"Und ab die Post"

„…oder so“ – Die Kolumne von Maren Friedlaender

26.03.2016 Meldung FDP-Kreisverband Köln

„Brief, was dat denn?“, fragte mich neulich so ein mit Iphone ausgerüsteter Steppke. Er begaffte mich, als sei ich gerade einer Postkutsche entstiegen. „Briefe, das sind…“, stotterte ich. Wie erklärt man das einem simsenden und twitternden Jungen? „Also, Brief ist, wenn man etwas auf ein Blatt Papier schreibt und per Post transportieren lässt.“ „Klingt kompliziert“, meinte der Junge. Dabei war ich noch gar nicht fertig. Man muss den Brief erst in einen Briefkasten werfen. Vorher natürlich eine Wertmarke draufkleben, sonst geht die Post nicht ab.

Die Marke bekommt man bei einem Postamt. Das ist leicht zu finden. Wenn man in einer Straße etwas Gelbes sieht, wovor eine lange Menschenlange wartet, dann ist man richtig. Vor Feiertagen ist die Schlange besonders lang, weil viele Menschen total retro-mäßig Karten mit, zum Beispiel, lustigen Osterhasen verschicken. Ostern und Weihnachten kommen für die Post immer überraschend. Alle Jahre wieder, weshalb nur zwei Schalter geöffnet sind, die sonst schon nicht ausreichen. Das mit den Feiertagen muss man dem Vorstandsvorsitzenden mal erklären. Der heißt Appel und hat einen Doktortitel. Der versteht das bestimmt. 

In der Warteschlange hat man viel Zeit, den Postbetrieb zu studieren. Von den zwei Schaltern ist einer immer gerade nicht besetzt. Der Postangestellte ist dann „irgendwo hinten“. Wenn man bittet, noch einen Schalter zu öffnen, sagt der Übriggebliebene – „Die Kollegen sind irgendwo hinten“. Was die da machen, möchte ich gar nicht wissen. So ein Postler hat sicher seine Bedürfnisse. 

Pro Kunde braucht ein Postangestellter im Schnitt zehn Minuten. Meine persönliche Statistik. Postkunden haben immer ein irgendwie schwer lösbares Problem. Ich bin noch nicht dahinter gekommen, was für kniffelige Sachen das sind. Ich brauche eigentlich immer nur Marken. Manchmal kommen auch junge Leute. Schau einer an, denke ich, schreiben die doch noch Briefe. Falsch. Die Jugendlichen balancieren bis zu zehn Pakete. Da steht „Zalando“ drauf oder so und drin sind Schuhe, T-Shirts und das kleine Schwarze, das die Mädels bei der letzten Party getragen haben und jetzt zurückschicken. Gar nicht so doof. 

Die Zalando-Rücksender heben die Durchschnittsabfertigungszeit erheblich. Deshalb verlasse ich die Schlange. Ich verzichte auf den Markenvorrat und beschließe, eine einzelne Briefmarke zu kaufen. Dafür gibt es nämlich einen Automaten. Die Post ist manchmal ganz schön modern. Für den Automaten braucht man passendes Geld. Rückgeld gibt’s nicht! Denken Sie jetzt aber nicht, die Post bereichere sich an ihren Kunden. Nein, sie zahlt den Rest total korrekt in Marken aus. Ich besitze ungefähr hundert Restmarken mit Werten zwischen 1 bis 9 Cent. Die klebe ich demnächst alle auf einen Brief und schau mal, ob Herr Doktor Appel das akzeptiert? Leider steht an den Automaten meist: „defekt“, manchmal auch „defeckt“. Deshalb gehe ich nach Hause und schreibe eine Mail. Immerhin weiß ich jetzt, woher das Wort „Post-traumatisch“ kommt. Und nächstes Mal erzähle ich Ihnen von meinem Abenteuer mit einem Postpaket.

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Maren Friedlaender

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