Trauer wird noch lange nachklingen

Zum Tod von Guido Westerwelle und Hans Dietrich Genscher

11.06.2016 Pressemeldung KölnLiberal - Zeitschrift für Freie Demokraten in Köln

Lorenz Deutsch
Lorenz Deutsch, MdL

Nach dem Verlust von Guido Westerwelle mussten wir uns mit Hans Dietrich Genscher von der zweiten prägenden Persönlichkeit für unsere Partei verabschieden. Ihr Verlust trifft uns tief und die Trauer wird noch lange nachklingen.

Beide waren unverwechselbare, streitbare und konsequente Kämpfer für eine liberale Gesellschaft, deren Verdienste eine je eigene umfangreiche Würdigung verdienen. Die öffentliche Anteilnahme über alle Parteigrenzen hinweg hat dies eindrucksvoll gezeigt und es macht Mut zu sehen, dass es bei aller tagespolitischen Auseinandersetzung eine Respekt gibt, der vom demokratischen Konsens einer großen Mehrheit getragen wird. Für diesen Konsens immer wieder neu zu arbeiten und zu streiten, ist sicher die zentrale Botschaft, die uns beide mit ihrem Wirken hinterlassen.

Mit dem engen Zusammenfall ihrer Tode trat für Viele das Verbindende ihrer Lebensleistung ins Bewußtsein. Mit ihnen gehen die beiden wohl prägendsten Politiker der FDP in den letzten 40 Jahren. Hans Dietrich Genscher hat mit Willy Brandt und Helmut Schmidt die Reformjahre der Bundesrepublik gestaltet und in der sozial-liberalen Koalition für die Westbindung und das marktwirtschaftliche Erbe von Ludwig Erhard gekämpft. Beides hat ihn 1982 die Wende zur Koalition mit der CDU vollziehen lassen, wo er mit Helmut Kohl die unerwartete Chance zur deutschen Einheit und der Beendigung des alten Ost-West-Konfliktes beherzt und umsichtig ergriffen hat. Unvergessen bleibt sein Auftritt in der Prager Botschaft.

In der Bewunderung und der Anerkennung für die vollendete Lebensleistung von Hans Dietrich Genscher wurde die Trauer um die Vorzeitigkeit von Guido Westerwelles Tod noch spürbarer. In der Rückschau zeigt sich deutlich, mit welcher Konsequenz Guido Westerwelle die von Hans Dietrich Genscher eingeschlagene Richtung für die FDP verfolgt hat. Sein Eintreten für eine klare marktwirtschaftliche Orientierung und einen Staat, der den Bürgern Freiheit gibt und lässt, hat die FDP zu großen Erfolgen geführt.

Er war einer der ersten Politiker, der die neuen Bedingungen der Mediendemokratie verstanden und genutzt hat. Mit dem Mut, Neues auszuprobieren, hat er sich auch manchen Spott eingehandelt, aber er hat immer aus innerer Überzeugung gehandelt und mit offenem Visier keine Auseinandersetzung gescheut. Es war schön zu sehen, dass ihm gerade das in den Nachrufen und Erinnerungen von Wegbegleitern aller Lager hoch angerechnet wurde.

Nach dem grandiosen Sieg bei der Bundestagswahl 2009 hat er das innenpolitische Feld verlassen und wurde Außenminister. Seine Schwerpunktsetzungen in diesem Amt zeigen gerade angesichts der jüngsten Entwicklungen große Weitsicht. Mit seinem Engagement für den arabischen Frühling, seiner Zurückhaltung gegenüber militärischen Interventionen und der Betonung der Notwendigkeit nuklearer Abrüstung stand er in der besten Tradition bundesdeutscher Außenpolitik, wie sie von Hans Dietrich Genscher geprägt wurde.

Hans Dietrich Genscher und Guido Westerwelle hinterlassen große Fußspuren. Sie werden uns Ansporn sein! Wir sind beiden in Dankbarkeit und Trauer verbunden.

Lorenz Deutsch
Stellvertretender Kreisvorsitzender der FDP-Köln

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Lorenz Deutsch

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Sachkundiger Bürger, Ausschuss Kunst und Kultur, Vorsitzender des FDP-Bezirksverbands Köln, Kulturpolitischer Sprecher der FDP-Ratsfraktion

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