"Plauzensommer"
„…oder so“ – Die Kolumne von Maren Friedlaender
21.07.2018 Meldung FDP-Kreisverband Köln
Womit haben wir diesen Sommer verdient? Der gnädige Wettergott segnet uns mit mediterranen Gefühlen und großer Trockenheit. Zumindest hier im Westen. Im Süden, bei Söder und Kretschmann, da zucken die Blitze und die Regengötter schütten kübelweise Wasser auf die Hopfenernte. Ob uns der Himmel damit etwas sagen möchte?
Folgenabschätzung, das Zauberwort von Frau Käßmann und Herrn Hofreiter, könnte im Falle der Hundstage bedeuten: Menschen lächeln mehr, werden etwas lockerer, Birkenstocksandalen mal ohne graue Stricksocken, Kurzärmelhemden gehen weg wie Eistüten beim Italiener.
Ein ganz besonderes Phänomen beobachte ich an diesen Hundstagen bei der Krönung der Schöpfung, dem Mann. Ungefragt zieht er blank: seine Plauze. Am Rheinufer fallen alle Hemmungen. Sogar am Neumarkt und in der Schildergasse habe ich sie entdeckt: Plauzengänger. Mit einem durch nichts gerechtfertigten Selbstbewusstsein präsentieren sie hemmungslos ihren Kölsch-Ranzen. Erstaunliche Exemplare glänzen in der Sonne, oft tätowiert. Die neue Leichtigkeit des Seins führt zu einer nicht gewünschten Intimität.
Untenrum ziert die Herren eine sogenannte Caprihose mit Gummizug, dieses dreiviertellange Ding, eine Mischung zwischen Schottenrock und Hochwasser-Knickerbocker. Rote Karte auch für die Caprihose. Dieser Sommer anno 18, er wird uns noch lange im Gedächtnis bleiben, nicht nur wegen der Plauzen, auch wegen der Wasserrechnung. Wir Deutsche sind da sehr genau.
Was würde wohl aus dem Land werden, wenn nun, von den Freunden der Klimafront vorhergesagt, ständige Tropentemperaturen einzögen? Gesetzt den Fall, wir könnten sechs Monate im Jahr oben ohne und in Caprihosen vor die Tür treten, was würde das wohl für ein Deutschland werden? Lockerheit, lächelnde Menschen, Leben auf der Straße, in den Biergärten, den Rheinauen. Den Modedesignern würde sicherlich was einfallen für die Plauzengänger: eine Mischung zwischen Schiesser Feinripp und kariertem Hemd mit freiem Nabel. Ob wir das alles ertragen könnten?
Und dazu noch dieser Müffelgeruch, der sich mehr und mehr in unserer Stadt ausbreitet. Eine Folge des schönen Wetters. Die Dauerwärme, erfahre ich, freut die Bakterienkulturen im Kölner Kanalisationsnetz. Der Sauerstoffgehalt im Wasser sinkt und Fäulnisprozesse setzen ein. Das ist jetzt ausnahmsweise nicht politisch gemeint oder doch oder so …