"Vorsicht, Achtsamkeit!"

„…oder so“ – die Kolumne von Maren Friedlaender

02.12.2017 Meldung FDP-Kreisverband Köln

Achtsamkeit – das ist so eine Floskel aus dem links-grünen Milieu, zu dem ja neuerdings auch die CDU gehört. Man soll achtsam miteinander umgehen. Was sich die Grün-Schwarzen darunter vorstellen, hat die FDP in den Jamaika-Verhandlungen zu spüren bekommen. Auch sonst schrillt bei mir die Alarmglocke, wenn Achtsamkeit gefordert wird. Da passe ich auf, dass mir nicht ein lächelnder Gutmensch ein Messer zwischen die Rippen steckt.

Natürlich wünsche ich mir mehr Achtsamkeit im Umgang miteinander. Zum Beispiel fände ich es schön, wenn die Stadt Köln mit ihren Bürgern achtsamer umginge. Ich gebe zu, dass ich zurzeit etwas lärmempfindlich bin, weil mein Nachbar seit sieben Monaten sein Haus hauptsächlich mit dem Presslufthammer umgestaltet. Und jetzt noch die Stadt Köln: Am Donnerstag stellte sie zwei Halteverbotsschilder in meiner engen Straße auf. Das Verbot galt ab dem nächsten Tag. Keine weiteren Erklärungen. 

Am Freitagvormittag lud ein Lastwagen vor meiner Tür einen Container in der Größe der „MS Jan von Werth“ ab. Ein Mann mit Presslufthammer begann, die Straße aufzureißen. Ein Bagger griff mit seiner Schaufel die Teerstücke und ließ sie in den Container krachen. Das klang wie Meteoriteneinschläge im Badezimmer. Als das Loch groß genug war, schmissen die Arbeiter es wieder zu. Keine Erklärung der Stadt für diese akustische Intervention im öffentlichen Raum.

Am Montag rührten zwei Leute im Nieselregen Teer an und verteilten ihn über das Loch. Der Straßenbelag in meiner Wohngegend erinnert an eine Patchworkjacke von Thomas Gottschalk. Wofür ich so achtsam meine Steuern zahle, weiß ich schon lange nicht mehr.

Nach getaner Arbeit setzten sich die städtischen Teerfachkräfte in ihren Lastwagen und ließen den Dieselmotor laufen. Ich ging hinaus und fragte, warum seit einer Stunde (ich übertrieb etwas) ihr Diesel brumme und qualme. Erst seit einer halben Stunde, korrigierte mich der Teerbeauftragte. Im Übrigen müssten sie ihre Overalls trocknen. Da staunte ich, weil ich mich erinnerte, dass unsere achtsame grüngefärbte Stadtregierung die Dieselfahrzeuge aus der Kommune verbannen will. Aber sicher muss man das ganzheitlich sehen.

Der Achtsamkeitsvirus verbreitet sich übrigens viral. Unser Noch-Bundesinnenminister kündigte eben hohe Terrorgefahr für Weihnachtsmärkte an und empfahl: „Achtsam, aber nicht furchtsam sein.“ Verstehe ich nicht. Gestern sah ich das Polizeiaufgebot am Heumarkt. Da möchte ich gern etwas furchtsam sein dürfen, zumal Achtsamkeit mich kaum retten wird. Vielleicht hilft mir ein Seminar beim Deutschen Fachzentrum für Achtsamkeit; das gibt es - ehrlich, in Oldenburg - da wollte ich schon immer mal nicht hin oder so …

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Maren Friedlaender

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