„Stromausfall in Berlin“

„…oder so“ – die Kolumne von Maren Friedlaender

16.06.2018 Meldung FDP-Kreisverband Köln

Anno 18 herrschte ein langer Sommer im Frühjahr. Heiße Wochen, nur ab und an unterbrochen von Unwettern nie gekannter Stärke. Zumindest fühlten die Bürger so, wenn wieder einmal die Kanalisation kapitulierte, Sturzbäche durch Dörfer schossen, Bäume auf Schienen krachten und die Feuerwehrleute kaum noch die Schläuche trocken bekamen. Der Eichenprozessionsspinner breitete sich großflächig aus. Pusteln und Juckreiz wurden zur Volkskrankheit.

Ansonsten verlief das Leben im Modus des „Als ob“. Als ob alles normal sei, brummten die Nagelstudios, die Fitness-Buden, die Tattoo-Läden. Die Lustdampfer auf dem Rhein machten das Geschäft ihres Lebens. Nur der Döner-Abverkauf litt unter der Extremhitze. Zugleich kamen die Eisbuden kaum mit der Speiseeisproduktion nach. Das Kölsch floss in Strömen. Alles gut. Soweit. 

In den Nachrichten tauchte öfter als sonst das Schneidewerkzeug „Messer“ auf. Merkwürdig, diese Messerattacken, als ob Stammeskrieger aus grauer Vorzeit in das Herz Europas eingebrochen seien. Die Fußballweltmeisterschaft, so die Hoffnung der Regierenden, würde im beginnenden richtigen Sommer, der zumeist verregnet daherkommt, die schlechten Nachrichten verschlingen. 

Als ob alles gut sei. Doch die Pfiffe der Fußballfans für zwei Posterboys des Kalifen Erdogan machten dem DFB und der Regierung klar: Es war nicht so wie sonst. Als ob eine Entfremdung begonnen habe. Da konnte der sonst alerte Bierhoff predigen, flehen und zürnen; es war so, als ob die Fans unbelehrbar seien. 

So war das im frühen Sommer anno 18: Brexit, Populismus all überall, zwei durchgeknallte Staatschefs lagen sich in den Armen, mangelnde Sicherheit, gestörtes Rechtsempfinden. Eventisierung statt Kultur; Brot und Spiele, bei denen Antisemitismus vor ausverkaufter Lanxess-Arena keinen Protestschrei auslöste. Ein paar tapfere Steuerzahler freuten sich auf Erholung im Urlaub. Den vermieste ihnen ein lokales Boulevard-Blatt mit dem Titel: „Uns droht das große Ferien-Chaos.“ Stillstand und Unordnung. Über all dem eine Kanzlerin, die keine Fehler an sich erkennen mochte. Ein Bestseller ihr neues Buch: „Mein BAMF!“ 

In der schnoddrigen Hauptstadt taten sie alle geschäftig. Wichtiges Wieseln in Talkshows! Viel Konjunktiv. Man könnte, man sollte und müsste. Und doch schien mir, es herrsche Stillstand. Symbolisch dafür ein Witz, der umging: „Stromausfall in Berlin - Angela Merkel hat stundenlang auf der Rolltreppe gestanden.“

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Maren Friedlaender

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