Stark gedimmte Erwartungen
Das Geld für die beleuchtete Laufstrecke ist da, Naturschützer sind skeptisch - Ein Ortstermin
06.12.2015 Meldung FDP-Frakion im Rat der Stadt Köln
Von Thorsten Moeck
Und plötzlich ist es nur noch finster im Grüngürtel nahe des Adenauerweihers. Das beständige Surren eines Aggregats verstummt, zwei große und zwei kleine Laternen gehen aus. Im Hauruck-Verfahren hat die Rheinenergie die Beleuchtung provisorisch in den Boden gestampft und mit Verlängerungskabeln verbunden. Doch nun stehen sie im Dunkeln, die Verantwortlichen des Vereins "Sportstadt Köln" und die Damen und Herren des Beirats der Unteren Landschaftsbehörde.
Wer will, kann dies als schlechtes Omen werten. Mit dem Ortstermin im Wald versucht der Verein sein Prestigeprojekt, die beleuchtete Laufstrecke, irgendwie zu retten. Rund um den Weiher wollen die Verantwortlichen 63 Laternen aufstellen lassen, jede vier Meter hoch und mit insektenfreundlichem LED-Licht versehen. "Es geht nicht nur um Insekten oder Vögel, sondern um die Lichtverschmutzung", stellt Beiratsmitglied Harald von Stein klar und verweist auf die "BFN Skripten 336" vom Bundesamt für Naturschutz.
Das Licht ist zwar noch nicht ganz aus, doch der Vorstand von Sportstadt Köln muss seine Erwartungen an die Laufstrecke stark dimmen. Schon der Begriff "Beleuchtete Laufstrecke" passt dem Beirat nicht, die Mitglieder sprechen lieber von einer "Orientierungsbeleuchtung". Kleine Stelen, etwa 60 Zentimeter hoch, sollen den Läufern nach Vorstellung des Beirats den Weg leuchten. Dem Verein ist dies zu wenig. "Auch Frauen sollen abends laufen gehen, es sollen keine Angst-Räume entstehen", argumentiert Volker Staufert, ehemaliger Vorsitzender von Sportstadt Köln. Die Antwort einer Dame des Beirats hallt barsch durch den Wald: "Wer Angst hat, soll zu Hause bleiben".
Derart unversöhnlich ist die Atmosphäre nur selten. Am Montag tagt der Landschaftsbeirat, um zu entscheiden, ob es noch eine Chance für das Projekt gibt, das vor mittlerweile 14 Jahren von CDU und FDP in die Umlaufbahn der städtischen Gremien geschickt wurde. Seitdem kreist es wie ein Planet durch diverse Ausschüsse. Gutachten wurden erstellt, um die Auswirkungen des Lichts auf Fledermäuse und Waldohreule zu beleuchten. "Wir wollen bei unserer Entscheidung die Chance für eine Alternative lassen", betont Harald von Stein nachgiebig.
Für den Verein "Sportstadt Köln", der vor vier Jahren gegründet wurde, geht es bei der Frage nach der geeigneten Lauf-Beleuchtung auch ums Geld. Die Wunsch-Variante kostet 210 000 Euro, das Geld haben Sponsoren bereitgestellt. Kosten bis zu 560 000 Euro befürchtet der Verein, falls die Strecke durch kleine Leuchten erhellt werden soll, denn für die gleiche Lichtleistung benötige man dann 250 statt nur 63 Leuchten. "Die Rechnung passt nicht, die werden wir nochmal auseinandernehmen", kontert Harald von Stein vom Landschaftsbeirat.
Kommenden Mittwoch trifft sich der Sportstadt-Vorstand, zu dem Vertreter der Stadtverwaltung, der Sporthochschule, der Wirtschaft und des Stadtsportbundes gehören. Dann soll entschieden werden, ob die Fortsetzung der Bemühungen um die beleuchtete Laufstrecke noch Sinn macht. "Wir besprechen das weitere Vorgehen", verkündet Volker Staufert so neutral wie möglich. Enttäuscht ist er allemal. "Das was an Licht übrig bleibt, erinnert an die Gang-Beleuchtung in einem dunklen Flugzeug", sagt er. Dem Beirat reicht dies aber, um die Jogger durch den dunklen Forst zu lotsen.
Ursprünglich hatte sich der Verein verpflichtet, den zwei Kilometer langen Rundkurs innerhalb von drei Jahren zu errichten - das wäre dieses Jahr gewesen. Der Sportausschuss hat in seiner Sitzung am Donnerstag eine zweijährige Fristverlängerung gewährt. Der Meteorit kreist also weiter - nur nicht mehr ganz so hell.