"Positiv sollten Sie den Tag beginnen"

„…oder so“ – Die Kolumne von Maren Friedlaender

18.06.2016 Meldung FDP-Kreisverband Köln

In meiner Schulzeit, ich weiß, ist schon etwas her, da gab es beim NDR einen allmorgendlichen Beitrag. Der begann immer so: „Positiv sollten Sie den Tag beginnen.“ Frau Dr. Eberlein - ob die wohl noch lebt? - frohlockte den Satz ins Mikrofon: dynamisch und mit unerschütterlicher Zuversicht, die Betonung auf „poohsitiv“.

Und dann kam’s: Sie ermunterte uns müde Menschen, die herrlichen grünen Bäume anzuschauen oder die Luft tief, sie sagte „tiiehf“, einzuatmen (inklusive CO2 – da ist sie schon wieder, meine Miesepetrigkeit). Nein, Frau Dr. Eberlein war positiv und stimmte die NDR-Hörer auf einen wundervollen Tag ein. Sie müsste jetzt auf die Hundert zugehen, aber ist sicher immer noch voller Optimismus. Wenn sie noch lebt.

Ich bin ein Morgenmuffel. Manchmal hatte ich bei so überbordender Fröhlichkeit zur frühen Stunde das Bedürfnis, der munteren Lebensberaterin gegen das Schienbein zu treten oder zumindest gegen den Radioapparat, aus dem ihre Stimme drang. Jetzt bin ich älter und weiser.

Sehen Sie Ihrem Nachbarn, dem mit dem grässlichen Dobermann, mal mit poohsitiven Blick entgegen - ja, auch dem Zähne fletschenden Hund. Und wie Dobermanns Herrchen rufen wir bei dem von der Leine gelassenen Putin: „Der will nur spielen!“ Vielleicht ist Frau Schwarzer gar nicht so unnett und Maybritt kocht ihrem René Obermann abends ganz lieb einen Fair Trade Biohummer mit selbstgemachter Mayo. Vielleicht ist sogar Donald Trump ein reizender Familienvater und Hillary ist nur manchmal etwas unleidlich, weil – na ja, Sie wissen schon - Lewinsky und so…

Poohsitiv! David Maria Precht muss gar kein so übler Kerl sein, wenn er bloß ab und zu den schweigenden Philosophen gäbe. Der dauerbeleidigte Erdogan hat bestimmt eine total schwere Kindheit gehabt und Angela Merkel meint es gut wie eine Mutter mit uns. Steinmeier schaut nur permanent so zerknirscht, damit wir wissen, dass jemand sich um unsere Probleme in der Welt kümmert und der hammerharte Dieter B. ist wahrscheinlich ein armes Hascherl, das nur mal in den Arm genommen werden will.

Sommeranfang, Sonne, Wärme, Fußball-Europameisterschaft, Ferienzeit und Grillsaison – von den Rauchschwaden aus dem Nachbargarten lassen wir uns nicht aus der Ruhe bringen. Denken wir an Frau Dr. Eberlein. Poohsitiv! Einatmen, ausatmen. Am Montagmorgen üben wir das alle gemeinsam: Poohsitiv sollten wir die Woche beginnen oder so… Nein, sorry: ohne oder so.

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Maren Friedlaender

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