"Flott der Boykott"

„...oder so“ – die Kolumne von Maren Friedlaender

15.09.2018 Meldung FDP Kreisverband Köln

Seit Tagen halte ich die Fenster weit geöffnet – um die Protestschreie nicht zu verpassen. Welche Protestschreie? Na die, auf den Aufruf zum Boykott von Israel als Austragungsort für den European Song Contest 2019 – kurz ESC. Viele Künstler haben unterzeichnet, vorneweg wieder mal Pink-Floyd-Mitbegründer und Palästina-Freund Roger Waters, Unterstützer von BDS.

BDS steht für Boykott, Devestition und Sanktionen. Die drei Wörter müssten reichen, um Entsetzen auszulösen. Was steckt dahinter? BDS ist eine 2005 gegründete, transnationale Kampagne, die sich gegen die Politik Israels richtet. Israel sei ein Apartheidstaat, der arabisches Land besetze und gegen Menschenrechte verstoße, was die Aktivisten nicht stört, wenn es sich um Länder wie Russland handelt. Wurde dort nicht gerade eine Fußball-WM ausgetragen? Auch da hielt ich mein Fenster vergeblich offen. Stille. Vielleicht ein paar kaum hörbare Protestchen. 

Das Theater mit BDS haben wir schon während der Ruhrtriennale mit ihrer unsäglichen Intendantin Stefanie Carp durchgekaut, wegen der von ihr ein- und ausgeladenen Young Fathers – ebenfalls BDS-Unterstützer. Was kaum einer schreibt: BDS übt massiv Druck aus auf Künstler, die auch nur mal mit einem Israeli auf dem Flur plaudern oder wagen, einen Fuß nach Israel zu setzen, das einzige demokratische Land in der Nah-Ost-Region. Das nur nebenbei bemerkt. Druck ausüben meint übrigens Auftrittsboykott, damit es betroffenen Künstlern richtig weh tut. Also, liebe Vertreter der Medien, wieso höre ich keinen Aufschrei der Empörung?Vielleicht liegt es an den zurzeit wieder hyperaktiven Laubbläsern in meinem Viertel.

Zu den Unterzeichnern des Israel-Boykotts gehören auch die Regisseure Ken Loach, Aki Kaurismäki und Mike Leigh, die Schauspielerin Julie Christie, Sänger Helmut Lotti und der Musiker Brian Eno. Mit Istanbul, Baku und Kiew als ESC-Austragungsorte hatten diese Künstler übrigens kein Problem. Dort herrscht ja, wie man hört, Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit - außer man sagt seine Meinung. Es ist erstaunlich ruhig in der sonst schnell erregbaren Polit- und Medienlandschaft. In Deutschland fehle die sogenannte Äquidistanz im Umgang mit der rechten und der linken Variante des Extremismus, schrieb gerade die Neue Züricher, die oft einen erfrischenden Außenblick aufs unser Land liefert.

Ich bin gespannt, wie der Sängerstreit ausgeht und tippe mal, dass die ESC-Ausrichter einknicken. Schließlich ist der Zirkus die reinste Geldmaschine. Ich boykottiere die Monster-Shows übrigens seit Jahrzehnten – wegen langweilig. From here zero points oder so...

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Maren Friedlaender

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