"Die Suppe von 2016"

„…oder so“ – Die Kolumne von Maren Friedlaender

31.12.2016 Meldung FDP-Kreisverband Köln

Die letzten Takte von „Last Christmas“ noch nicht verklungen, schon geht’s weiter mit den Jahresrückblicken: George Michael tot, Fidel Castro tot, David Bowie, Prince, in allen Medien Listen mit den 2016 verstorbenen Größen. Auch Zsa Zsa Gabor, ich wusste gar nicht, dass die noch lebte. Uns Frauen hat die Diva nützliche Weisheiten hinterlassen: „Ich habe einen Mann nie so sehr gehasst, dass ich ihm seine Diamanten zurückgegeben hätte.“ Ach ja, die Diven? Sterben auch aus – das ganze Genre. Jetzt haben wir es mit den Lombardis zu tun.

Merkwürdig, dieses alljährliche Rückblicken. Als ob am 1. Januar tatsächlich etwas Neues begänne. Ist natürlich Käse. Irgendwie wird alles so weitergehen. Wir müssen die Suppe, die wir uns 2016 eingebrockt haben, 2017 auslöffeln – jeder Einzelne, das Land, global. Aber, ein wenig Besinnung, Selbstkritik und gute Vorsätze können nicht schaden. 

Während am Dom die bunte Lichtershow aufgebaut wird und gleich 1500 Polizisten aufmarschieren, um die Silvestersause zu schützen, gehe ich mal in mich - nicht ohne Reue: In meiner Kolumne habe ich Köln übers Jahr ganz schön zugesetzt. Mit der Stadt, in der man lebt, ist es wie mit der lieben Verwandtschaft: Man zieht übereinander her, kracht sich, lässt kein gutes Haar aneinander, aber wehe es kommt - nur so als Beispiel - ein Düsseldorfer. Fängt er das Mäkeln an, schließen sich die Reihen. Ach, Kölle, am Ende hab ich Dich doch lieb. Deshalb nun eine zarte Jahresschluss-Umarmung:

Gerade fiel mir ein Taschenbuch in die Hände. Titel: „Städtebeschimpfungen“. Ein Rundumschlag des bekannt grantigen, österreichischen Bühnenautors Thomas Bernhard. Kaum eine Stadt, die er verschonte, schön alphabetisch geordnet: von A, wie Altaussee: „Ich habe Altaussee immer gehasst, diese alten Häuser, diese alten Leute, alles muffig und vermodert, alles feucht.“ Bis Z wie Zell am See. Dazwischen Lübeck: „… dieser grauenhaften Stadt Lübeck. Alle diese am Meer gelegenen Städte stinken, aber in Lübeck stinkt es am mitleidlosesten.“ Oder Bremen: „Bremen verabscheute ich vom ersten Moment an, es ist eine kleinbürgerliche unzumutbar sterile Stadt.“ „In Trier ist die Intelligenz nicht zuhause.“ Autsch! Bochum? „Bochum soll mich am Arsch lecken. Wenn wir hier weg sind, können wir aufatmen.“

Köstlich. Ich kaufte das Büchlein für neun Euro. Das war es mir wert, wollte ich doch in aller Ruhe unter „K“ stöbern: Kitzbühel, Koblenz, Krottendorf. Sonst nichts? Keine Köln-Beschimpfung. Ob Bernhard nie in Köln war? Nichts darüber. Aber eben auch kein Verriss – ist doch schon was. Und das Beste: volle Breitseite gegen Düsseldorf. Geht runter wie kaltes Kölsch. Danke, Thomas Bernhard. Und nun, Ihr Mitbürger, Politiker, Dezernenten, Frau Oberbürgermeisterin, halten wir uns alle mal bei den Händen und nehmen uns vor, dass Köln 2017 nicht zwischen Koblenz und Krottendorf landet oder so…

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Maren Friedlaender

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