"Der 'kleine Mann'"

„…oder so“ – Die Kolumne von Maren Friedlaender

25.03.2017 Meldung FDP-Kreisverband Köln

Der „kleine Mann“ ist eine Spezies, die sich auf einem Gebiet zwischen Schleswig-Holstein und Bayern aufhält, süd-westlich bis an die französische Grenze. Im Osten lebt sie verbreitet bis an die Flussauen der Oder; auch an Rhein, Ruhr und deren Zuläufen.

Nach zahlreichen Expeditionen konnte ich ihr Vorkommen in Südeuropa nicht nachweisen. Das ist insofern merkwürdig, als die Bedingungen dort ideal wären. Hinter den Alpen leben aber nur große Männer. Oder kennen Sie einen Italiener, der sich freiwillig als kleinen Mann tituliert? Italiener, egal ob sie als Müllmann oder Professor für Abfallentsorgung arbeiten, sehen sich als große Männer. Gefällt mir. 

Die deutsche Selbstverzwergung nervt, insbesondere der Verzwergungsspezialist Martin Schulz. Er pilgert gerade mit der Kleine-Mann-Nummer durchs Land: Martin, der gerade noch in Straßburger Gänseleber und Brüsseler Spitzen schwelgte, ausgestattet mit einem Gehalt, von dem der umgarnte Klein- und Mittelbürger nur träumt. Derselbe Martin strickt nun an der Mär, dass er die Sorgen und Nöte der Abstiegsgefährdeten genau kenne – ja woher denn? Aus dem DGB-Zentralorgan oder hat er einen Fortbildungskurs „Wie lebt der kleine Mann“ belegt?

Nein, Martin trifft den „kleinen Mann“ leibhaftig, in Form von Arbeitern, Rentnern oder junge Paaren, die ihm ihre Ängste und Verzweiflung beschreiben. Als Bundeskanzler will er nun Schutzpatron der Geknechteten werden. Wie herablassend klingt seine Erzählung vom verzwergten Deutschen? Das Schulz-Menschenbild zeigt einen erstarrten, hilfsbedürftigen Bürger, der nicht in der Lage ist, sein Leben selbst zu gestalten und den jeder Schicksalsschlag aus der Bahn wirft. Er braucht die sozialdemokratische Hand, die ihn führt und füttert. Liberale sehen das anders: Die Mehrheit der Menschen ist fähig, ihr Leben zu meistern. Unser Sozialstaat gibt ihnen ein hohes Maß an Sicherheit.

Wenn Schulz über Deutschland spricht und dabei „soziale Unwuchten“ anprangert, fühlt man sich in die Zeit der industriellen Revolution zurückversetzt. Mehr soziale Leistungen und bessere staatliche Betreuung sind sein Rezept. Die bürgerliche Mitte ist aber zur Eigenverantwortung fähig. Wir Liberalen wollen diese Wähler vor den steigenden Abgabenlasten schützen, die Schulz verspricht. Denn der eigene Verdienst gibt Menschen die Freiheit, ihr Leben nach ihren Wünschen zu gestalten.

Ja, und wenn es denn so viel zu reformieren gibt, warum hat sie es nicht schon lange getan, die gute alte SPD, die in den letzten zwanzig Jahren, nur mit kurzer Unterbrechung, an der Macht war? Verantwortung übernehmen für den eigenen Driss von gestern, Herr Schulz. Und übrigens, schon gehört: Den Deutschen geht es, einem UN-Lebensqualitäts-Index zufolge, sehr gut. In einem weltweiten Ranking erreicht das Land Platz vier. Verbessern könnten sich die Bewohner nur mit einem Umzug in drei Länder. Unserem 100-Prozent-Martin würde ich Australien empfehlen. Was sagte die Münchener Nockherberg-Merkel-Parodie gerade: „Schulz! Deutschland ist noch nicht bereit für einen Mann als Kanzlerin!“

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Maren Friedlaender

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