„Der Stand der Dinge“

„…oder so“ – Die Kolumne von Maren Friedlaender

03.02.2018 Meldung FDP-Kreisverband Köln

Gestern saßen vor meinem dm-Markt zwei junge Männer, vor sich Schilder: Gras – essen – Bier. Sie drehten sich Zigaretten und waren guter Dinge. Ich gab ihnen kein Geld. Fünfzig Meter weiter, vor dem Rewe-Markt, bettelte ein Mütterchen aus Osteuropa. Ich weiß nicht mehr genau, wann das anfing mit der Bettelei im Viertel, vor fünf, sechs Jahren vielleicht. Früher traf man Bettler nur in der Innenstadt an. Der Verdrängungswettbewerb hat sie in die Viertel vertrieben. Ich gab dem Mütterchen auch nichts. Ich habe schon beobachtet, wie osteuropäische Chefs der Bettlerbanden mit schwarzen Limousinen zum Abkassieren vorfuhren.

Ich radelte weiter in die Innenstadt. Bei TK Max am Neumarkt stritten sich fünf Afrikaner so lautstark, dass die Käufer auf der ganzen Etage besorgte Blicke tauschten. Ich lass mir nichts gefallen, also ging ich auf die Gruppe zu. Ich verstand kein Wort, ich beherrsche nicht alle afrikanischen Dialekte. Die Stimmung unter den Farbigen war aufgeheizt und die jungen muskelbepackten Männer so aggressiv, dass ich beidrehte. Ich bin mutig, aber nicht lebensmüde.

Auf dem Rückweg war es bereits dunkel. In den Eingängen der Ladenpassagen lagerten, teils alkoholisierte, Obdachlose. Dass 20.000 Kurden am Wochenende unsere Stadt lahm legten – kennen wir ja schon. Eine Freundin versuchte, vom Hauptbahnhof im Taxi wegzukommen. Keine Chance. In derselben Woche wurde ein junger Mann in Aachen erstochen, drei Tatverdächtige festgenommen, schrieben die Aachener Nachrichten. Aus einem anderen Blatt erfuhr ich, dass alle Beteiligten Syrer waren.

Schnitt.

Ich las vor einigen Tagen im Express über Printen-Bühlbeckers Schoko-Party im Kölner Alten Wartesaal. Zwischen B- und C-Promis tummelten sich Bundestagsabgeordnete, teils dieselben, die zwei Tage vorher bei der Verleihung des Ordens wider den tierischen Ernst schunkelten und bei Bambi oder so. Nennt sich, glaube ich, Landschaftspflege. Ich fürchte, dass viele Abgeordnete ein Problem haben. Sie können der Glitzerwelt nicht widerstehen. Kulturveranstaltungen, Parteiveranstaltungen, Verleihungen und schicke B-Promi-Partys, Talkshows nicht zu vergessen. Schade nur, dass dort nicht die Normalos sitzen, die hart arbeitenden Durchschnittsbürger. Denen lausche ich gern. Ich bezweifle, ob gerade Langzeit-Abgeordnete im Bilde über den Stand der Dinge sind. Von Kanzlerin und Ministern will ich gar nicht reden. Wenn sie den Leuten zuhörten, würden sie sich wundern.

Die Situation bei uns erinnert mich an 1989 in der DDR. Drinnen im Palast der Republik feierten sie tanzend den 40. Gründungstag. Während Honi gerade einen Toast auf Gorbatschow aussprach, demonstrierten draußen vor der Tür Tausende. Die klatschen Beifall – erklärte ein untertäniger Funktionär den Machthabenden. Ja, ja, unheimlich geklatscht haben die oder so …

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Maren Friedlaender

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