"Krokodilstränen"

„…oder so“ – Die Kolumne von Maren Friedlaender

18.11.2017 Meldung FDP-Kreisverband Köln

Diese Woche in der Severinstraße – paff, Platten am Fahrrad. Kein Wunder. In der gesamten Südstadt knirschen zwischen den Pflastersteinen die Scherben der vergangenen zehn Karnevalssessionen und die vom letzten Elften Elften sind noch nicht rund getreten.

Weil er so schön ist, nochmal der Satz des französischen Mathematikers und Philosophen Blaise Pascal, den ich in der vorigen Kolumne zitierte: Das ganze Unglück der Menschen rührt allein daher, dass sie nicht ruhig in einem Zimmer zu bleiben vermögen. Was wollte er uns damit sagen? Ein Blick auf das Chaos zum Karnevalsauftakt gibt Klärung: „Schlimmster Elfter Elfter, den ich je erlebt habe“, sagte ein städtischer Verwaltungsbeamter. Polizei, Ordnungsamt und Rettungswagen im Dauereinsatz. Die Helfer müssen sich zum Dank beschimpfen lassen. Irgendetwas läuft schief in unserer Stadt.

Jetzt vergießen Kölner Politiker Krokodilstränen, dabei ist das Phänomen doch nicht neu. Gerade erst zum Halloween zerlegten Feiernde die Stadt; die Weihnachtsmärkte haben mit dem Herzjesulein schon lange nichts mehr zu tun, sie sind nur noch willkommener Anlass an den Glühweinständen die Sau rauszulassen. Das sich daran anschließende Bepinkeln des Doms scheint mittlerweile Kult zu sein. Und die ganz tollen Tage kommen erst: Weiberfastnacht, Rosenmontag. Halleluja. Jedes Straßenfest, Weinmarkt, Junggesellenabschiede – Köln öffnet die Arme und drückt alle an sich, die ein paar Euro in der Stadt lassen. Warum also jetzt die Krokodilstränen?

Politiker werden wach, wenn es um Wählerstimmen geht. Jecke, Partykids – alles Wähler, dachten die Stadtöberen bisher. Jetzt bemerken sie plötzlich ihren Denkfehler: Die da feiern, sind zu einem großen Teil Zugereiste aus aller Welt, machen ihr Kreuzchen also nicht auf dem Kölner Stimmzettel. Die Kölner Wähler, das sind die Geschädigten, die morgens, wenn sie ihr Geschäft an der Zülpicher Straße, in der Altstadt oder Severinstraße betreten, vorher den Dreck zur Seite räumen, die an Urinflüssen in ihren Hauseinfahrten vorbeigehen, die stinkende Ausscheidungen angeekelt wegschieben. Müll, der mit unserem Steuergeld beseitigt wird, während die Besoffenen den nächsten Zug nach Irgendwo besteigen.

Nun der Ruf nach einem Runden Tisch: Ich bin begeistert. Ein Runder Tisch ist, laut Wikipedia, die symbolische Sitzordnung bei einer Konferenz zur Klärung abweichender Interessen, in der Vertreter verschiedener Institutionen gleichberechtigt einen von allen Seiten anerkannten Kompromiss finden wollen. Na bitte, da müssen ganz gleichberechtigt die von der Fraktion „Wir wollen feiern bis der Arzt kommt“ auch geladen sein. Good luck! Ich sehe schon, wie die mit dickem Kopp und angeheitert von der letzten Sause auf den Runden Tisch reihern oder so …

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Maren Friedlaender

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