"Maß für Maß"

„…oder so“ – Die Kolumne von Maren Friedlaender

04.06.2016 Meldung FDP-Kreisverband Köln

Wir sind mal wieder reif für die Insel, das ganze Land. Siehe die nationale Erregung um das Gauland-Zitat. Ich finde, Fußball-Star Boateng handhabt das wunderbar alleine und braucht weder prominente Krokodilstränen noch Unterstützermails, inklusive der der Kanzlerin. Ein bisschen Abstinenz täte uns allen gut und brächte Herrn Gauland und der AfD weniger Publicity. 

Damit zum Thema der Kolumne: Maß und Maß halten. "Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet! Denn wie ihr richtet, so werdet ihr gerichtet werden, und nach dem Maß, mit dem ihr messt und zuteilt, wird euch zugeteilt werden." (Matthäus 7, 1-2) Der Bibelsatz inspirierte Shakespeare zum Schreiben der Komödie „Maß für Maß“. Im Stück stellt sich schnell heraus, dass eher mit zweierlei Maß gemessen wird. Ähnlich die Alltagserfahrung, die in der gängigen Weisheit mündet: Wenn zwei das Gleiche tun, ist das noch lange nicht dasselbe.

Ja, so ist das wohl. Zum Beispiel Rainer Brüderle und Volker Beck. Verfehlungen haben sich beide zu Schulden kommen lassen. Der eine mit Annäherungen an Journalistinnen, die angeblich über das sich Ziemende hinausgingen, der andere wurde mit der Droge Crystal Meth erwischt, die er im Auto wohl nicht nur durch Berlin spazieren fuhr. Becks Entschuldigung, er habe sich schon immer für eine liberale Drogenpolitik ausgesprochen, klang genauso abstrus wie seine Haltung in Sachen Sex zwischen Kindern und Erwachsenen. 

In einem 1988 erschienenen Buch schrieb Beck: "Eine Entkriminalisierung der Pädosexualität ist angesichts des jetzigen Zustandes ihrer globalen Kriminalisierung dringend erforderlich." Diesen Satz des Grauens überstand er unbeschadet, während er gleichzeitig mit seinem Pestalozzi-Zeigefinger auf andere deutete und den Beckmesser gab.

Brüderle wurde wochenlang von der Presse gehetzt, keine Talkshow ließ das Thema aus. Der ehemalige Bundeswirtschaftsminister und FDP-Fraktionsvorsitzende verschwand aus dem öffentlichen Leben. Von der Hatz hat er sich bis heute nicht erholt. 

Für Volker Beck dagegen gab es von Anfang an Flankenschutz seitens der Medien: Man solle einen Mann wegen einer solchen Verfehlung nicht verurteilen, lautete das milde Urteil. Psychologen entschuldigten den Drogenmissbrauch mit dem Stress des Politikers. Ach - da müsste die Kanzlerin ja permanent high durch Berlin rauschen. 

Nun hat sich gar ein Unterstützerkreis gefunden, der sich für Becks erneute Bundestagskandidatur einsetzt. Mit von der Partie einige der üblichen Verdächtigen: Hella von Sinnen, Pfarrer Hans Mörtter, Lea Rosh (wer war das nochmal?) und Günter Wallraff, aber überraschend auch Josef Schuster vom Zentralrat der Juden und sein Kollege Khorchide von der anderen Glaubensfraktion. Fehlt nur noch Alice Schwarzer, die sich im Medienkrieg gegen Brüderle verausgabte, während ihr eigenes Steuervergehen allseits schnell vergessen und verziehen wurde. Sie tingelt munter weiter durch die Talkshows.

Brüderle und Beck. Wenn zwei das Gleiche tun…. 

Vielleicht liegt es daran: Alle Studien zur politischen Einstellung von Journalisten zeigen, dass eine überwiegende Zahl sich selbst dem linken Spektrum zuordnet. Meine Meinung: Das Maß ist langsam voll oder so…

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Maren Friedlaender

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