"Wir haben mit Van Nes Ziegler einige Dinge auf den Weg gebracht..."
Die neue Ausgabe KölnLiberal ist da!
04.01.2024 Meldung FDP-Fraktion im Rat der Stadt Köln
Teil 3 der Retrospektive von Gerhart Baum und Willem Fromm
Was haben FC-Fans und FDP-Mitglieder gemeinsam? Sie kennen durchaus Höhen und Tiefen für ihren Verein. Gleiches kann auch Gerhart Baum berichten, der seine kommunalpolitischen Erinnerungen mit uns teilte. Dieses Mal geht es in die zweite Hälfte der 1960er-Jahre. Hier folgt erst der Gang in die außerparlamentarische Opposition und dann jedoch im Jahr 1969 eine mehr als erfolgreiche Rückkehr an die Spitze der Kommunalpolitik.
BAUM: Da gibt es eine Erinnerung an die Fraktion noch. Wir haben angefangen mit einer ganz kleinen Fraktion. Als ich eintrat, da gab es einen Herrn Lercher, daran erinnere ich mich noch. Herrn Casaretto. Die wir beobachtet haben, die wir auch unterstützt haben.
[Herr Baum war zu dem Zeitpunkt kein Mitglied des Stadtrats. Mit „wir“ meint er die Jungdemokraten, dessen Bundesvorsitzender er 1966-68 war. Die Fraktion umfasste 1960-1965 fünf Mitglieder.]
Und dann flogen wir aus dem Rat bei der Kommunalwahl im September 1965! Wir haben dann natürlich das Ziel gehabt, in den Rat zurückzukehren und haben eine ganz intensive Kommunalpolitik gemacht. Wir hatten Verbündete in der Stadtverwaltung, die uns alles Mögliche erzählt haben. Als wir später wieder im Rat waren, haben wir sie auch dankenswerter Weise gefördert.
Wir hatten also Verbündete in der Stadtverwaltung und wussten also ziemlich genau, was in bestimmten Bereichen vor sich ging. Dann bei jeder Ratssitzung saßen wir auf der Gästetribüne und haben nach der Ratssitzung das Ergebnis direkt live vor Ort vor der anwesenden Presse kommentiert. Wir haben sozusagen virtuell an den Ratssitzungen teilgenommen in Präsenz (lacht).
Ein großes Thema, an das ich mich erinnere, war damals der Ausbau des Müngersdorfer Stadions. Es war ebenfalls stark die Schulpolitik. Wir wollten die Gemeinschaftsschule und weg von der Konfessionsschule. Da war man auch in der FDP [Anm.: wie auch bei den Jungdemokraten] sich ziemlich einig. Da gab es ganze Kampagnen, die wir gemacht haben. Ebenfalls beseitigt haben wir die Zwergschulen [Schulen mit lediglich einer einzigen Lehrkraft], die auch in den Kölner Vororten überall noch existierten.
Schließlich sind wir im November 1969 wieder in den Rat reingekommen [6,0 Prozent, vier Mandate, mit Gerhart Baum als Fraktionsvorsitzenden] und dabei hatten wir auch aus der Bürgerschaft hoch aktive Leute. Das war der der Urologe Wilhelm Peter Winkler, der sich sehr engagiert hat, obwohl er ein frei praktizierender Arzt war. Es war sehr schwierig für ihn, sein Mandat wahrzunehmen, wenn man gleichzeitig Sprechstunde in der eigenen Praxis hat. Und das war Klaus Burghard, ein hervorragender Kulturpolitiker.
An dem Sonntagabend gingen wir ins Rathaus zum Feiern. Und am nächsten Tag haben wir direkt dort gesagt „Wo sind unsere Räume?“ Die gab es nicht, noch nicht. Dann haben wir also die erste Sitzung in einem Sitzungssaal im Spanischen Bau durchgeführt und haben dann im Nu eine Fraktionsgeschäftsführung aufgebaut und an politischen Entscheidungen mitgewirkt.
Der Mehrheitsführer war damals der Oberbürgermeister John van Nes Ziegler von der SPD. Die SPD hatte hierbei im Rat auch die absolute Mehrheit. Und van Nes Ziegler wollte dennoch mit uns ein Bündnis schließen. Das habe ich dann auch gemacht.
Er hatte nämlich einen Hintergedanken:
Er wollte Max Adenauer (CDU) als Bürgermeister verhindern und stattdessen Friedrich Jacobs von der FDP wählen. Und dann haben wir gesagt: Okay, machen wir mit und Friedrich Jacobs ist dann in einer sehr hitzigen Sitzung im Rat auch gewählt worden. Die FDP stellte damit den ersten Stellvertreter des Oberbürgermeisters.
Dann haben wir mit OB van Nes Ziegler auch in der Sache kooperiert, obwohl er eigentlich alles hätte allein machen können. Wir haben in der Kulturpolitik sehr intensiv kooperiert. Da war er sehr engagiert. Ich war damals nämlich auch im Kulturausschuss. Wir haben mit van Nes Ziegler einige Dinge auf den Weg gebracht und ich bin dann ausgeschieden, als ich 1973 in den Bundestag kam. Danach hat Herr Winkler das übernommen und auch eine sehr erfolgreiche Kommunalpolitik gemacht.
Fortsetzung in der kommenden Ausgabe