"Hilfe, Parkterror!"

„…oder so“ – Die Kolumne von Maren Friedlaender

24.02.2018 Meldung FDP-Kreisverband Köln

Köln ist genial. Die Stadt erfindet gerade das finanzwirtschaftliche Perpetuum mobile: ewige Vollbeschäftigung bei überquellenden Kassen. Wie das geht? Ganz einfach. Die ganze Stadt eine einzige Anwohnerparkzone. 30 Euro jährlich pro Parkerlaubnis für motorisierte Bürger. 30 Euro, solange das Auto vor dem eigenen Haus parkt. Beim Wechsel ins Nachbarviertel macht es nochmal klingelingeling in der Stadtkasse. Bis zu 3 Euro die Stunde. Klingelingeling. Das freut die Kämmerin.

Das Modell ist der reinste Jobmotor. Gesucht ab sofort: Parkuhrenhersteller, Parkuhrenaufsteller, Parkuhrenreparierer, Parkuhrenentleerer und natürlich Politessen oder Politeure oder wie immer die politisch korrekte männliche Form heißt.

Über 30 Jahre lebe ich in Bayenthals Dichterviertel, ein Flecken, bisher unbemerkt von der Stadtverwaltung. Keine Ratsbegehung, keine Polizeipräsenz, keine Geschwindigkeitskontrollen, obwohl eine Grundschule, Kindergärten und ein Gymnasium im Viertel liegen. Es hätte mal eine Delegation unser Straßenpflaster begutachten können. Niente. Handverlegte Granitsteinchen im Severinsviertel, bei uns wird geteert – immer druff. 30 Jahre lang keine Investitionen in den Straßenbelag. Löcher werden aufgerissen. Löcher werden zugepappt. Eine Information kriegt man vorher nie. Straßenpflaster wie ein Patchworkteppich. Sowas habe ich zuletzt in der DDR gesehen, einmal auch auf Kuba.

Verkehrsdezernenten ignorieren unser Veedel seit Jahrzehnten. Wir existierten unterm Radarschirm. Einmal wurden Geschwindigkeit-30-Schilder an den Außengrenzen installiert. Bis Autofahrer in meine Straße einbiegen, haben sie, was auf den Schildern draußen steht, schon vergessen. Der UPS-Bote rast mit sechzig Sachen durch unsere engen Gassen. Keine Kontrollen je.

Jetzt haben die Stadtöberen Bayenthals Dichterviertel entdeckt. Juhu, eine Kuh, die man noch melken kann. Wie konnte die der Verwaltung so lang entgehen? Zack: Beschlussvorlage 2346/2017 - Parkraumkonzept Bewohnerparkgebiet in Köln-Bayenthal. Ich bin sicher, dass wir plötzlich viel Besuch im städtischen Auftrag empfangen dürfen: strenge Polit*essen. Es gibt ja was zu schröpfen.

Andere Städte kümmern sich um glanzvolle Opernhäuser, attraktive Architektur, öffentlichen Nahverkehr, Brückenausbau, Firmenansiedlungen. Und Köln? Parkuhren! Dafür reicht die Fantasie der Stadtverwaltung gerade noch aus. Honi soit qui mal y pense.

Liebe Ratsmitglieder. 30 Jahre habt Ihr nichts für uns getan. Lasst uns in unserem Viertel einfach weiter in Ruh. Hier gibt es keinen einzigen Laden, keine Gastronomie, doch sorry, ein Café mit 15 Plätzen, aber keine Bank, keinen Friseur, keine Muckibude, kein Nagelstudio. In 30 Jahren habe ich mein Auto nie weiter als fünfzig Meter vom Haus entfernt abstellen müssen. Alles gut hier, kein Grund für Parkterror oder so ... 

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Maren Friedlaender

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