Wolf: Butz in Wirklichkeit zurückgeholt
21.12.2011 Reden FDP-Fraktion im Rat der Stadt Köln
Laudatio von Bürgermeister Manfred Wolf anlässlich der Verleihung des Friedrich-Jacobs-Preises an die Stiftung Butzweilerhof
Sehr geehrte Frau Nickel-Meyer
sehr geehrter Herr Dr. Meyer,
liebe Freunde und Förderer des Butweilerhofes,
liebe Gäste,
es ist mir eine große Ehre und zugleich eine Freude, die Laudatio auf den Preisträger des Friedrich-Jacobs-Preises halten zu dürfen. Preisträger des Friedrich-Jacobs-Preises 2011 ist die Butzweiler Stiftung.
Wir schreiben das Jahr 1909. Vor den Toren der großen Luftschiffhalle am Butzweilerhof tummeln sich Zauberkünstler, Eis-, Wurst- und Postkartenverkäufer. Menschen stehen an, um die riesige Luftschiffhalle für fünf Pfennig zu besichtigen. Sie ist eine herausragende Ingenieurleistung.
2011: Das ehemalige Empfangsgebäude und auch der Luftaufsichtsturm erstrahlen bereits wieder in altem Glanz. Herzstück ist die Flughafen-Empfangshalle mit ihrem wunderschönen Steinboden und den alten Lampen.
Und auch heute stehen Menschen wieder an, um für die unterschiedlichsten Aktivitäten, sei es Hochzeiten, Konzerte oder Feierlichkeiten den Butz zu buchen.
Können Sie glauben, dass zwischen diesen beiden Aussagen 102 Jahre liegen. Sind sie doch so ähnlich und gleichsam treffend. Die Tatsache, dass wir ein Jahrhundert später hier in dieser prunkvollen und einzigartigen Halle stehen, verdanken wir der Stiftung Butzweilerhof und somit Ihnen und Ihrem Engagement, liebes Ehepaar Meyer.
Meine Damen und Herren,
lassen Sie mich einen kleinen Blick in die Vergangenheit wagen und Ihnen etwas über die Historie des Butzweilerhofes sagen.
Die zivile Luftfahrt in Köln, bekannt als das Luftkreuz des Westens, begann offiziell mit der Gründung des Flughafens Butzweilerhof im Jahre 1926. Doch bereits im Jahre 1909 wurde am Butz, wie der Butzweilerhof liebevoll abgekürzt wird, eine große Zeppelin-Luftschiffhalle errichtet.
Hier fanden u.a. Flugwochen statt und es wurden die in Köln hergestellten Luftschiffe getestet. Vom Butz starteten bereits in den Jahren 1909 Flugpioniere, wie Pater Paul Schulte, und zeigten ihr Können. Aber auch die Lufthansa hatte ihren Sitz hier in Köln.
Der Butzweilerhof war der erste zivile Flughafen der Stadt. Mit Beginn des zweiten Weltkrieges wurde allerdings die zivile Luftfahrt eingeschränkt und eine neue Ära begann.
Nach dem zweiten Weltkrieg belegten britische und belgische Truppen den Butz. Aber auch die Bundeswehr war ab 1967 auf dem Gelände stationiert. Der Butz wurde nur noch für militärische Zwecke benutzt und erst als die Bundeswehr 2005 als letzte militärische Einheit den Butzweilerhof am 31. Dezember 2005 verließ, wurde er wieder zu einem zivilen Gebiet.
Dennoch war bereits zu diesem Zeitpunkt von der Schönheit und dem Glanz aus alten Tagen nicht mehr viel übrig. Der Butz starb schon einige Jahre zuvor, um genau zu sein 1980. Und die Wiedergeburt sollte erst im Jahre 1992 passieren.
Der besondere Umstand, dass Sie, lieber Herr Meyer, 1992 die Fördergesellschaft für Luftfahrtgeschichte e.V. aus der Taufe gehoben haben, hat viel dazu beitragen können. Schließlich war das die Vorläufergesellschaft der heutigen Stiftung Butzweilerhof Köln.
Herr Dr. Meyer, Sie haben sich das Zitat „Jedes starke Bild wird Wirklichkeit“ des französischen Fliegers, Antoine de Saint-Exupery, der vielen eher als Schriftsteller bekannt ist, als Leitgedanken auf Ihre Fahne geschrieben. Und genau das haben Sie getan. Sie haben mit Ihrem Engagement und starkem Willen den Butz wieder in die Wirklichkeit zurückgeholt.
Meine Damen und Herren, liebe Gäste!
Es ist noch nicht allzu lange her, da sah es hier ganz anders aus. Der Putz bröckelte von den Wänden, Fensterscheiben waren eingeschlagen, die Holzrahmen verfault. Alles war dreckig und noch mehr kaputt.
Aber Sie, liebes Ehepaar Meyer, haben die verborgene Schönheit dieses faszinierenden Gebäudes erkannt und mit Hilfe von Stiftern, Architekten und Ingenieuren wieder zum Vorschein gebracht. Sie haben Gelder gesammelt, Fachkräfte akquiriert und Freiwillige gefunden.
Und dann war es endlich soweit. Der große Tag kam im Jahr 1995. Hier rückten die Bagger und Handwerker an. Das große Aufbau- und Restaurierungsprogramm nahm seinen Lauf. Viele Bauabschnitte führten zu vielen Zwischenstationen. Und die Arbeiten dauerten über 12 Jahre an. Einige wichtige Stationen möchte ich gerne nennen:
1997 wurde das erste Domizil der Stiftung im Westflügel erbaut. Es folgte 1998 die Neuauflage des total verrotteten Kellers. Dieser dient heute als einer der beiden Großdepots für die Archivierung von Dokumenten, Exponaten und Sammelstücken.
Im Jahre 2001 begannen dann die ersten Arbeiten an der Flughafen-Empfangshalle. Und ab diesem Zeitpunkt ging es Schlag auf Schlag. Der Einsatz zeigte schnellen und großen Erfolg. Es entstanden die neuen Hallenfenster und das eindrucksvolle Hauptportal. Im Laufe der nächsten Jahre wurde aus einer finsteren Großhöhle ein Prachtsaal.
Der Lichthof entstand und welch wundervoller Glanz hier eingezogen ist, das können wir heute sehen. Es war ein langer und arbeitsintensiver Weg, der sich über viele Jahre hingezogen hat, aber dieser Weg hat sich gelohnt. Denn was daraus geworden ist, dass können wir heute besser denn je sehen und spüren.
„Ich will Euch mein Erfolgsgeheimnis verraten: Meine ganze Kraft ist nichts anderes als Ausdauer!“ sagte einmal Pasteur und lieber Herr Meyer, diese Aussage könnte von Ihnen sein.
Und für diese Ausdauer und das großartige Engagement möchte die Kölner FDP, heute stellvertretend Ihnen, liebe Frau Nickel-Meyer und lieber Herr Meyer als Vorstand der Stiftung Butzweilerhof diesen Friedrich-Jacobs-Preis verleihen.
Möge er Sie und Ihre zahlreichen Mitarbeiter, Stifter, Unterstützer und Sponsoren für die vielfältigen Aufgaben und Ihren Einsatz zur Rettung und Gestaltung des ersten zivilen Flughafens unserer Stadt Köln belohnen und für Ihre weitere Arbeit motivieren.
Meinen herzlichen Glückwunsch!