Europa in Köln an jeder Ecke

Stadtführung mit Gerd Buurmann

27.05.2019 Meldung FDP-Kreisverband Köln

Weil er gegen den Klüngel im Kölner Rat rebellierte, wurde er 1686 geköpft: Gemeint ist Nikolas Gülich, Kaufmann und Kölner Bürger, den die wachsenden Missstände - Vetternwirtschaft, Vorteilsnahme und Korruption – im Spätmittelalter zum Aufstand gegen die Stadtregierung veranlassten. Der Gülichplatz, gelegen an Obenmarspforten, erinnert als Standort bis heute an diesen Teil Kölner Geschichte. Hier beginnt unsere Stadtführung für kölsche Europäer. Gerd Buurmann, Autor, Schauspieler und Moderator aus Köln, führte dazu unter verschiedenen kölschen Mottos an ausgewählte europäische Orte in Köln. 

Der Platz, den heute der Fastnachtsbrunnen ziert,  unterlag in den letzten Jahrhunderten immer wieder dem Einfluss unterschiedlicher Kulturen und Nationen. Woher? Na klar – aus Europa! 

Die Franzosen: Bis 1797 - stand auf dem Platz die sogenannte Schandsäule, die die Stadt zur Abschreckung der Bürger hatte errichten lassen. Erst mit dem Einmarsch der Franzosen und  ihren Idealen der Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit wurde Gülichs Aufstand gewürdigt. Die Franzosen brachen das Mahnmal ab – das nicht zuletzt seit über 100 Jahren Ausdruck feudaler Machtstrukturen und mittelalterlichen Zunftzwangs war. Der Aufbruch Kölns in die Moderne begann, mit Napoleons Code Civil wurden die Gleichheit aller Bürger vor dem Gesetz, eine unabhängige Justiz und das allgemeine Wahlrecht übernommen. Ebenfalls wurde die Glaubensfreiheit, die es vordem in Köln für Protestanten und Juden nicht gab, eingeführt. 

Die Kölner Juden: Weiter geht’s zum Rathausplatz. Im Mittelalter lag hier - zwischen Alter Markt, der Kirche St. Laurenz, Marspforte und Domsüdseite eines der größten und ältesten jüdischen Stadtquartiere Mitteleuropas – und bildete topographisch gesehen das Herz Kölns. Mittelpunkt des Viertels war die Synagoge, die von der Mikwe und weiteren  Gemeinschaftsbauten geprägt war. Das alte, lange in Vergessenheit geratene Viertel wird jetzt durch die archäologischen Grabungen neu aufgespürt. Mit MiQua entsteht erstmals ein Museum, das neben Römerzeit und Mittelalter in Köln, vor allem die wechselvolle jüdische Geschichte der Stadt, die in 1700 Jahre auch immer wieder von Vertreibungen und Emigration geprägt war, würdigt. 

Die Italiener: Und noch ein kurzer Blick auf das Farina-Haus. Hier begann Anfang des 18. Jahrhunderts in der Großen Budengasse Ecke Unter Goldschmied die Geschichte der ältesten Parfümfabrik der Welt, als sich der italienische Kaufmann Giovanni Battista Farina zusammen mit seinem Bruder der Parfumherstellung widmete. Mittels einer Mixtur aus ätherischen Ölen gelöst in hochprozentigem Weingeist führt Farina ein innovatives Herstellungsverfahren in Köln ein und erobert mit seinem „Eau de Cologne“ (bitte nicht verwechseln mit dem aus der Glockengasse) von Köln aus den europäischen Markt. 

Die Frauen: Das ehemalige Fabrikgelände von Farina ziert heute der Frauenbrunnen. Sie alle sind dort abgebildet und prägen europäische Geschichte in Köln  – Ubierin, Römerin, Fränkin, die heilige Ursula, eine Frau aus dem Mittelalter, Jüdin, Niederländerin, Italienerin und Preußin bis hin zur Kölnerin von heute. Zehn Kölner Frauengestalten, die unterschiedliche Epochen und Nationalitäten darstellen. 

Auf dem  Alter Markt erhaschen wir noch einen Blick auf Jaques Offenbach am Spanischen Bau, den es von Köln über Pais in die weite Welt zog. Den 200. Geburtstag des Komponisten feiern wir in diesem Jahr und folgen seinen Spuren durch Europa von Köln über Berlin bis nach Paris. 

Über den idyllischen Ostermannplatz erreichen wir schließlich das Rheinufer, passieren aber vorher noch die Schmitz-Säule auf der Rückseite zur Kirche Groß Sankt Martin. Hier treffen wir auf Römer, Ubier und Neil Armstrong. An diesem Ort war in der Antike eine Insel im Rhein mit römischen Hafen verortet – auf der sich - Stichwort Ubierin – römische Legionäre mit Ubiermädchen die ersten Kölner zeugten.  In dem Jahr, in dem das Denkmal fertig gestellt wurde – 1969 – betrat zudem Neil Armstrong als erster Mensch den Mond. Dabei war er exakt 389 994 Kilometer und 100 Meter von unserer Schmitz-Säule entfernt – aha! Ehre wem Ehre gebührt! 

Und natürlich kein Köln in Verbindung mit Europa ohne das goldene Getränk: Kölsch, das obergärige Bier, wie Alt und Weizenbier, aber gleichzeitig hell. Ein helles, hochvergorenes, hopfenbetontes, blankes Vollbier, ausschließlich serviert aus der „Stange“. Im historischen Delfter Haus mit seiner gotischen Fassade am Rheinufer kommen wir zum Schluss zu den Niederländern: Zwar prägten schön frühzeitig intensive Handelsbeziehungen die Niederlande und Köln: Den umtriebigen Handelsleuten aus dem Nachbarsland war es anfangs allerdings nur vergönnt, ihr importiertes Bier auf Rheinschiffen, nicht auf dem Land zu verkaufen. Und im Brauhaus  findet man bis heute den berühmtesten Niederländer in Köln: „Halver Hahn – holländischer Gouda mit Röggelchen. 

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Gerd Kaspar

Gerd Kaspar

Vorsitzender des FDP-Stadtbezirksverbands Lindenthal

Sachkundiger Einwohner im Ausschuss Kunst und Kultur

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