"Von Höhen und Tiefen"
„…oder so“ – Die Kolumne von Maren Friedlaender
28.04.2018 Meldung FDP-Kreisverband Köln
Vom modernen Menschen wird viel erwartet, insbesondere vom Internetnutzer. Multitasking. Während ich mich in WELT online über den Abschwung der deutschen Wirtschaft informiere, was an sich schon nicht erfreulich ist, haut eine Werbebotschaft aus dem Computer in meine Lesekonzentration: Zwei von drei Frauen in Deutschland, höre ich, kommen beim Sex nicht zum Höhepunkt. Ich bin verwirrt. Gibt es da einen Zusammenhang? Sind Manager so gestresst vom drohenden Niedergang der Wirtschaft, dass sie ihren Frauen nicht zum Höhepunkt verhelfen können? Oder ist es umgekehrt? Weil die Frauen nicht zum Höhepunkt kommen, sackt die Wirtschaft in die Tiefe?
Multitasking ist keine Selbstverständlichkeit. Vor noch nicht so langer Zeit saß der Mann von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang irgendwo am Waldrand und versuchte mit Pfeil und Bogen einen Keiler zu erlegen, während die Frau derweil Beeren sammelte und den Müll aus der Höhle brachte. So schnell geht Evolution nicht. Die genetische Anpassung ans Multitasking in der Cyberwelt wird noch etwas Zeit dauern. Deshalb passieren kleine Fehler wie diese: 24 Milliarden hat kürzlich irgendein Dödel bei der Deutschen Bank versehentlich falsch überwiesen. Zu Zeiten von Vorstandschef Hilmar Kopper waren solche Beträge bekanntlich nur Peanuts für das Bankhaus, aber mittlerweile überschreiten sie den Gesamtwert des Unternehmens.
Wahrscheinlich simste der Bankangestellte, dem das Mallörchen passierte, parallel eine Nachricht an seine Ehefrau, sie könne schon mal die Kartoffel aufsetzen, er komme gleich - nur noch schnell eine Überweisung. Oder er drückte überhastet auf „Senden“, weil er gerade ein aufreizendes Selfie von seiner Geliebten erhielt. Sein kurzzeitiger Höhepunkt könnte den Niedergang der Bank beschleunigen. Ich habe auf die Nachricht hin gleich mal mein Girokonto geräumt und das Geld einem anderen Institut in die Hände gelegt. Da ich in Banken an sich kein großes Vertrauen mehr hege, würde ich meine paar Piepen am liebsten unter der Matratze verstecken, was immerhin zu ein paar Höhepunkten in meinem Bett führen würde.
Zu den Tiefen des noch jungen Jahres gehören die Erklärungen der Beteiligten am Kölner Stadtwerke-Desaster. Das Wort der Woche ist „Nachsteuerungsbedarf“. Damit eierte der amtierende Aufsichtsratschef, Harald Kraus, herum. Während Martin Börschel, SPD, um dessen Versorgung mit einem 500.000-Euro-Job es geht, von „Flurschaden“ schwurbelte. Mit solchen Wortwolken lässt sich der handfeste Skandal aber nicht vernebeln. Börschel hat den Schaden, den er mit dem Verfahren verursachte, nicht erkannt. Deshalb ist er für das angestrebte Führungsamt bereits disqualifiziert. Aber - wir sind in Köln! Ich wette mal, dass Börschel den oder einen vergleichbaren Job trotzdem bekommt. Um ein Fläschchen oder so?