Gebauer: Ganztagsbetreuung an Realschulen und Gymnasien

04.03.2008 Reden FDP-Fraktion im Rat der Stadt Köln

Ratsrede von Yvonne Gebauer, Schulpolitische Sprecherin der FDP-Fraktion im Rat der Stadt Köln, zum Antrag zur Nachmittagsbetreuung an städtischen Gymnasien und Realschulen

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
sehr geehrte Damen und Herren,

die Betreuung unserer Kinder ist, so meine ich, neben ihrer Ausbildung eine der größten Herausforderungen unserer Zeit.

Bei der Betreuung von Grundschulkindern im Alter von 6-10 Jahren hat die Stadt nach einer Abfrage an den entsprechenden Schulen eine fast 100%ige Quote erreicht, d.h. alle Kinder, die betreut werden möchten, finden, laut Aussage der Verwaltung, einen Platz in der OGTS. Diesen Betreuungsschlüssel gilt es nun auch an den weiterführenden Schulen im SEK I-Bereich zu erzielen. Hier aber fehlen in Köln entsprechend ausreichende Betreuungsangebote.

Der Fokus der Betreuung von Kindern lag seitens der Stadt in den vergangenen Jahren auf dem Ausbau der Plätze im offenen Ganztag an den Grundschulen. Dass der ursprünglich angedachte Bedarf von einst 7.500 Plätzen bei weitem nicht reicht, zeigt die 4. Aufstockung auf bald 18.000 Plätze. Hier ist in den vergangenen Jahren viel geleistet worden – doch es gibt auch noch viel zu tun.

Denn: Wie soll ein Kind, das 4 Jahre an der Grundschule im offenen Ganztag bis 16.00 Uhr bzw. 17.00 Uhr betreut worden ist, verstehen, dass nach den großen Sommerferien und dem Wechsel auf eine weiterführende Schule dieses Angebot leider nicht mehr bzw. nicht mehr in ausreichendem Maße existiert.

Welche Formen der Betreuung für diese Schülerinnen und Schüler der SEK I am Nachmittag gibt es? Wir unterscheiden in Köln zwischen 2 Modellen: Einmal der Ganztagsbetreuung und dem Programm „13+“. 

Die Ganztagsbetreuung wird von Trägern der Jugendhilfe durchgeführt. Das Programm beinhaltet an 5 Wochentagen eine verlässliche Betreuung bis ca. 16.30 Uhr. Auch in einem Teil der Schulferien sind die Kinder im Rahmen eines Ferienprogrammes verbindlich untergebracht.

Wesentliche Bausteine des Angebotes sind:
- das gemeinsame Mittagessen,
- die Hausaufgabenbetreuung und
- die gemeinsame Freizeitgestaltung.

Eine Gruppe besteht aus 15-20 Kindern und kostet im Jahr ca. 20.500 €. Seit dem Ratsbeschluss von 1999 hat die Stadt die damals geforderten 76 Gruppen für Köln eingerichtet bzw. zwischenzeitlich auf 80 Gruppen aufgestockt.

Das 2. Modell der Betreuung ist das Landesprogramm „13+“ mit den Richtlinien aus Anfang 2001. In den Richtlinien des Landes heißt es: Gefördert werden Maßnahmen zur Betreuung von Schülerinnen und Schülern der SEK I nach 13.00 Uhr. Eine Betreuung erfolgt an mindestens 4 Unterrichtstagen pro Woche, in der Regel ab 13.00 Uhr. Die Anzahl der Teilnehmer an dem Programm „13+“ beträgt mindestens 15 Schüler pro Gruppe. In der Praxis sind es zwischen 20 und 25 Schülerinnen und Schüler.

Für diese Gruppen aus dem Programm „13+“ beträgt der Festbetrag seitens des Landes für Realschulen und Gymnasien 4.100 € im Jahr.

Sie können sich selbst ausrechnen, was Sie als Betreuungskräfte bzw. Sachmaterial für 4.100 € im Jahr für durchschnittlich 20 Kinder pro Gruppe bekommen.

Mitte letzten Jahres hat der Rat die Verwaltungsvorlage „Maßnahmen zur Qualitätssicherung und Verbesserung“ im offenen Ganztag der Grundschulen beschlossen. Hier heißt es: Bei Kindern und Jugendlichen in Schulen in Wohnbereichen mit besonderem Jugendhilfebedarf sind in der Regel erhöhte Betreuungs- und Förderbedarfe festzustellen.

Zusammen mit vielen Eltern sind meine Fraktion und ich der Meinung, dass die bisherigen Angebote für eine flächendeckende Betreuung von 10- bis 14-jährigen Schülerinnen und Schülern nicht ausreichen. Wir sehen das Angebot von „13+“ als Ergänzungsangebot zu den jetzigen Ganztagsbetreuungsplätzen im SEK I-Bereich.

Es entlässt uns als Stadt aber nicht aus der Verpflichtung, den Ausbau der Betreuung der 10- bis 14-jährigen Schülerinnen und Schüler am Nachmittag voranzutreiben, nicht nur, aber gerade auch für Kinder mit erhöhtem Betreuungs- und Förderbedarf.

Dieser „Ausbau der Betreuungsquote zur Steigerung der Versorgungsquote – vor dem Hintergrund der aktuellen finanziellen Situation“ wurde von allen Fraktionen im März 1999 beschlossen.

Das Haushaltssicherungskonzept hatte uns gezwungen, den Gürtel enger zu schnallen. Der Betreuung der Kinder im Alter von 6 bis 10 Jahren wurde Vorrang gegeben.

Die schwierige Haushaltslage, meine Damen und Herren, nähert sich dem Ende. Nun heißt es, heute Geld für die Zukunft unserer Kinder in die Hand zu nehmen, d.h., wir müssen jetzt unseren Fokus auf die Betreuung der Kinder im Alter von 10-14 Jahren richten.

Herr Oberbürgermeister, meine Damen und Herren,

geben wir als Stadt Kölner Kindern und ihren Eltern die Sicherheit, dass auch dem Verlassen der Grundschule eine qualitätsvolle und verlässliche Betreuung im Rahmen einer Ganztagsbetreuung für alle Kinder, die es benötigen, zur Verfügung steht.

Lassen Sie uns gemeinsam dem großen Anspruch einer kinderfreundlichen Stadt durch Aufstockung der Ganztagsbetreuungsangebote für Kinder der SEK I an Realschulen und Gymnasien in Köln wieder ein Stück näher kommen.

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.

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