Interview mit Bettina Houben

Artikel aus der KölnLiberal 02/2020

28.02.2021 Meldung FDP-Kreisverband Köln

Bettina Houben wurde 1960 in Waldbröl geboren und ist in Weidenpesch aufgewachsen. Nach dem Abitur 1979 studierte sie Medizin an der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf. Seit Gründung der Jungen Liberalen hat sie sich dort auf Landes- und Kreisebene engagiert. Sie war u.a. Finanzreferentin des Landesverbandes, Kreisvorsitzende der Kölner Jungen Liberalen und Mitglied im Kreisvorstand der Kölner FDP. Außerdem war sie lange Jahre Vorsitzende des Stadtbezirksverbandes Nippes. Seit 1995 arbeitet sie in einer hausärztlichen Gemeinschaftspraxis in Weidenpesch als niedergelassene Ärztin. Sie kandidierte zur KölnWahl mehrfach im Wahlkreis Weidenpesch und Niehl, zu den Bundestagswahlen 2005 und 2009 im Wahlkreis Köln III für die Stadtbezirke Ehrenfeld, Nippes und Chorweiler sowie zur Landtagswahl 2012. Seit 2009 ist sie Gesundheitspolitische Sprecherin der Ratsfraktion und von 2011 bis 2017 war sie Stellvertretende Vorsitzende des FDP-Kreisverbandes Köln. 2017 wurde sie zur Landesvorsitzenden der Liberalen Frauen NRW gewählt.

Frau Houben, ein Jahr geht zu Ende, das weltweit fast ausschließlich von der Corona-Pandemie geprägt war. Wie blicken Sie als Ärztin und Gesundheitspolitikerin auf 2020 zurück?

Ein schwieriges und anstrengendes Jahr – für alle. Anfangs wussten wir sehr wenig über das Virus, haben aber zum Glück im Laufe der Zeit vieles gelernt. Insbesondere, wie wir Ansteckungen möglichst vermeiden können. So wissen wir, dass „Alaaf“ nicht nur zum Karneval gehört, sondern zum täglichen Leben, nämlich Abstand halten, Lüften, Atemmaske (Mund-Nasen-Schutz) tragen, App herunterladen und Flossen, also Hände, waschen. Das Niesen und Husten in die Ellenbeuge gehört natürlich auch dazu.

Anfangs war die Versorgungslage mit Schutzkleidung – Mund-Nasen-Schutz, Einmalhandschuhe, Schutzkittel, Desinfektionsmittel – schlecht. Erfreulich war aber die Kreativität der Menschen, die in Eigenregie Atemmasken nähten, die Chemieunternehmen, die in großen Mengen Desinfektionsmittel produzierten und dieses über die Feuerwehr verteilten und die intensive Nutzung von Telefon und Internet zum Pflegen der Kontakte bei Wahren des Anstandes.

Sind wir in Köln auf die bevorstehende Impfkampagne gut vorbereitet?

Soweit ich das nach den vorliegenden Informationen beurteilen kann, sollten die Impfungen gut organisiert sein. Wenn ausreichend Impfdosen vorhanden sind und es die Möglichkeit der Impfung in den Praxen der niedergelassenen Ärzte geben wird, ist es sicher möglich, die Kölnerinnen und Kölner, die sich impfen lassen wollen, in einem planbaren Zeitrahmen zu impfen.

Was ist diesbezüglich Ihre Perspektive für das kommenden Jahr?

Ich hoffe, dass es ausreichend Impfstoffe geben wird, dass die Wirksamkeit sich wie erwartet darstellt und dass die Menschen diese gut annehmen und vertragen. Trotzdem wird 2021 nicht wie 2018 oder 2019 im Hinblick auf das unbefangene Feiern und Beisammensein mit anderen Menschen. Es gibt noch so vieles, was wir nicht wissen, so dass „Alaaf“ und diese Regeln sicher weiter gelten.

Die Zusammensetzung des Rates der Stadt Köln hat sich mit der Kommunalwahl im September sehr verändert. Welche Schwerpunkte sehen Sie für die Freien Demokraten?

Auf Freiheit und Verantwortung bestehen, statt Verbote Gebote empfehlen und leben, Vertrauen in die Vernunft der Menschen haben und Allen die Chancen auf ein selbstbestimmtes Leben ermöglichen. Dazu gehört Bildung, Sicherheit und Verlässlichkeit.

Sie sind auch Vorsitzende der Liberalen Frauen in NRW. Was erwarten Sie vom neu gegründeten städtischen Ausschuss „Gleichstellung von Frauen und Männern“?

Einen wichtigen Beitrag dazu, dass Gleichstellung, Gleichberechtigung und vor allem gleichmäßiges Übernehmen von Funktionen und Aufgaben im täglichen Leben der Kölnerinnen und Kölner selbstverständlich sind. So ist die Sorgearbeit immer noch überwiegend Arbeit der Frauen, vor allem Frauen sind in Teilzeitarbeit, der Gender-Pay-Gap besteht nach wie vor.

Wo ist denn der Handlungsbedarf aus liberaler Sicht am dringendsten?

Menschen ermutigen, Stellung zu beziehen, Frauen ermutigen, ihre Wünsche und Vorstellungen zu formulieren und dafür zu kämpfen. Männer ermutigen, ihre Netzwerke um Frauen zu erweitern und auch in die Sorgearbeit einzusteigen.

Die Jungen Liberalen haben in diesem Jahr ihr 40-jähriges Jubiläum gefeiert. Sie haben seinerzeit in Köln den Mitgliedsantrag mit der Nummer „001“ unterschrieben. Was war das damals für eine Zeit? Und was geben Sie den JuLis für die nächsten 40 Jahre mit auf den Weg?

Es war eine spannende Zeit, eine Zeit des Umbruchs. Die Sozialliberale Koalition lag in den letzten Zügen, die damalige Jugendorganisation der FDP, die Jungdemokraten vertraten u. a. Stamokap-Thesen. Die Gründung der Julis wurde nicht nur positiv gesehen, es gab aus der FDP heraus auch viel Kritik und Anfeindungen. Die Julis wurden als „Politpopper“ und als „Jünger Lambsdorffs“ bezeichnet.

Ich hatte ein Lacoste-Hemd und eine Rüschenbluse. Neben Anzug und Krawatte gab es Parkas und Cordhosen, also genauso wie heute, eine große Mischung von jungen Menschen, die die Idee der Freiheit und des Liberalismus mit Leben füllen.

Die nächsten 40 Jahre – gerne auch noch mehr – weiter innovativ, kritisch, argumentativ ausgewogen und offen für inhaltliche Auseinandersetzungen.

Sie haben bei den Liberalen Ihren Mann kennengelernt, Ihre beiden inzwischen erwachsenen Söhne sind mit der Partei aufgewachsen. Wie ist es, wenn Politik und Familie so eng verwoben sind?

Diese Konstellation ist sehr hilfreich, besteht doch so ein wechselseitiges Verständnis für das ehrenamtliche Engagement und den Zeitbedarf. Die Diskussionen am Abendbrottisch sind wichtig zum Austausch, zum Anhören und Wägen anderer Meinungen, zum Nachdenken und zum Finden eines Konsenses.

Das politische Engagement hat mir immer viel Freude gemacht, macht es auch weiterhin. Ich habe viel gelernt, nicht nur den inhaltlichen Diskurs, auch Einrichtungen besuchen können und Abläufe verstehen.

Am schönsten und wichtigsten für mich ist aber, dass ich viele Menschen kennenlernen konnte. Oft sind daraus lange und intensive Freundschaften entstanden. Immer aber bestand eine gute Basis für anregende, engagierte und kontroverse Gespräche.

Unsere Söhne haben uns das Engagement leicht gemacht. Oft waren sie nicht unserer Meinung, haben aber häusliche Aufgaben wahrgenommen. Es war für sie in Ordnung, uns im Wahlkampf zu unterstützen, das wurde von uns aber auch entsprechend honoriert, sei es in Naturalien oder über einen Taschengeldbonus.

Haben Sie schon gute Vorsätze für das neue Jahr?

Wohl wie die meisten: Mehr Sport, weniger essen, mehr Zeit für die Familie und Freunde.

Herzlichen Dank für das Gespräch.

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Bettina Houben

Bettina Houben

Mitglied des FDP-Kreisvorstands

Vorsitzende der Liberalen Frauen NRW, Gesundheitspolitische Sprecherin der Ratsfraktion

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