Ausgrabungslandschaft ist von großer Bedeutung. Wir wünschen dem Vorhaben eine breite Beteiligung und ein überzeugendes Ergebnis!
Wir wenden uns aber heute auch an Sie, weil uns eine Sorge umtreibt. Es ist dies die Sorge um das Profil des „Jüdischen Museum“, oder wie der ursprüngliche Arbeitstitel einmal lautete, des „Hau-ses und Museums der Jüdischen Kultur“. Die Keimzelle dieses Projektes war der Wunsch, diesen einzigartig erhaltenen Ort innerstädtischer jüdischer Siedlung in unmittelbarer Nachbarschaft zum Rathaus für eine Würdigung jüdischen Lebens an authentischer Stelle zu nutzen.
Deshalb ist der aufgehende Baukörper auf dem Rathausplatz auch immer als „Jüdisches Museum“ bezeichnet worden. Konzepte für die Ausstellungsfläche im Museumsbau – ob von der „Gesellschaft für ein Haus und Museum der Jüdischen Kultur“ oder durch die städtische Stabsstelle „Archäologische Zone/Jüdisches Museum“ – sind immer von dieser Setzung
ausgegangen.
Wir sind deshalb von dem Umstand irritiert, dass in der vorliegenden Skizze des Projektes für die Namensfindung nun von diesem klaren Profil für den aufgehenden Museumsbau abgewichen zu werden scheint. Sie schreiben dort:
"Über den archäologischen Befunden wird ein neues Museumsgebäude entstehen. Dort werden in Wechselausstellungen weitere Facetten der 2000-jährigen Geschichte des Ortes präsentiert. Ein Fokus liegt auf der Darstellung jüdischer Geschichte und Kultur der Neuzeit."
Wir betrachten die jüdische Geschichte und Kultur der Neuzeit und auch darüber hinaus als das Thema dieses Museumsgebäudes und nicht als einen Fokus. Die Gesamtgeschichte des Orts kann angemessen im Ausgrabungsrundgang und der Ausstellungsfläche des jetzigen Praetoriums aufgearbeitet werden, wie es ja auch schon angekündigt ist. Für die Freien Demokraten ist der aufgehende Museumsbau, der ja genau auf der Fläche des jüdischen Viertels stehen wird und so dessen bauliche Kubatur wieder erlebbar macht, aber klar für die Thematisierung des jüdischen Lebens an diesem Ort und darüber hinaus in dieser Stadt reserviert.
Die Umplanungen zur Reduktion der Kosten haben schon erhebliche Flächeneinbußen für das „Jüdische Museum“ gebracht. Es darf nun nicht auch konzeptionell zu Einbußen kommen, indem das jüdische Leben dort nun nur noch als ein Thema neben anderen geführt wird.
Wir erwarten von Ihnen ein klares Bekenntnis zur Umsetzung der ursprünglichen Projektidee, die von der Schaffung eines „Hauses und Museums der Jüdischen Kultur“ ausgegangen ist. Dass dieses Thema mit der 2000-jährigen Stadtgeschichte, wie sie im Ausgrabungsrundgang erfahrbar sein wird, korrespondiert, ist eine Selbstverständlichkeit. Diese Selbstverständlichkeit darf aber nicht zur Verwässerung des Konzeptes für den Museumsbau führen.
Wir Freien Demokraten möchten keine Filiale von Römisch-Germanischem Museum und Stadtmuseum, sondern wir möchten ein Jüdisches Museum für Köln! Dies ist sicher auch unter Vermarktungsgesichtspunkten von Vorteil, wenn nicht nur u.a. Berlin und München eine solche Einrichtungen als Touristenziel haben, sondern auch Köln.
Herzliche Grüße
Ralph Sterck – Vorsitzender
Diesen Schreiben ging gleichlautend an
Oberbürgermeisterin Henriette Reker,
LVR-Direktorin Ulrike Lubek,
Landschaftsversammlungsvorsitzenden Prof. Dr. Jürgen Wilhelm,
Museumsdirektor Dr. Thomas Otten und
Museumsdirektor Dr. Marcus Trier