"Wenn man lange genug nach links geht…"

„…oder so“ – die Kolumne von Maren Friedlaender

30.09.2017 Meldung FDP-Kreisverband Köln

Wenn man lange genug nach links geht, kommt man rechts wieder raus. Wusste ich doch, dass an dem Sprüchlein etwas dran ist. Am Samstag vor der Bundestagswahl erlebte ich am Bayenthaler Wahlstand eine Live-Performance „Extremisten unter sich“. Bis dahin waren wir Rosen verteilenden Demokraten im Kölner Süden unter uns geblieben. Erstmals schob sich der blaue Schirm der AfD zwischen die gelb-orange-rote Idylle. Es dauerte nicht lang, da entrollte eine Antifa-Gruppe ihr Banner vor dem AfD-Stand. Kann man machen. Soweit noch demokratisch.

Dann ging das Gebrüll los: Die Antifas schrien alles nieder. Ein linker Agent provocateur marschierte auf und ab wie ein kleiner Hitler oder Stalin und skandierte grölend Anti-AfD-Sätze. Von irgendwoher tauchte plötzlich ein zweiter Agent auf, vielleicht war er ein Rechter, vielleicht auch nicht – ich verstand nur noch Bahnhof und dass der zweite Agent unbedingt lauter schreien wollte als der linke Kollege. Die Szene wirkte wie eine kabarettistische Einlage, aber schade, Humor gehört nicht zu den Qualitäten von Extremisten, die im Dauererregungszustand die Welt verändern wollen. In den Gesichtern Hass.

Vielleicht ist das hier eine neue Außenspielstätte des Schauspielhauses mit Publikumsbeteiligung, überlegte ich. Baute mich also vor den Links-Rechten auf und deklamierte: „Ihr seid doch gleich – links und rechts: Andersdenkende niederbrüllen, bloß keine Argumente austauschen.“ „Warum verteidigst Du die“, schrie mir eine junge Antifaschistin entgegen. „Ich verteidige nicht die AfD, ich verteidige die Redefreiheit – das ist ein großer Unterschied“, versuchte ich mich in der Rolle des guten Demokraten. Mein Satz ging unter im Tumult.

Eine humorlose Alt-Antifaschistin stellte sich nah vor mich hin und deutete in eine große Mülltüte hinein. Die hatte sie extra mitgebracht, um politisch nicht mir ihr Kompatiblen zu zeigen, wo sie hingehören. Ja, die Mülltüte war aus recyclebarem Material, das schon, aber hinein mit allem, was nicht ihrer Meinung ist. So sieht sie also aus, die schöne neue Welt der Linken: ab in den Müll mit allen Andersdenkenden. Da liege ich nun auf dem Müllhaufen der Geschichte in guter Gesellschaft mit denen, die von den Stalins, Hitlers und Gaulands dieser Welt bereits dorthin entsorgt wurden.

Ein Blick auf die Wählerwanderungen bei der Bundestagswahl: 470.000 Stimmen bekam die AfD von ehemaligen Wählern der Linken. Jawoll, das sind die, die schon so lange nach links marschieren, dass sie rechts rausgekommen sind. Übrigens: Oskar Lafontaine klingt, laut einem WELT-Kommentar, auch schon wie ein linker Rechtspopulist. Ob er wohl auch einer der Wanderwähler hin zur AfD war oder so…

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Maren Friedlaender

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